ders fort, nimmt seinen eignen Weg neben den andern, und thut seine Wirkung, wie jene, ohne daß eine sich mit der andern verwirret.
§. 126.
Obgleich zu derselben Zeit, da die sinnlichen Eindrü- cke von Vorstellungen ins Gehirn sich in einen gewissen Nervenzweig fortpflanzen, und durch ihn ihre Seelenwir- kung verrichten, in denselben Nervenzweig auch äußere sinnliche Eindrücke gemachet werden, die auf eben demsel- ben Wege, aufwärts zum Gehirn, bis an den Ursprung des Nerven, gehen, von welchem der sinnliche Eindruck ins Gehirn herabgekommen; so hindern sich doch diese bey- derseitigen sinnlichen Eindrücke in ihrem Fortgange vom und zum Gehirn, ohnerachtet sie in ihrer Richtung ein- ander entgegengesetzet sind und sich begegnen, auf keine Wei- se, sondern es erfolget die Wirkung eines jeden eben so, als ob er den entgegengesetzten Eindruck nicht empfangen hät- te. §. 17. 18. H. P. §. 377. Jst es nicht aus dieser wahrhaften Bemerkung höchst wahrscheinlich, daß von der Menge der Nervenfaden, woraus jeder einzelne Nerve be- steht, §. 13. nur einige dazu dienen, den äußern sinnli- chen Eindruck, der in die Spitze des Nerven gemachet wird, (vielleicht die in den Spitzen befindlichen Lebensgei- ster,) nur aufwärts nach dem Gehirne zu senden, dahin- gegen andre nur bestimmet sind, den sinnlichen Eindruck im Gehirne, (vielleicht die beym Ursprunge des Nerven im Gehirne befindlichen Lebensgeister,) nur niederwärts vom Gehirne ab, nach den Spitzen des Nerven zu führen; so wie es zweyerley Blutgefäße giebt, die solche entgegen- gesetzte Wirkungen thun. Nach dieser Vergleichung, wel- cher die Jdee des Borellus (de mot. anim. §. 159.) am nächsten kömmt, und die A. Monro (de nervis §. 48.) nicht hinlänglich widerleget, würde das Gehirn, das die Lebensgeister erzeuget, §. 11. dieselben in einem Nerven durch gewisse Faden herab in die Spitzen, (Empfindungs-
wärzgen,)
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3 Abſchn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen ꝛc.
ders fort, nimmt ſeinen eignen Weg neben den andern, und thut ſeine Wirkung, wie jene, ohne daß eine ſich mit der andern verwirret.
§. 126.
Obgleich zu derſelben Zeit, da die ſinnlichen Eindruͤ- cke von Vorſtellungen ins Gehirn ſich in einen gewiſſen Nervenzweig fortpflanzen, und durch ihn ihre Seelenwir- kung verrichten, in denſelben Nervenzweig auch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke gemachet werden, die auf eben demſel- ben Wege, aufwaͤrts zum Gehirn, bis an den Urſprung des Nerven, gehen, von welchem der ſinnliche Eindruck ins Gehirn herabgekommen; ſo hindern ſich doch dieſe bey- derſeitigen ſinnlichen Eindruͤcke in ihrem Fortgange vom und zum Gehirn, ohnerachtet ſie in ihrer Richtung ein- ander entgegengeſetzet ſind und ſich begegnen, auf keine Wei- ſe, ſondern es erfolget die Wirkung eines jeden eben ſo, als ob er den entgegengeſetzten Eindruck nicht empfangen haͤt- te. §. 17. 18. H. P. §. 377. Jſt es nicht aus dieſer wahrhaften Bemerkung hoͤchſt wahrſcheinlich, daß von der Menge der Nervenfaden, woraus jeder einzelne Nerve be- ſteht, §. 13. nur einige dazu dienen, den aͤußern ſinnli- chen Eindruck, der in die Spitze des Nerven gemachet wird, (vielleicht die in den Spitzen befindlichen Lebensgei- ſter,) nur aufwaͤrts nach dem Gehirne zu ſenden, dahin- gegen andre nur beſtimmet ſind, den ſinnlichen Eindruck im Gehirne, (vielleicht die beym Urſprunge des Nerven im Gehirne befindlichen Lebensgeiſter,) nur niederwaͤrts vom Gehirne ab, nach den Spitzen des Nerven zu fuͤhren; ſo wie es zweyerley Blutgefaͤße giebt, die ſolche entgegen- geſetzte Wirkungen thun. Nach dieſer Vergleichung, wel- cher die Jdee des Borellus (de mot. anim. §. 159.) am naͤchſten koͤmmt, und die A. Monro (de nervis §. 48.) nicht hinlaͤnglich widerleget, wuͤrde das Gehirn, das die Lebensgeiſter erzeuget, §. 11. dieſelben in einem Nerven durch gewiſſe Faden herab in die Spitzen, (Empfindungs-
waͤrzgen,)
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3 Abſchn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen ꝛc.
ders fort, nimmt ſeinen eignen Weg neben den andern,
und thut ſeine Wirkung, wie jene, ohne daß eine ſich mit
der andern verwirret.
§. 126.
Obgleich zu derſelben Zeit, da die ſinnlichen Eindruͤ-
cke von Vorſtellungen ins Gehirn ſich in einen gewiſſen
Nervenzweig fortpflanzen, und durch ihn ihre Seelenwir-
kung verrichten, in denſelben Nervenzweig auch aͤußere
ſinnliche Eindruͤcke gemachet werden, die auf eben demſel-
ben Wege, aufwaͤrts zum Gehirn, bis an den Urſprung
des Nerven, gehen, von welchem der ſinnliche Eindruck
ins Gehirn herabgekommen; ſo hindern ſich doch dieſe bey-
derſeitigen ſinnlichen Eindruͤcke in ihrem Fortgange vom
und zum Gehirn, ohnerachtet ſie in ihrer Richtung ein-
ander entgegengeſetzet ſind und ſich begegnen, auf keine Wei-
ſe, ſondern es erfolget die Wirkung eines jeden eben ſo, als
ob er den entgegengeſetzten Eindruck nicht empfangen haͤt-
te. §. 17. 18. H. P. §. 377. Jſt es nicht aus dieſer
wahrhaften Bemerkung hoͤchſt wahrſcheinlich, daß von der
Menge der Nervenfaden, woraus jeder einzelne Nerve be-
ſteht, §. 13. nur einige dazu dienen, den aͤußern ſinnli-
chen Eindruck, der in die Spitze des Nerven gemachet
wird, (vielleicht die in den Spitzen befindlichen Lebensgei-
ſter,) nur aufwaͤrts nach dem Gehirne zu ſenden, dahin-
gegen andre nur beſtimmet ſind, den ſinnlichen Eindruck
im Gehirne, (vielleicht die beym Urſprunge des Nerven
im Gehirne befindlichen Lebensgeiſter,) nur niederwaͤrts
vom Gehirne ab, nach den Spitzen des Nerven zu fuͤhren;
ſo wie es zweyerley Blutgefaͤße giebt, die ſolche entgegen-
geſetzte Wirkungen thun. Nach dieſer Vergleichung, wel-
cher die Jdee des Borellus (de mot. anim. §. 159.) am
naͤchſten koͤmmt, und die A. Monro (de nervis §. 48.)
nicht hinlaͤnglich widerleget, wuͤrde das Gehirn, das die
Lebensgeiſter erzeuget, §. 11. dieſelben in einem Nerven
durch gewiſſe Faden herab in die Spitzen, (Empfindungs-
waͤrzgen,)
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/143>, abgerufen am 25.11.2024.
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