dieser materiellen Empfindung stärker auszudrücken und wirksamer zu machen, bis die noch übrigen fehlenden Thei- le der ganzen materiellen Empfindung, durch diese Bemü- hung der thierischen Seelenkräfte, endlich entweder wirklich hervorgebracht sind, da dann die Bestrebung aufhöret, (durch die Befriedigung des Triebes oder der Leidenschaft,) oder das Bestreben der thierischen Seelenkräfte wieder nachläßt, ohne damit zu Stande gekommen zu seyn; (durch Entkräf- tung des Triebes oder der Leidenschaft.) Ersteres kann, wenn die unvollständige materielle Empfindung eine wahre äußerliche seyn müßte, um vollständig zu werden, ohne Hinzukommung eines äußern sinnlichen Eindrucks in die Nerven, nicht geschehen. §. 35. Alle Wirkungen, welche die Triebe und Leidenschaften der Seele unmittelbar ins Ge- hirn äußern, sind also materielle Jdeen einer Vorherse- hung und Erwartung, die Theile der vollständigen mate- riellen Jdee einer künftigen Empfindung sind, nebst den starken sinnlichen Eindrücken der Lust oder Unlust, die in diese materielle Vorhersehung gehören; und wenn diese ma- teriellen Jdeen in der thierischen Oeconomie Wirkungen veranlassen, so sind es keine andre, als die von der unvoll- ständigen materiellen Empfindung mit den Wirkungen der darinn enthaltenen Eindrücke der sinnlichen Lust oder Un- lust vereiniget, mit ungemeiner Stärke ausgedrücket. §. 93.
§. 95.
Ein sinnlicher Trieb und eine Leidenschaft hören auf und werden gehindert, entweder durch die Entkräf- tung der sinnlichen Reizungen, welche die Seele zu diesem starken Bestreben veranlassen, welches theils nach psycho- logischen, theils nach physiologischen Gründen geschehen kann; oder durch die Befriedigung, (Erfüllung der Vor- hersehung,) §. 81. daß nämlich das Bestreben der Seele seinen Zweck erreicht und die unvollständig in der Vorher- sehung liegende Empfindung wahr und vollständig wird, wozu in dem Falle, wenn die Empfindung eine äußerliche
ist,
I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
dieſer materiellen Empfindung ſtaͤrker auszudruͤcken und wirkſamer zu machen, bis die noch uͤbrigen fehlenden Thei- le der ganzen materiellen Empfindung, durch dieſe Bemuͤ- hung der thieriſchen Seelenkraͤfte, endlich entweder wirklich hervorgebracht ſind, da dann die Beſtrebung aufhoͤret, (durch die Befriedigung des Triebes oder der Leidenſchaft,) oder das Beſtreben der thieriſchen Seelenkraͤfte wieder nachlaͤßt, ohne damit zu Stande gekommen zu ſeyn; (durch Entkraͤf- tung des Triebes oder der Leidenſchaft.) Erſteres kann, wenn die unvollſtaͤndige materielle Empfindung eine wahre aͤußerliche ſeyn muͤßte, um vollſtaͤndig zu werden, ohne Hinzukommung eines aͤußern ſinnlichen Eindrucks in die Nerven, nicht geſchehen. §. 35. Alle Wirkungen, welche die Triebe und Leidenſchaften der Seele unmittelbar ins Ge- hirn aͤußern, ſind alſo materielle Jdeen einer Vorherſe- hung und Erwartung, die Theile der vollſtaͤndigen mate- riellen Jdee einer kuͤnftigen Empfindung ſind, nebſt den ſtarken ſinnlichen Eindruͤcken der Luſt oder Unluſt, die in dieſe materielle Vorherſehung gehoͤren; und wenn dieſe ma- teriellen Jdeen in der thieriſchen Oeconomie Wirkungen veranlaſſen, ſo ſind es keine andre, als die von der unvoll- ſtaͤndigen materiellen Empfindung mit den Wirkungen der darinn enthaltenen Eindruͤcke der ſinnlichen Luſt oder Un- luſt vereiniget, mit ungemeiner Staͤrke ausgedruͤcket. §. 93.
§. 95.
Ein ſinnlicher Trieb und eine Leidenſchaft hoͤren auf und werden gehindert, entweder durch die Entkraͤf- tung der ſinnlichen Reizungen, welche die Seele zu dieſem ſtarken Beſtreben veranlaſſen, welches theils nach pſycho- logiſchen, theils nach phyſiologiſchen Gruͤnden geſchehen kann; oder durch die Befriedigung, (Erfuͤllung der Vor- herſehung,) §. 81. daß naͤmlich das Beſtreben der Seele ſeinen Zweck erreicht und die unvollſtaͤndig in der Vorher- ſehung liegende Empfindung wahr und vollſtaͤndig wird, wozu in dem Falle, wenn die Empfindung eine aͤußerliche
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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
dieſer materiellen Empfindung ſtaͤrker auszudruͤcken und
wirkſamer zu machen, bis die noch uͤbrigen fehlenden Thei-
le der ganzen materiellen Empfindung, durch dieſe Bemuͤ-
hung der thieriſchen Seelenkraͤfte, endlich entweder wirklich
hervorgebracht ſind, da dann die Beſtrebung aufhoͤret, (durch
die Befriedigung des Triebes oder der Leidenſchaft,) oder
das Beſtreben der thieriſchen Seelenkraͤfte wieder nachlaͤßt,
ohne damit zu Stande gekommen zu ſeyn; (durch Entkraͤf-
tung des Triebes oder der Leidenſchaft.) Erſteres kann,
wenn die unvollſtaͤndige materielle Empfindung eine wahre
aͤußerliche ſeyn muͤßte, um vollſtaͤndig zu werden, ohne
Hinzukommung eines aͤußern ſinnlichen Eindrucks in die
Nerven, nicht geſchehen. §. 35. Alle Wirkungen, welche
die Triebe und Leidenſchaften der Seele unmittelbar ins Ge-
hirn aͤußern, ſind alſo materielle Jdeen einer Vorherſe-
hung und Erwartung, die Theile der vollſtaͤndigen mate-
riellen Jdee einer kuͤnftigen Empfindung ſind, nebſt den
ſtarken ſinnlichen Eindruͤcken der Luſt oder Unluſt, die in
dieſe materielle Vorherſehung gehoͤren; und wenn dieſe ma-
teriellen Jdeen in der thieriſchen Oeconomie Wirkungen
veranlaſſen, ſo ſind es keine andre, als die von der unvoll-
ſtaͤndigen materiellen Empfindung mit den Wirkungen der
darinn enthaltenen Eindruͤcke der ſinnlichen Luſt oder Un-
luſt vereiniget, mit ungemeiner Staͤrke ausgedruͤcket. §. 93.
§. 95.
Ein ſinnlicher Trieb und eine Leidenſchaft hoͤren
auf und werden gehindert, entweder durch die Entkraͤf-
tung der ſinnlichen Reizungen, welche die Seele zu dieſem
ſtarken Beſtreben veranlaſſen, welches theils nach pſycho-
logiſchen, theils nach phyſiologiſchen Gruͤnden geſchehen
kann; oder durch die Befriedigung, (Erfuͤllung der Vor-
herſehung,) §. 81. daß naͤmlich das Beſtreben der Seele
ſeinen Zweck erreicht und die unvollſtaͤndig in der Vorher-
ſehung liegende Empfindung wahr und vollſtaͤndig wird,
wozu in dem Falle, wenn die Empfindung eine aͤußerliche
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/124>, abgerufen am 04.07.2024.
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