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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
86. und je stärker alle diese sind, desto stärker sind ihre
Wirkungen. §. 26.

§. 88.

Die Vorstellungen, welche zur Erregung der Begier-
den und Verabscheuungen erfodert werden, nämlich die
Triebfedern des Gemüths, §. 83. Lust oder Unlust, in so
fern sie das Gemüth bewegen, (die Vorstellungskraft an-
strengen,) sind entweder sinnlich, §. 66. oder verständig.
§. 76. 80. Wenn sie sinnlich sind, das ist, wenn sie wah-
re äußere Empfindungen, oder andere sinnliche Vorstellun-
gen (Einbildungen) §. 67. oder Vorhersehungen §. 73.)
sind, so heißen sie sinnliche Triebfedern; (sinnliche
Reizungen, Reizungen des Fleisches,)
gehören sie hin-
gegen zum Verstande, Bewegungsgründe. Kitzel und
Schmerz sind also sinnliche Reizungen. §. 80.

§. 89.

Die sinnlichen Reizungen, (Triebfedern, welche auf
keine Weise mit den sinnlichen Eindrücken, Nervengefüh-
len §. 31. 32. 121. verwechselt werden müssen,) erregen
Begierden und Verabscheuungen, welche man sinnli-
che
nennet: §. 88. die Bewegungsgründe hingegen, ver-
ständige, (Begierden oder Verabscheuungen des
Willens.)
Mithin werden sinnliche Begierden und Ver-
abscheuungen durch sinnliche Lust oder Unlust erzeuget, das
ist, entweder durch wahre äußere Empfindungen, (durch
Lust oder Unlust der Sinnen, §. 80.) oder durch sinnliche
Einbildungen, Vorhersehungen, etc §. 88. und in so fern
ihr Gegenstand eine wahre äußere Empfindung ist, lassen
sie sich ohne äußern sinnlichen Eindruck in die Nerven nicht
befriedigen. §. 81. Man kann sich aber die Entwickelung
einer sinnlichen Begierde oder Verabscheuung aus den sinn-
lichen Reizungen auf verschiedene Weise gedenken. Es
gehören dazu in der Seele mancherley Vorstellungen, Vor-
hersehungen, Erwartungen, Anstrengungen der Vorstel-

stellungs-

I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
86. und je ſtaͤrker alle dieſe ſind, deſto ſtaͤrker ſind ihre
Wirkungen. §. 26.

§. 88.

Die Vorſtellungen, welche zur Erregung der Begier-
den und Verabſcheuungen erfodert werden, naͤmlich die
Triebfedern des Gemuͤths, §. 83. Luſt oder Unluſt, in ſo
fern ſie das Gemuͤth bewegen, (die Vorſtellungskraft an-
ſtrengen,) ſind entweder ſinnlich, §. 66. oder verſtaͤndig.
§. 76. 80. Wenn ſie ſinnlich ſind, das iſt, wenn ſie wah-
re aͤußere Empfindungen, oder andere ſinnliche Vorſtellun-
gen (Einbildungen) §. 67. oder Vorherſehungen §. 73.)
ſind, ſo heißen ſie ſinnliche Triebfedern; (ſinnliche
Reizungen, Reizungen des Fleiſches,)
gehoͤren ſie hin-
gegen zum Verſtande, Bewegungsgruͤnde. Kitzel und
Schmerz ſind alſo ſinnliche Reizungen. §. 80.

§. 89.

Die ſinnlichen Reizungen, (Triebfedern, welche auf
keine Weiſe mit den ſinnlichen Eindruͤcken, Nervengefuͤh-
len §. 31. 32. 121. verwechſelt werden muͤſſen,) erregen
Begierden und Verabſcheuungen, welche man ſinnli-
che
nennet: §. 88. die Bewegungsgruͤnde hingegen, ver-
ſtaͤndige, (Begierden oder Verabſcheuungen des
Willens.)
Mithin werden ſinnliche Begierden und Ver-
abſcheuungen durch ſinnliche Luſt oder Unluſt erzeuget, das
iſt, entweder durch wahre aͤußere Empfindungen, (durch
Luſt oder Unluſt der Sinnen, §. 80.) oder durch ſinnliche
Einbildungen, Vorherſehungen, ꝛc §. 88. und in ſo fern
ihr Gegenſtand eine wahre aͤußere Empfindung iſt, laſſen
ſie ſich ohne aͤußern ſinnlichen Eindruck in die Nerven nicht
befriedigen. §. 81. Man kann ſich aber die Entwickelung
einer ſinnlichen Begierde oder Verabſcheuung aus den ſinn-
lichen Reizungen auf verſchiedene Weiſe gedenken. Es
gehoͤren dazu in der Seele mancherley Vorſtellungen, Vor-
herſehungen, Erwartungen, Anſtrengungen der Vorſtel-

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[94/0118] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. 86. und je ſtaͤrker alle dieſe ſind, deſto ſtaͤrker ſind ihre Wirkungen. §. 26. §. 88. Die Vorſtellungen, welche zur Erregung der Begier- den und Verabſcheuungen erfodert werden, naͤmlich die Triebfedern des Gemuͤths, §. 83. Luſt oder Unluſt, in ſo fern ſie das Gemuͤth bewegen, (die Vorſtellungskraft an- ſtrengen,) ſind entweder ſinnlich, §. 66. oder verſtaͤndig. §. 76. 80. Wenn ſie ſinnlich ſind, das iſt, wenn ſie wah- re aͤußere Empfindungen, oder andere ſinnliche Vorſtellun- gen (Einbildungen) §. 67. oder Vorherſehungen §. 73.) ſind, ſo heißen ſie ſinnliche Triebfedern; (ſinnliche Reizungen, Reizungen des Fleiſches,) gehoͤren ſie hin- gegen zum Verſtande, Bewegungsgruͤnde. Kitzel und Schmerz ſind alſo ſinnliche Reizungen. §. 80. §. 89. Die ſinnlichen Reizungen, (Triebfedern, welche auf keine Weiſe mit den ſinnlichen Eindruͤcken, Nervengefuͤh- len §. 31. 32. 121. verwechſelt werden muͤſſen,) erregen Begierden und Verabſcheuungen, welche man ſinnli- che nennet: §. 88. die Bewegungsgruͤnde hingegen, ver- ſtaͤndige, (Begierden oder Verabſcheuungen des Willens.) Mithin werden ſinnliche Begierden und Ver- abſcheuungen durch ſinnliche Luſt oder Unluſt erzeuget, das iſt, entweder durch wahre aͤußere Empfindungen, (durch Luſt oder Unluſt der Sinnen, §. 80.) oder durch ſinnliche Einbildungen, Vorherſehungen, ꝛc §. 88. und in ſo fern ihr Gegenſtand eine wahre aͤußere Empfindung iſt, laſſen ſie ſich ohne aͤußern ſinnlichen Eindruck in die Nerven nicht befriedigen. §. 81. Man kann ſich aber die Entwickelung einer ſinnlichen Begierde oder Verabſcheuung aus den ſinn- lichen Reizungen auf verſchiedene Weiſe gedenken. Es gehoͤren dazu in der Seele mancherley Vorſtellungen, Vor- herſehungen, Erwartungen, Anſtrengungen der Vorſtel- ſtellungs-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/118>, abgerufen am 21.11.2024.