[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Welt-Mann. Jch werde weniger Güter haben/ sagte er/allein ich werde auch mehr Ruhm erwerben können. Gleichwie ich nun wieder zum Cadet worden/ hoffe ich/ daß man mir ver- gönnen wird zuthun solche Dinge/ deren man mich vielleicht nicht würde haben las- sen unterfangen/ wann man mich als den einigen Sohn unsers Hauses betrachtet hätte. Gleichwohl müssen wir bekennen/ daß so der Reichthum denen Leuten/ die ihn nicht zugebrauchen wissen/ zuschicken und zuschaffen machet/ er doch viel beytra- gen kan umb die Tugenden/ welche von der Armuth nicht können zur Welt gebo- ren werden/ ansehnlich zuüben. Darumb soll ein rechtschaffener Mann/ ohn daß er seine Haußhältigkeit mercken läst/ Sorge tragen/ daß er die Güter/ so ihm seine Vor- fahren verlassen/ nicht nur erhalten/ son- dern auch durch solche Wege/ die seiner Ge- burt und seinem Stande nicht nachtheilig sind/ vermehren möge. Dann endlich ge- schichts nur allzuofft/ daß die Dinge nicht lange in einem Stande bleiben können/ und daß sie sich unvermerckt zurücke ziehen/ wann man sie immer weiter fortzuschieben verabsäumet. Unter dessen wil ich gleichwohl die- C 5
Welt-Mann. Jch werde weniger Guͤter haben/ ſagte er/allein ich werde auch mehr Ruhm erwerben koͤnnen. Gleichwie ich nun wieder zum Cadet worden/ hoffe ich/ daß man mir ver- goͤnnen wird zuthun ſolche Dinge/ deren man mich vielleicht nicht wuͤrde haben laſ- ſen unterfangen/ wann man mich als den einigen Sohn unſers Hauſes betrachtet haͤtte. Gleichwohl muͤſſen wir bekennen/ daß ſo der Reichthum denen Leuten/ die ihn nicht zugebrauchen wiſſen/ zuſchicken und zuſchaffen machet/ er doch viel beytra- gen kan umb die Tugenden/ welche von der Armuth nicht koͤnnen zur Welt gebo- ren werden/ anſehnlich zuuͤben. Darumb ſoll ein rechtſchaffener Mann/ ohn daß er ſeine Haußhaͤltigkeit mercken laͤſt/ Sorge tragen/ daß er die Guͤter/ ſo ihm ſeine Vor- fahren verlaſſen/ nicht nur erhalten/ ſon- dern auch durch ſolche Wege/ die ſeiner Ge- burt und ſeinem Stande nicht nachtheilig ſind/ vermehren moͤge. Dann endlich ge- ſchichts nur allzuofft/ daß die Dinge nicht lange in einem Stande bleiben koͤnnen/ und daß ſie ſich unvermerckt zuruͤcke ziehen/ wann man ſie immer weiter fortzuſchieben verabſaͤumet. Unter deſſen wil ich gleichwohl die- C 5
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Welt-Mann.
Jch werde weniger Guͤter haben/ ſagte er/
allein ich werde auch mehr Ruhm erwerben
koͤnnen. Gleichwie ich nun wieder zum
Cadet worden/ hoffe ich/ daß man mir ver-
goͤnnen wird zuthun ſolche Dinge/ deren
man mich vielleicht nicht wuͤrde haben laſ-
ſen unterfangen/ wann man mich als den
einigen Sohn unſers Hauſes betrachtet
haͤtte. Gleichwohl muͤſſen wir bekennen/
daß ſo der Reichthum denen Leuten/ die
ihn nicht zugebrauchen wiſſen/ zuſchicken
und zuſchaffen machet/ er doch viel beytra-
gen kan umb die Tugenden/ welche von
der Armuth nicht koͤnnen zur Welt gebo-
ren werden/ anſehnlich zuuͤben. Darumb
ſoll ein rechtſchaffener Mann/ ohn daß er
ſeine Haußhaͤltigkeit mercken laͤſt/ Sorge
tragen/ daß er die Guͤter/ ſo ihm ſeine Vor-
fahren verlaſſen/ nicht nur erhalten/ ſon-
dern auch durch ſolche Wege/ die ſeiner Ge-
burt und ſeinem Stande nicht nachtheilig
ſind/ vermehren moͤge. Dann endlich ge-
ſchichts nur allzuofft/ daß die Dinge nicht
lange in einem Stande bleiben koͤnnen/
und daß ſie ſich unvermerckt zuruͤcke ziehen/
wann man ſie immer weiter fortzuſchieben
verabſaͤumet. Unter deſſen wil ich gleichwohl
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