Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Am Wege stund gerade Ein alter Spindelmann: "Erlauchter Prinz, um Gnade! Hört meine Warnung an! Romantische Menschenfresser Hausen auf jenem Schloß, Die mit barbarischem Messer Abschlachten Klein und Groß." Der Königssohn verwegen Thät mit drei Jägern ziehn, Sie hieben mit den Degen Sich Bahn zum Schlosse hin. Gesenket war die Brücke, Geöffnet war das Thor, Daraus im Augenblicke Ein Hirschlein sprang hervor. Denn in des Hofes Räumen, Da war es wieder Wald, Da sangen in den Bäumen Die Vögel manigfalt. Die Jäger ohn' Verweilen, Sie drangen muthig hin, Wo eine Thür mit Säulen Aus dem Gebüsch erschien. Am Wege ſtund gerade Ein alter Spindelmann: „Erlauchter Prinz, um Gnade! Hört meine Warnung an! Romantiſche Menſchenfreſſer Hauſen auf jenem Schloß, Die mit barbariſchem Meſſer Abſchlachten Klein und Groß.“ Der Königsſohn verwegen Thät mit drei Jägern ziehn, Sie hieben mit den Degen Sich Bahn zum Schloſſe hin. Geſenket war die Brücke, Geöffnet war das Thor, Daraus im Augenblicke Ein Hirſchlein ſprang hervor. Denn in des Hofes Räumen, Da war es wieder Wald, Da ſangen in den Bäumen Die Vögel manigfalt. Die Jäger ohn’ Verweilen, Sie drangen muthig hin, Wo eine Thür mit Säulen Aus dem Gebüſch erſchien. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0353" n="347"/> <lg n="19"> <l>Am Wege ſtund gerade</l><lb/> <l>Ein alter Spindelmann:</l><lb/> <l>„Erlauchter Prinz, um Gnade!</l><lb/> <l>Hört meine Warnung an!</l><lb/> <l>Romantiſche Menſchenfreſſer</l><lb/> <l>Hauſen auf jenem Schloß,</l><lb/> <l>Die mit barbariſchem Meſſer</l><lb/> <l>Abſchlachten Klein und Groß.“</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Der Königsſohn verwegen</l><lb/> <l>Thät mit drei Jägern ziehn,</l><lb/> <l>Sie hieben mit den Degen</l><lb/> <l>Sich Bahn zum Schloſſe hin.</l><lb/> <l>Geſenket war die Brücke,</l><lb/> <l>Geöffnet war das Thor,</l><lb/> <l>Daraus im Augenblicke</l><lb/> <l>Ein Hirſchlein ſprang hervor.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Denn in des Hofes Räumen,</l><lb/> <l>Da war es wieder Wald,</l><lb/> <l>Da ſangen in den Bäumen</l><lb/> <l>Die Vögel manigfalt.</l><lb/> <l>Die Jäger ohn’ Verweilen,</l><lb/> <l>Sie drangen muthig hin,</l><lb/> <l>Wo eine Thür mit Säulen</l><lb/> <l>Aus dem Gebüſch erſchien.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [347/0353]
Am Wege ſtund gerade
Ein alter Spindelmann:
„Erlauchter Prinz, um Gnade!
Hört meine Warnung an!
Romantiſche Menſchenfreſſer
Hauſen auf jenem Schloß,
Die mit barbariſchem Meſſer
Abſchlachten Klein und Groß.“
Der Königsſohn verwegen
Thät mit drei Jägern ziehn,
Sie hieben mit den Degen
Sich Bahn zum Schloſſe hin.
Geſenket war die Brücke,
Geöffnet war das Thor,
Daraus im Augenblicke
Ein Hirſchlein ſprang hervor.
Denn in des Hofes Räumen,
Da war es wieder Wald,
Da ſangen in den Bäumen
Die Vögel manigfalt.
Die Jäger ohn’ Verweilen,
Sie drangen muthig hin,
Wo eine Thür mit Säulen
Aus dem Gebüſch erſchien.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/353>, abgerufen am 16.07.2024. |