Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
König Karls Meerfahrt.

Der König Karl fuhr über Meer
Mit seinen zwölf Genossen,
Zum heil'gen Lande steuert' er,
Und ward vom Sturm verstoßen.
Da sprach der kühne Held Roland:
"Ich kann wohl fechten und schirmen,
Doch hält mir diese Kunst nicht Stand
Vor Wellen und vor Stürmen."
Dann sprach Herr Holger aus Dänemark:
"Ich kann die Harfe schlagen;
Was hilft mir das, wenn also stark
Die Wind' und Wellen jagen?"
Herr Oliver war auch nicht froh,
Er sah auf seine Wehre:
"Es ist mir um mich selbst nicht so,
Wie um die Altekläre."
Dann sprach der schlimme Ganelon,
Er sprach es nur verstohlen:
"Wär' ich mit guter Art davon,
Möcht' euch der Teufel holen!"
König Karls Meerfahrt.

Der König Karl fuhr über Meer
Mit ſeinen zwölf Genoſſen,
Zum heil’gen Lande ſteuert’ er,
Und ward vom Sturm verſtoßen.
Da ſprach der kühne Held Roland:
„Ich kann wohl fechten und ſchirmen,
Doch hält mir dieſe Kunſt nicht Stand
Vor Wellen und vor Stürmen.“
Dann ſprach Herr Holger aus Dänemark:
„Ich kann die Harfe ſchlagen;
Was hilft mir das, wenn alſo ſtark
Die Wind’ und Wellen jagen?“
Herr Oliver war auch nicht froh,
Er ſah auf ſeine Wehre:
„Es iſt mir um mich ſelbſt nicht ſo,
Wie um die Altekläre.“
Dann ſprach der ſchlimme Ganelon,
Er ſprach es nur verſtohlen:
„Wär’ ich mit guter Art davon,
Möcht’ euch der Teufel holen!“
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0313" n="307"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">König Karls Meerfahrt</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der König Karl fuhr über Meer</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;einen zwölf Geno&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l><choice><sic>Znm</sic><corr>Zum</corr></choice> heil&#x2019;gen Lande &#x017F;teuert&#x2019; er,</l><lb/>
              <l>Und ward vom Sturm ver&#x017F;toßen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Da &#x017F;prach der kühne Held Roland:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich kann wohl fechten und &#x017F;chirmen,</l><lb/>
              <l>Doch hält mir die&#x017F;e Kun&#x017F;t nicht Stand</l><lb/>
              <l>Vor Wellen und vor Stürmen.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Dann &#x017F;prach Herr Holger aus Dänemark:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich kann die Harfe &#x017F;chlagen;</l><lb/>
              <l>Was hilft mir das, wenn al&#x017F;o &#x017F;tark</l><lb/>
              <l>Die Wind&#x2019; und Wellen jagen?&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Herr Oliver war auch nicht froh,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;ah auf &#x017F;eine Wehre:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Es i&#x017F;t mir um mich &#x017F;elb&#x017F;t nicht &#x017F;o,</l><lb/>
              <l>Wie um die Altekläre.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Dann &#x017F;prach der &#x017F;chlimme Ganelon,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;prach es nur ver&#x017F;tohlen:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wär&#x2019; ich mit guter Art davon,</l><lb/>
              <l>Möcht&#x2019; euch der Teufel holen!&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0313] König Karls Meerfahrt. Der König Karl fuhr über Meer Mit ſeinen zwölf Genoſſen, Zum heil’gen Lande ſteuert’ er, Und ward vom Sturm verſtoßen. Da ſprach der kühne Held Roland: „Ich kann wohl fechten und ſchirmen, Doch hält mir dieſe Kunſt nicht Stand Vor Wellen und vor Stürmen.“ Dann ſprach Herr Holger aus Dänemark: „Ich kann die Harfe ſchlagen; Was hilft mir das, wenn alſo ſtark Die Wind’ und Wellen jagen?“ Herr Oliver war auch nicht froh, Er ſah auf ſeine Wehre: „Es iſt mir um mich ſelbſt nicht ſo, Wie um die Altekläre.“ Dann ſprach der ſchlimme Ganelon, Er ſprach es nur verſtohlen: „Wär’ ich mit guter Art davon, Möcht’ euch der Teufel holen!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/313
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/313>, abgerufen am 25.11.2024.