Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Da ritt der Junker zurück im Flug, Er mit dem Geiste sich tapfer schlug, Er hat den Geist bezwungen, Seine Handschuh wieder errungen. Da sprach der Geist mit wilder Gier: "Und läßt du sie nicht zu eigen mir, So leihe mir auf ein Jährlein Das schmucke, schmeidige Pärlein!" "Ein Jährlein ich sie dir gerne leih', So kann ich erproben des Teufels Treu. Sie werden wohl nicht zerplatzen An deinen dürren Tatzen." Rechberger sprengte von dannen stolz, Er streifte mit seinem Knecht im Holz. Der Hahn hat ferne gerufen, Da hören sie Pferdehufen. Dem Junker hoch das Herze schlug, Des Weges kam ein schwarzer Zug Vermummter Rittersleute; Der Junker wich auf die Seite. Und hinten trabt noch Einer daher, Ein ledig Räpplein führet er, Mit Sattel und Zeug staffiret, Mit schwarzer Decke gezieret. Da ritt der Junker zurück im Flug, Er mit dem Geiſte ſich tapfer ſchlug, Er hat den Geiſt bezwungen, Seine Handſchuh wieder errungen. Da ſprach der Geiſt mit wilder Gier: „Und läßt du ſie nicht zu eigen mir, So leihe mir auf ein Jährlein Das ſchmucke, ſchmeidige Pärlein!“ „Ein Jährlein ich ſie dir gerne leih’, So kann ich erproben des Teufels Treu. Sie werden wohl nicht zerplatzen An deinen dürren Tatzen.“ Rechberger ſprengte von dannen ſtolz, Er ſtreifte mit ſeinem Knecht im Holz. Der Hahn hat ferne gerufen, Da hören ſie Pferdehufen. Dem Junker hoch das Herze ſchlug, Des Weges kam ein ſchwarzer Zug Vermummter Rittersleute; Der Junker wich auf die Seite. Und hinten trabt noch Einer daher, Ein ledig Räpplein führet er, Mit Sattel und Zeug ſtaffiret, Mit ſchwarzer Decke gezieret. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0288" n="282"/> <lg n="6"> <l>Da ritt der Junker zurück im Flug,</l><lb/> <l>Er mit dem Geiſte ſich tapfer ſchlug,</l><lb/> <l>Er hat den Geiſt bezwungen,</l><lb/> <l>Seine Handſchuh wieder errungen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Da ſprach der Geiſt mit wilder Gier:</l><lb/> <l>„Und läßt du ſie nicht zu eigen mir,</l><lb/> <l>So leihe mir auf ein Jährlein</l><lb/> <l>Das ſchmucke, ſchmeidige Pärlein!“</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>„Ein Jährlein ich ſie dir gerne leih’,</l><lb/> <l>So kann ich erproben des Teufels Treu.</l><lb/> <l>Sie werden wohl nicht zerplatzen</l><lb/> <l>An deinen dürren Tatzen.“</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Rechberger ſprengte von dannen ſtolz,</l><lb/> <l>Er ſtreifte mit ſeinem Knecht im Holz.</l><lb/> <l>Der Hahn hat ferne gerufen,</l><lb/> <l>Da hören ſie Pferdehufen.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Dem Junker hoch das Herze ſchlug,</l><lb/> <l>Des Weges kam ein ſchwarzer Zug</l><lb/> <l>Vermummter Rittersleute;</l><lb/> <l>Der Junker wich auf die Seite.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Und hinten trabt noch Einer daher,</l><lb/> <l>Ein ledig Räpplein führet er,</l><lb/> <l>Mit Sattel und Zeug ſtaffiret,</l><lb/> <l>Mit ſchwarzer Decke gezieret.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0288]
Da ritt der Junker zurück im Flug,
Er mit dem Geiſte ſich tapfer ſchlug,
Er hat den Geiſt bezwungen,
Seine Handſchuh wieder errungen.
Da ſprach der Geiſt mit wilder Gier:
„Und läßt du ſie nicht zu eigen mir,
So leihe mir auf ein Jährlein
Das ſchmucke, ſchmeidige Pärlein!“
„Ein Jährlein ich ſie dir gerne leih’,
So kann ich erproben des Teufels Treu.
Sie werden wohl nicht zerplatzen
An deinen dürren Tatzen.“
Rechberger ſprengte von dannen ſtolz,
Er ſtreifte mit ſeinem Knecht im Holz.
Der Hahn hat ferne gerufen,
Da hören ſie Pferdehufen.
Dem Junker hoch das Herze ſchlug,
Des Weges kam ein ſchwarzer Zug
Vermummter Rittersleute;
Der Junker wich auf die Seite.
Und hinten trabt noch Einer daher,
Ein ledig Räpplein führet er,
Mit Sattel und Zeug ſtaffiret,
Mit ſchwarzer Decke gezieret.
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