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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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An der Pforte steht sein Roß,
Lehnet Speer und Stahlgewand,
Und der Ritter knieet betend
Vor dem heiligen Altar;
Ist in Andacht ganz versunken,
Höret nicht den Lärm der Schlacht,
Der nur dumpf, wie Windestosen,
Durch die Waldgebirge hallt;
Hört nicht seines Rosses Wiehern,
Seiner Waffen dumpfen Klang.
Doch es wachet sein Patron,
Sankt Georg, der Treue, wacht;
Aus der Wolke steigt er nieder,
Legt des Ritters Waffen an,
Setzt sich auf das Pferd des Ritters,
Fleugt hinunter in die Schlacht.
Keiner hat wie er gestürmet,
Held des Himmels, Wetterstral!
Er gewinnt Almansors Fahne
Und es flieht die Mohrenschaar.
Paskal Vivas hat beschlossen
Seine Andacht am Altar,
Tritt aus Sankt Georgs Kapelle,
Findet Roß und Stahlgewand;
Reitet sinnend nach dem Lager,
Weiß nicht, was es heißen mag,
Daß Trommeten ihn begrüßen
Und der festliche Gesang:
"Paskal Vivas! Paskal Vivas!
Stolz kastil'scher Ritterschaft!
Sey gepriesen, hoher Sieger,
Der Almansors Fahne nahm!
An der Pforte ſteht ſein Roß,
Lehnet Speer und Stahlgewand,
Und der Ritter knieet betend
Vor dem heiligen Altar;
Iſt in Andacht ganz verſunken,
Höret nicht den Lärm der Schlacht,
Der nur dumpf, wie Windestoſen,
Durch die Waldgebirge hallt;
Hört nicht ſeines Roſſes Wiehern,
Seiner Waffen dumpfen Klang.
Doch es wachet ſein Patron,
Sankt Georg, der Treue, wacht;
Aus der Wolke ſteigt er nieder,
Legt des Ritters Waffen an,
Setzt ſich auf das Pferd des Ritters,
Fleugt hinunter in die Schlacht.
Keiner hat wie er geſtürmet,
Held des Himmels, Wetterſtral!
Er gewinnt Almanſors Fahne
Und es flieht die Mohrenſchaar.
Paskal Vivas hat beſchloſſen
Seine Andacht am Altar,
Tritt aus Sankt Georgs Kapelle,
Findet Roß und Stahlgewand;
Reitet ſinnend nach dem Lager,
Weiß nicht, was es heißen mag,
Daß Trommeten ihn begrüßen
Und der feſtliche Geſang:
„Paskal Vivas! Paskal Vivas!
Stolz kaſtil’ſcher Ritterſchaft!
Sey geprieſen, hoher Sieger,
Der Almanſors Fahne nahm!
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[232/0238] An der Pforte ſteht ſein Roß, Lehnet Speer und Stahlgewand, Und der Ritter knieet betend Vor dem heiligen Altar; Iſt in Andacht ganz verſunken, Höret nicht den Lärm der Schlacht, Der nur dumpf, wie Windestoſen, Durch die Waldgebirge hallt; Hört nicht ſeines Roſſes Wiehern, Seiner Waffen dumpfen Klang. Doch es wachet ſein Patron, Sankt Georg, der Treue, wacht; Aus der Wolke ſteigt er nieder, Legt des Ritters Waffen an, Setzt ſich auf das Pferd des Ritters, Fleugt hinunter in die Schlacht. Keiner hat wie er geſtürmet, Held des Himmels, Wetterſtral! Er gewinnt Almanſors Fahne Und es flieht die Mohrenſchaar. Paskal Vivas hat beſchloſſen Seine Andacht am Altar, Tritt aus Sankt Georgs Kapelle, Findet Roß und Stahlgewand; Reitet ſinnend nach dem Lager, Weiß nicht, was es heißen mag, Daß Trommeten ihn begrüßen Und der feſtliche Geſang: „Paskal Vivas! Paskal Vivas! Stolz kaſtil’ſcher Ritterſchaft! Sey geprieſen, hoher Sieger, Der Almanſors Fahne nahm!

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/238>, abgerufen am 08.05.2024.