Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Traum. Es hat mir jüngst geträumet, Ich läg' auf steiler Höh'; Es war am Meeresstrande, Ich sah wohl in die Lande Und über die weite See. Es lag am Ufer drunten Ein schmuckes Schiff bereit, Mit bunten Wimpeln wehend, Der Ferg' am Ufer stehend, Als wär' ihm lang die Zeit. Da kam von fernen Bergen Ein lust'ger Zug daher. Wie Engel thäten sie glänzen, Geschmückt mit Blumenkränzen, Und zogen nach dem Meer. Voran dem Zuge schwärmten Der muntern Kinder viel. Die Andern Becher schwangen, Musizirten, sangen, Schwebten in Tanz und Spiel. Traum. Es hat mir jüngſt geträumet, Ich läg’ auf ſteiler Höh’; Es war am Meeresſtrande, Ich ſah wohl in die Lande Und über die weite See. Es lag am Ufer drunten Ein ſchmuckes Schiff bereit, Mit bunten Wimpeln wehend, Der Ferg’ am Ufer ſtehend, Als wär’ ihm lang die Zeit. Da kam von fernen Bergen Ein luſt’ger Zug daher. Wie Engel thäten ſie glänzen, Geſchmückt mit Blumenkränzen, Und zogen nach dem Meer. Voran dem Zuge ſchwärmten Der muntern Kinder viel. Die Andern Becher ſchwangen, Muſizirten, ſangen, Schwebten in Tanz und Spiel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0223" n="217"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Traum</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es hat mir jüngſt geträumet,</l><lb/> <l>Ich läg’ auf ſteiler Höh’;</l><lb/> <l>Es war am Meeresſtrande,</l><lb/> <l>Ich ſah wohl in die Lande</l><lb/> <l>Und über die weite See.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es lag am Ufer drunten</l><lb/> <l>Ein ſchmuckes Schiff bereit,</l><lb/> <l>Mit bunten Wimpeln wehend,</l><lb/> <l>Der Ferg’ am Ufer ſtehend,</l><lb/> <l>Als wär’ ihm lang die Zeit.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Da kam von fernen Bergen</l><lb/> <l>Ein luſt’ger Zug daher.</l><lb/> <l>Wie Engel thäten ſie glänzen,</l><lb/> <l>Geſchmückt mit Blumenkränzen,</l><lb/> <l>Und zogen nach dem Meer.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Voran dem Zuge ſchwärmten</l><lb/> <l>Der muntern Kinder viel.</l><lb/> <l>Die Andern Becher ſchwangen,</l><lb/> <l>Muſizirten, ſangen,</l><lb/> <l>Schwebten in Tanz und Spiel.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0223]
Traum.
Es hat mir jüngſt geträumet,
Ich läg’ auf ſteiler Höh’;
Es war am Meeresſtrande,
Ich ſah wohl in die Lande
Und über die weite See.
Es lag am Ufer drunten
Ein ſchmuckes Schiff bereit,
Mit bunten Wimpeln wehend,
Der Ferg’ am Ufer ſtehend,
Als wär’ ihm lang die Zeit.
Da kam von fernen Bergen
Ein luſt’ger Zug daher.
Wie Engel thäten ſie glänzen,
Geſchmückt mit Blumenkränzen,
Und zogen nach dem Meer.
Voran dem Zuge ſchwärmten
Der muntern Kinder viel.
Die Andern Becher ſchwangen,
Muſizirten, ſangen,
Schwebten in Tanz und Spiel.
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