Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Augen thät er heben,
Die Schäferin vor ihm stand,
Mit reichem Geschmeid' umgeben,
Die blanke Kron' in der Hand.
"Willkommen, du viel Schlimmer,
In meines Vaters Haus!
Sprich! willst du ziehn noch immer
In's grüne Thal hinaus?
So nimm doch zuvor die Krone,
Die du mir liessest zum Pfand!
Mit Wucher ich dir lohne,
Sie herrscht nun über zwei Land'."
Nicht länger blieben sie stehen
Das Eine vom Andern fern.
Was weiter nun geschehen,
Das wüßtet ihr wohl gern?
Und wollt' es ein Mädchen wissen,
Dem thät' ich's plötzlich kund,
Dürft' ich sie umfahn und küssen
Auf den rosenrothen Mund.

Die Augen thät er heben,
Die Schäferin vor ihm ſtand,
Mit reichem Geſchmeid’ umgeben,
Die blanke Kron’ in der Hand.
„Willkommen, du viel Schlimmer,
In meines Vaters Haus!
Sprich! willſt du ziehn noch immer
In’s grüne Thal hinaus?
So nimm doch zuvor die Krone,
Die du mir lieſſeſt zum Pfand!
Mit Wucher ich dir lohne,
Sie herrſcht nun über zwei Land’.“
Nicht länger blieben ſie ſtehen
Das Eine vom Andern fern.
Was weiter nun geſchehen,
Das wüßtet ihr wohl gern?
Und wollt’ es ein Mädchen wiſſen,
Dem thät’ ich’s plötzlich kund,
Dürft’ ich ſie umfahn und küſſen
Auf den roſenrothen Mund.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0208" n="202"/>
              <lg n="22">
                <l>Die Augen thät er heben,</l><lb/>
                <l>Die Schäferin vor ihm &#x017F;tand,</l><lb/>
                <l>Mit reichem Ge&#x017F;chmeid&#x2019; umgeben,</l><lb/>
                <l>Die blanke Kron&#x2019; in der Hand.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="23">
                <l>&#x201E;Willkommen, du viel Schlimmer,</l><lb/>
                <l>In meines Vaters Haus!</l><lb/>
                <l>Sprich! will&#x017F;t du ziehn noch immer</l><lb/>
                <l>In&#x2019;s grüne Thal hinaus?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="24">
                <l>So nimm doch zuvor die Krone,</l><lb/>
                <l>Die du mir lie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t zum Pfand!</l><lb/>
                <l>Mit Wucher ich dir lohne,</l><lb/>
                <l>Sie herr&#x017F;cht nun über zwei Land&#x2019;.&#x201C;</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="25">
                <l>Nicht länger blieben &#x017F;ie &#x017F;tehen</l><lb/>
                <l>Das Eine vom Andern fern.</l><lb/>
                <l>Was weiter nun ge&#x017F;chehen,</l><lb/>
                <l>Das wüßtet ihr wohl gern?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="26">
                <l>Und wollt&#x2019; es ein Mädchen wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Dem thät&#x2019; ich&#x2019;s plötzlich kund,</l><lb/>
                <l>Dürft&#x2019; ich &#x017F;ie umfahn und kü&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Auf den ro&#x017F;enrothen Mund.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0208] Die Augen thät er heben, Die Schäferin vor ihm ſtand, Mit reichem Geſchmeid’ umgeben, Die blanke Kron’ in der Hand. „Willkommen, du viel Schlimmer, In meines Vaters Haus! Sprich! willſt du ziehn noch immer In’s grüne Thal hinaus? So nimm doch zuvor die Krone, Die du mir lieſſeſt zum Pfand! Mit Wucher ich dir lohne, Sie herrſcht nun über zwei Land’.“ Nicht länger blieben ſie ſtehen Das Eine vom Andern fern. Was weiter nun geſchehen, Das wüßtet ihr wohl gern? Und wollt’ es ein Mädchen wiſſen, Dem thät’ ich’s plötzlich kund, Dürft’ ich ſie umfahn und küſſen Auf den roſenrothen Mund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/208
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/208>, abgerufen am 08.05.2024.