Laß, mein Kind! die span'sche Mode, Laß die fremden Triolette, Laß die wälsche Klangmethode Der Kanzonen und Sonette, Bleib bei deiner sapph'schen Ode! Bleib der Aftermuse fern Der romantisch süßen Herrn! Duftig schwebeln, luftig tänzeln Nur in Reimchen, Assonänzeln, Nur in Tönen mag sie gern.
Nicht in Tönen solcher Glossen Kann die Poesie sich zeigen; In antiken Verskolossen Stampft sie besser ihren Reigen Mit Spondeen und Molossen. Nur im Hammerschlag und Dröhnen Deutschhellenischer Kamönen Kann sie selbst die alten, kranken, Allerhäßlichsten Gedanken, Alles, was sie will, verschönen.
Laß, mein Kind! die ſpan’ſche Mode, Laß die fremden Triolette, Laß die wälſche Klangmethode Der Kanzonen und Sonette, Bleib bei deiner ſapph’ſchen Ode! Bleib der Aftermuſe fern Der romantiſch ſüßen Herrn! Duftig ſchwebeln, luftig tänzeln Nur in Reimchen, Aſſonänzeln, Nur in Tönen mag ſie gern.
Nicht in Tönen ſolcher Gloſſen Kann die Poeſie ſich zeigen; In antiken Verskoloſſen Stampft ſie beſſer ihren Reigen Mit Spondeen und Moloſſen. Nur im Hammerſchlag und Dröhnen Deutſchhelleniſcher Kamönen Kann ſie ſelbſt die alten, kranken, Allerhäßlichſten Gedanken, Alles, was ſie will, verſchönen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0130"n="124"/><lgn="3"><l>Laß, mein Kind! die ſpan’ſche Mode,</l><lb/><l>Laß die fremden Triolette,</l><lb/><l>Laß die wälſche Klangmethode</l><lb/><l>Der Kanzonen und Sonette,</l><lb/><l>Bleib bei deiner ſapph’ſchen Ode!</l><lb/><l>Bleib der Aftermuſe fern</l><lb/><l>Der romantiſch ſüßen Herrn!</l><lb/><l>Duftig ſchwebeln, luftig tänzeln</l><lb/><l>Nur in Reimchen, Aſſonänzeln,</l><lb/><l><hirendition="#g">Nur in Tönen mag ſie gern</hi>.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Nicht in Tönen ſolcher Gloſſen</l><lb/><l>Kann die Poeſie ſich zeigen;</l><lb/><l>In antiken Verskoloſſen</l><lb/><l>Stampft ſie beſſer ihren Reigen</l><lb/><l>Mit Spondeen und Moloſſen.</l><lb/><l>Nur im Hammerſchlag und Dröhnen</l><lb/><l>Deutſchhelleniſcher Kamönen</l><lb/><l>Kann ſie ſelbſt die alten, kranken,</l><lb/><l>Allerhäßlichſten Gedanken,</l><lb/><l><hirendition="#g">Alles, was ſie will, verſchönen</hi>.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[124/0130]
Laß, mein Kind! die ſpan’ſche Mode,
Laß die fremden Triolette,
Laß die wälſche Klangmethode
Der Kanzonen und Sonette,
Bleib bei deiner ſapph’ſchen Ode!
Bleib der Aftermuſe fern
Der romantiſch ſüßen Herrn!
Duftig ſchwebeln, luftig tänzeln
Nur in Reimchen, Aſſonänzeln,
Nur in Tönen mag ſie gern.
Nicht in Tönen ſolcher Gloſſen
Kann die Poeſie ſich zeigen;
In antiken Verskoloſſen
Stampft ſie beſſer ihren Reigen
Mit Spondeen und Moloſſen.
Nur im Hammerſchlag und Dröhnen
Deutſchhelleniſcher Kamönen
Kann ſie ſelbſt die alten, kranken,
Allerhäßlichſten Gedanken,
Alles, was ſie will, verſchönen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/130>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.