Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Erstorbene Liebe. Wir waren neugeboren, himmlisch helle War uns der Liebe Morgen aufgegangen. Wie glühten, Laura, Lippen dir und Wangen! Dein Auge brannt', es schlug des Busens Welle. Wie wallt' in mir des neuen Lebens Quelle! Wie hohe Kräfte rastlos mich durchdrangen! Sie ließen nicht des Schlafes mich verlangen, Lebendig kurzer Traum vertrat die Stelle. Ja! Lieb' ist höher Leben im gemeinen; Das waren ihre regen Lebenszeichen: Nun such' ich sie an dir, in mir vergebens. Drum muß ich, Laura! dich und mich beweinen: Wir beide sind erloschner Liebe Leichen, Uns traf der Tod des liebelosen Lebens. Erſtorbene Liebe. Wir waren neugeboren, himmliſch helle War uns der Liebe Morgen aufgegangen. Wie glühten, Laura, Lippen dir und Wangen! Dein Auge brannt’, es ſchlug des Buſens Welle. Wie wallt’ in mir des neuen Lebens Quelle! Wie hohe Kräfte raſtlos mich durchdrangen! Sie ließen nicht des Schlafes mich verlangen, Lebendig kurzer Traum vertrat die Stelle. Ja! Lieb’ iſt höher Leben im gemeinen; Das waren ihre regen Lebenszeichen: Nun ſuch’ ich ſie an dir, in mir vergebens. Drum muß ich, Laura! dich und mich beweinen: Wir beide ſind erloſchner Liebe Leichen, Uns traf der Tod des liebeloſen Lebens. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0112" n="106"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Erſtorbene Liebe</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wir waren neugeboren, himmliſch helle</l><lb/> <l>War uns der Liebe Morgen aufgegangen.</l><lb/> <l>Wie glühten, Laura, Lippen dir und Wangen!</l><lb/> <l>Dein Auge brannt’, es ſchlug des Buſens Welle.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie wallt’ in mir des neuen Lebens Quelle!</l><lb/> <l>Wie hohe Kräfte raſtlos mich durchdrangen!</l><lb/> <l>Sie ließen nicht des Schlafes mich verlangen,</l><lb/> <l>Lebendig kurzer Traum vertrat die Stelle.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ja! Lieb’ iſt höher Leben im gemeinen;</l><lb/> <l>Das waren ihre regen Lebenszeichen:</l><lb/> <l>Nun ſuch’ ich ſie an dir, in mir vergebens.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Drum muß ich, Laura! dich und mich beweinen:</l><lb/> <l>Wir beide ſind erloſchner Liebe Leichen,</l><lb/> <l>Uns traf der Tod des liebeloſen Lebens.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [106/0112]
Erſtorbene Liebe.
Wir waren neugeboren, himmliſch helle
War uns der Liebe Morgen aufgegangen.
Wie glühten, Laura, Lippen dir und Wangen!
Dein Auge brannt’, es ſchlug des Buſens Welle.
Wie wallt’ in mir des neuen Lebens Quelle!
Wie hohe Kräfte raſtlos mich durchdrangen!
Sie ließen nicht des Schlafes mich verlangen,
Lebendig kurzer Traum vertrat die Stelle.
Ja! Lieb’ iſt höher Leben im gemeinen;
Das waren ihre regen Lebenszeichen:
Nun ſuch’ ich ſie an dir, in mir vergebens.
Drum muß ich, Laura! dich und mich beweinen:
Wir beide ſind erloſchner Liebe Leichen,
Uns traf der Tod des liebeloſen Lebens.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/112>, abgerufen am 16.07.2024. |