Du, den wir suchen auf so finstern Wegen, Mit forschenden Gedanken nicht erfassen, Du hast dein heilig Dunkel einst verlassen Und tratest sichtbar deinem Volk entgegen.
Welch süßes Heil, dein Bild sich einzuprägen, Die Worte deines Mundes aufzufassen! O selig, die an deinem Mahle saßen! O selig, der an deiner Brust gelegen!
Drum war es auch kein seltsames Gelüste, Wenn Pilger ohne Zahl vom Strande stießen, Wenn Heere kämpften an der fernsten Küste:
Nur um an deinem Grabe noch zu beten, Und um in frommer Inbrunst noch zu küssen Die heil'ge Erde, die dein Fuß betreten.
An den Unſichtbaren.
Du, den wir ſuchen auf ſo finſtern Wegen, Mit forſchenden Gedanken nicht erfaſſen, Du haſt dein heilig Dunkel einſt verlaſſen Und trateſt ſichtbar deinem Volk entgegen.
Welch ſüßes Heil, dein Bild ſich einzuprägen, Die Worte deines Mundes aufzufaſſen! O ſelig, die an deinem Mahle ſaßen! O ſelig, der an deiner Bruſt gelegen!
Drum war es auch kein ſeltſames Gelüſte, Wenn Pilger ohne Zahl vom Strande ſtießen, Wenn Heere kämpften an der fernſten Küſte:
Nur um an deinem Grabe noch zu beten, Und um in frommer Inbrunſt noch zu küſſen Die heil’ge Erde, die dein Fuß betreten.
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[104/0110]
An den Unſichtbaren.
Du, den wir ſuchen auf ſo finſtern Wegen,
Mit forſchenden Gedanken nicht erfaſſen,
Du haſt dein heilig Dunkel einſt verlaſſen
Und trateſt ſichtbar deinem Volk entgegen.
Welch ſüßes Heil, dein Bild ſich einzuprägen,
Die Worte deines Mundes aufzufaſſen!
O ſelig, die an deinem Mahle ſaßen!
O ſelig, der an deiner Bruſt gelegen!
Drum war es auch kein ſeltſames Gelüſte,
Wenn Pilger ohne Zahl vom Strande ſtießen,
Wenn Heere kämpften an der fernſten Küſte:
Nur um an deinem Grabe noch zu beten,
Und um in frommer Inbrunſt noch zu küſſen
Die heil’ge Erde, die dein Fuß betreten.
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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/110>, abgerufen am 16.07.2024.
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