Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.An Petrarka. Wenn du von Laura Wahres hast gesungen, Von hehrem Blick, von himmlischer Gebärde: -- Und ferne sey, daß angefochten werde, Was dir das innerste Gemüth durchdrungen! -- War sie ein Zweig, im Paradies entsprungen, Ein Engel in der irdischen Beschwerde, Ein zarter Fremdling auf der rauhen Erde, Der bald zur Heimath sich zurückgeschwungen: So fürcht' ich, daß auch auf dem goldnen Sterne, Wohin du, ein Verklärter, nun gekommen, Du nimmer das Ersehnte wirst erringen; Denn Jene flog indeß zur höhern Ferne, Sie ward in heil'gern Sphären aufgenommen, Und wieder mußt du Liebesklage singen. An Petrarka. Wenn du von Laura Wahres haſt geſungen, Von hehrem Blick, von himmliſcher Gebärde: — Und ferne ſey, daß angefochten werde, Was dir das innerſte Gemüth durchdrungen! — War ſie ein Zweig, im Paradies entſprungen, Ein Engel in der irdiſchen Beſchwerde, Ein zarter Fremdling auf der rauhen Erde, Der bald zur Heimath ſich zurückgeſchwungen: So fürcht’ ich, daß auch auf dem goldnen Sterne, Wohin du, ein Verklärter, nun gekommen, Du nimmer das Erſehnte wirſt erringen; Denn Jene flog indeß zur höhern Ferne, Sie ward in heil’gern Sphären aufgenommen, Und wieder mußt du Liebesklage ſingen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0104" n="98"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">An Petrarka</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn du von Laura Wahres haſt geſungen,</l><lb/> <l>Von hehrem Blick, von himmliſcher Gebärde: —</l><lb/> <l>Und ferne ſey, daß angefochten werde,</l><lb/> <l>Was dir das innerſte Gemüth durchdrungen! —</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>War ſie ein Zweig, im Paradies entſprungen,</l><lb/> <l>Ein Engel in der irdiſchen Beſchwerde,</l><lb/> <l>Ein zarter Fremdling auf der rauhen Erde,</l><lb/> <l>Der bald zur Heimath ſich zurückgeſchwungen:</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So fürcht’ ich, daß auch auf dem goldnen Sterne,</l><lb/> <l>Wohin du, ein Verklärter, nun gekommen,</l><lb/> <l>Du nimmer das Erſehnte wirſt erringen;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Denn Jene flog indeß zur höhern Ferne,</l><lb/> <l>Sie ward in heil’gern Sphären aufgenommen,</l><lb/> <l>Und wieder mußt du Liebesklage ſingen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [98/0104]
An Petrarka.
Wenn du von Laura Wahres haſt geſungen,
Von hehrem Blick, von himmliſcher Gebärde: —
Und ferne ſey, daß angefochten werde,
Was dir das innerſte Gemüth durchdrungen! —
War ſie ein Zweig, im Paradies entſprungen,
Ein Engel in der irdiſchen Beſchwerde,
Ein zarter Fremdling auf der rauhen Erde,
Der bald zur Heimath ſich zurückgeſchwungen:
So fürcht’ ich, daß auch auf dem goldnen Sterne,
Wohin du, ein Verklärter, nun gekommen,
Du nimmer das Erſehnte wirſt erringen;
Denn Jene flog indeß zur höhern Ferne,
Sie ward in heil’gern Sphären aufgenommen,
Und wieder mußt du Liebesklage ſingen.
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