Tuckermann, Peter: Eine Predigt Vom Cananeischen Weiblein Dom. Reminiscere. Zu Harst gethan. Wolfenbüttel, 1619.schreyet vns nach Hirauß wollen etliche von den Papisten schliesse / die verstorbene Heilgen bitten für vns im Himmel / darvmb sollen wir sie vmb hülff vnd fürbitte anruffen vnd ersuchen. Aber das folget gar nicht / denn es bitten hie nicht die verstorbene / sondern die lebendige Apostel für das Weib / vnd gesetzt / daß die verstorbenen für vns im Himmel beten / davon wir aber in GOttes Wort nichts finden / sondern Esai: 64. stehet viel mehr: Abrahan weis von vns nicht / vnd Israel kennet vns nicht: Wenn sie nu schon für vns beten / sag ich / so folget doch nicht / daß wir sie anruffen vnd vmb hülff vnd fürbitte ersuchen sollen / denn so wenig das Cananeische Weiblein / die Apostel von wegen jhrer fürbitte angebetet / da sie gelebt / so wenig sollen wirs thun / da sie gestorben seyn / sonderlich weil wir den ernsten Befehl haben / du solt GOtt deinen HErrn anbeten vnd jhm allein dienen. Auff diese fürbitte gibt Christus den Jüngern eine sehr harte Antwort vnd spricht: Ich bin nicht gesand / denn nur zu den verlornen Schaffen vom Hause Israel / alß wolte er sagen: Sie ist eine Heydin / ich aber bin vmb der Jüden willen gesand vnd kommen. Das ist nu abermahl eine sehr schreckliche ja die allerschrecklichste Anfechtung diesem Weibe gewesen / alß wenn sie nicht in die zahl der außerwehleten Kinder GOttes gehörete / vnd Christus jhr weder Geistlich noch Leiblich helffen vnd sie Selig machen / ja gantz mit jhr nicht zuschaffen noch zu thun wolle haben. Zu dieser schweren anfechtung schweigt das arme Weiblein stock stille / weil sie jhr zu hoch / so lest sie dieselbe für vber rauschen / vnd erinnert sich ohn allen zweiffel / daß er ja andern Heyden wol ehe geholffen / derwegen werde diß also nicht zuverstehen seyn / wie es in jhren Ohren klinge / wie es auch nicht war / denn Christus war eben so wol die Heyden alß die Juden Selig zu machen gesand / aber seine Wunderwerck betreffent / so war er eigentlich gesand dieselbe in eigener Person bey den Juden / vnd nicht fürnemlich bey den Heyden zuverrichten / wie wol viele Heyden derselben gleichwol aus gnaden sein theilhafftig worden. schreyet vns nach Hirauß wollẽ etliche von den Papisten schliesse / die verstorbene Heilgen bitten für vns im Himmel / darvmb sollen wir sie vmb hülff vnd fürbitte anruffen vnd ersuchen. Aber das folget gar nicht / denn es bitten hie nicht die verstorbene / sondern die lebendige Apostel für das Weib / vnd gesetzt / daß die verstorbenen für vns im Him̃el beten / davon wir aber in GOttes Wort nichts finden / sondern Esai: 64. stehet viel mehr: Abrahã weis von vns nicht / vnd Israel kennet vns nicht: Wenn sie nu schon für vns beten / sag ich / so folget doch nicht / daß wir sie anruffen vnd vmb hülff vnd fürbitte ersuchen sollen / denn so wenig das Cananeische Weiblein / die Apostel von wegen jhrer fürbitte angebetet / da sie gelebt / so wenig sollen wirs thun / da sie gestorben seyn / sonderlich weil wir den ernsten Befehl haben / du solt GOtt deinen HErrn anbeten vnd jhm allein dienen. Auff diese fürbitte gibt Christus den Jüngern eine sehr harte Antwort vñ spricht: Ich bin nicht gesand / denn nur zu den verlornen Schaffen vom Hause Israel / alß wolte er sagen: Sie ist eine Heydin / ich aber bin vmb der Jüden willen gesand vnd kom̃en. Das ist nu abermahl eine sehr schreckliche ja die allerschrecklichste Anfechtung diesem Weibe gewesen / alß wenn sie nicht in die zahl der außerwehleten Kinder GOttes gehörete / vñ Christus jhr weder Geistlich noch Leiblich helffen vnd sie Selig machen / ja gantz mit jhr nicht zuschaffen noch zu thun wolle haben. Zu dieser schweren anfechtung schweigt das arme Weiblein stock stille / weil sie jhr zu hoch / so lest sie dieselbe für vber rauschen / vnd erinnert sich ohn allen zweiffel / daß er ja andern Heyden wol ehe geholffen / derwegen werde diß also nicht zuverstehen seyn / wie es in jhren Ohren klinge / wie es auch nicht war / denn Christus war eben so wol die Heyden alß die Juden Selig zu machen gesand / aber seine Wunderwerck betreffent / so war er eigentlich gesand dieselbe in eigener Person bey den Juden / vnd nicht fürnemlich bey den Heyden zuverrichten / wie wol viele Heyden derselben gleichwol aus gnaden sein theilhafftig worden. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0019"/> schreyet vns nach Hirauß wollẽ etliche von den Papisten schliesse / die verstorbene Heilgen bitten für vns im Himmel / darvmb sollen wir sie vmb hülff vnd fürbitte anruffen vnd ersuchen. Aber das folget gar nicht / denn es bitten hie nicht die verstorbene / sondern die lebendige Apostel für das Weib / vnd gesetzt / daß die verstorbenen für vns im Him̃el beten / davon wir aber in GOttes Wort nichts finden / sondern Esai: 64. stehet viel mehr: Abrahã weis von vns nicht / vnd Israel kennet vns nicht: Wenn sie nu schon für vns beten / sag ich / so folget doch nicht / daß wir sie anruffen vnd vmb hülff vnd fürbitte ersuchen sollen / denn so wenig das Cananeische Weiblein / die Apostel von wegen jhrer fürbitte angebetet / da sie gelebt / so wenig sollen wirs thun / da sie gestorben seyn / sonderlich weil wir den ernsten Befehl haben / du solt GOtt deinen HErrn anbeten vnd jhm allein dienen. Auff diese fürbitte gibt Christus den Jüngern eine sehr harte Antwort vñ spricht: Ich bin nicht gesand / denn nur zu den verlornen Schaffen vom Hause Israel / alß wolte er sagen: Sie ist eine Heydin / ich aber bin vmb der Jüden willen gesand vnd kom̃en. Das ist nu abermahl eine sehr schreckliche ja die allerschrecklichste Anfechtung diesem Weibe gewesen / alß wenn sie nicht in die zahl der außerwehleten Kinder GOttes gehörete / vñ Christus jhr weder Geistlich noch Leiblich helffen vnd sie Selig machen / ja gantz mit jhr nicht zuschaffen noch zu thun wolle haben. Zu dieser schweren anfechtung schweigt das arme Weiblein stock stille / weil sie jhr zu hoch / so lest sie dieselbe für vber rauschen / vnd erinnert sich ohn allen zweiffel / daß er ja andern Heyden wol ehe geholffen / derwegen werde diß also nicht zuverstehen seyn / wie es in jhren Ohren klinge / wie es auch nicht war / denn Christus war eben so wol die Heyden alß die Juden Selig zu machen gesand / aber seine Wunderwerck betreffent / so war er eigentlich gesand dieselbe in eigener Person bey den Juden / vnd nicht fürnemlich bey den Heyden zuverrichten / wie wol viele Heyden derselben gleichwol aus gnaden sein theilhafftig worden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
schreyet vns nach Hirauß wollẽ etliche von den Papisten schliesse / die verstorbene Heilgen bitten für vns im Himmel / darvmb sollen wir sie vmb hülff vnd fürbitte anruffen vnd ersuchen. Aber das folget gar nicht / denn es bitten hie nicht die verstorbene / sondern die lebendige Apostel für das Weib / vnd gesetzt / daß die verstorbenen für vns im Him̃el beten / davon wir aber in GOttes Wort nichts finden / sondern Esai: 64. stehet viel mehr: Abrahã weis von vns nicht / vnd Israel kennet vns nicht: Wenn sie nu schon für vns beten / sag ich / so folget doch nicht / daß wir sie anruffen vnd vmb hülff vnd fürbitte ersuchen sollen / denn so wenig das Cananeische Weiblein / die Apostel von wegen jhrer fürbitte angebetet / da sie gelebt / so wenig sollen wirs thun / da sie gestorben seyn / sonderlich weil wir den ernsten Befehl haben / du solt GOtt deinen HErrn anbeten vnd jhm allein dienen. Auff diese fürbitte gibt Christus den Jüngern eine sehr harte Antwort vñ spricht: Ich bin nicht gesand / denn nur zu den verlornen Schaffen vom Hause Israel / alß wolte er sagen: Sie ist eine Heydin / ich aber bin vmb der Jüden willen gesand vnd kom̃en. Das ist nu abermahl eine sehr schreckliche ja die allerschrecklichste Anfechtung diesem Weibe gewesen / alß wenn sie nicht in die zahl der außerwehleten Kinder GOttes gehörete / vñ Christus jhr weder Geistlich noch Leiblich helffen vnd sie Selig machen / ja gantz mit jhr nicht zuschaffen noch zu thun wolle haben. Zu dieser schweren anfechtung schweigt das arme Weiblein stock stille / weil sie jhr zu hoch / so lest sie dieselbe für vber rauschen / vnd erinnert sich ohn allen zweiffel / daß er ja andern Heyden wol ehe geholffen / derwegen werde diß also nicht zuverstehen seyn / wie es in jhren Ohren klinge / wie es auch nicht war / denn Christus war eben so wol die Heyden alß die Juden Selig zu machen gesand / aber seine Wunderwerck betreffent / so war er eigentlich gesand dieselbe in eigener Person bey den Juden / vnd nicht fürnemlich bey den Heyden zuverrichten / wie wol viele Heyden derselben gleichwol aus gnaden sein theilhafftig worden.
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Zitationshilfe: | Tuckermann, Peter: Eine Predigt Vom Cananeischen Weiblein Dom. Reminiscere. Zu Harst gethan. Wolfenbüttel, 1619, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tuckermann_predigt_1619/19>, abgerufen am 25.07.2024. |