Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

L. Das II. Diaetische Consilium
die Natur empfindlicher, und solcher da-
hero weit accurater anmercken kan, was
derselben zuträglich ist. Welches ge-
gentheils ein Gesunder, nicht also em-
findet, sondern vieles übertragen kan,
was ihm doch mit der Zeit, durch öfftere
Geniessung, schadet. Ja es confir-
mi
ren auch die kleinen Kinder die Ge-
wißheit dieses Satzes, als welche, ihren
Hunger zu stillen, nur etwan eine But-
terschnitte fordern, und solche auch allem
Fleische so lange vorziehen, biß sie end-
lich von denen Eltern nach und nach
darzu gewöhnet, und gleichsam gezwun-
gen werden. Zu geschweigen, daß auch
das Fleisch für andern Dingen, mehr
zur Fäulniß geneigt ist, und offt, beson-
ders im Sommer, binnen wenig Tagen,
corrumpiret wird.

2) Die
Quantität.

Was hernach Quantitatem Cibo-
rum
betrifft: ist gewiß höchst schädlich,
wenn ein Mensch, deren zu viel auf ein-
mahl genießt, so insgemein bey köstli-
chen Taffeln geschiehet, woselbst viele
sich dermaßen zu überladen pflegen:
daß sie nach vollendeter Mahlzeit offt
kaum respiriren können, und eo ipso

den

L. Das II. Diætiſche Conſilium
die Natur empfindlicher, und ſolcher da-
hero weit accurater anmercken kan, was
derſelben zutraͤglich iſt. Welches ge-
gentheils ein Geſunder, nicht alſo em-
findet, ſondern vieles uͤbertragen kan,
was ihm doch mit der Zeit, durch oͤfftere
Genieſſung, ſchadet. Ja es confir-
mi
ren auch die kleinen Kinder die Ge-
wißheit dieſes Satzes, als welche, ihren
Hunger zu ſtillen, nur etwan eine But-
terſchnitte foꝛdern, und ſolche auch allem
Fleiſche ſo lange vorziehen, biß ſie end-
lich von denen Eltern nach und nach
darzu gewoͤhnet, und gleichſam gezwun-
gen werden. Zu geſchweigen, daß auch
das Fleiſch fuͤr andern Dingen, mehr
zur Faͤulniß geneigt iſt, und offt, beſon-
ders im Sommer, binnen wenig Tagen,
corrumpiret wird.

2) Die
Quantitaͤt.

Was hernach Quantitatem Cibo-
rum
betrifft: iſt gewiß hoͤchſt ſchaͤdlich,
wenn ein Menſch, deren zu viel auf ein-
mahl genießt, ſo insgemein bey koͤſtli-
chen Taffeln geſchiehet, woſelbſt viele
ſich dermaßen zu uͤberladen pflegen:
daß ſie nach vollendeter Mahlzeit offt
kaum reſpiriren koͤnnen, und eo ipſo

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0350" n="328"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">L.</hi> Das <hi rendition="#aq">II. Diæti</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ilium</hi></hi></fw><lb/>
die Natur empfindlicher, und &#x017F;olcher da-<lb/>
hero weit <hi rendition="#aq">accurater</hi> anmercken kan, was<lb/>
der&#x017F;elben zutra&#x0364;glich i&#x017F;t. Welches ge-<lb/>
gentheils ein Ge&#x017F;under, nicht al&#x017F;o em-<lb/>
findet, &#x017F;ondern vieles u&#x0364;bertragen kan,<lb/>
was ihm doch mit der Zeit, durch o&#x0364;fftere<lb/>
Genie&#x017F;&#x017F;ung, &#x017F;chadet. Ja es <hi rendition="#aq">confir-<lb/>
mi</hi>ren auch die kleinen Kinder die Ge-<lb/>
wißheit die&#x017F;es Satzes, als welche, ihren<lb/>
Hunger zu &#x017F;tillen, nur etwan eine But-<lb/>
ter&#x017F;chnitte fo&#xA75B;dern, und &#x017F;olche auch allem<lb/>
Flei&#x017F;che &#x017F;o lange vorziehen, biß &#x017F;ie end-<lb/>
lich von denen Eltern nach und nach<lb/>
darzu gewo&#x0364;hnet, und gleich&#x017F;am gezwun-<lb/>
gen werden. Zu ge&#x017F;chweigen, daß auch<lb/>
das Flei&#x017F;ch fu&#x0364;r andern Dingen, mehr<lb/>
zur Fa&#x0364;ulniß geneigt i&#x017F;t, und offt, be&#x017F;on-<lb/>
ders im Sommer, binnen wenig Tagen,<lb/><hi rendition="#aq">corrumpi</hi>ret wird.</p><lb/>
        <note place="left">2) Die<lb/><hi rendition="#aq">Quanti</hi>ta&#x0364;t.</note>
        <p>Was hernach <hi rendition="#aq">Quantitatem Cibo-<lb/>
rum</hi> betrifft: i&#x017F;t gewiß ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;dlich,<lb/>
wenn ein Men&#x017F;ch, deren zu viel auf ein-<lb/>
mahl genießt, &#x017F;o insgemein bey ko&#x0364;&#x017F;tli-<lb/>
chen Taffeln ge&#x017F;chiehet, wo&#x017F;elb&#x017F;t viele<lb/>
&#x017F;ich dermaßen zu u&#x0364;berladen pflegen:<lb/>
daß &#x017F;ie nach vollendeter Mahlzeit offt<lb/>
kaum <hi rendition="#aq">re&#x017F;piri</hi>ren ko&#x0364;nnen, und <hi rendition="#aq">eo ip&#x017F;o</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0350] L. Das II. Diætiſche Conſilium die Natur empfindlicher, und ſolcher da- hero weit accurater anmercken kan, was derſelben zutraͤglich iſt. Welches ge- gentheils ein Geſunder, nicht alſo em- findet, ſondern vieles uͤbertragen kan, was ihm doch mit der Zeit, durch oͤfftere Genieſſung, ſchadet. Ja es confir- miren auch die kleinen Kinder die Ge- wißheit dieſes Satzes, als welche, ihren Hunger zu ſtillen, nur etwan eine But- terſchnitte foꝛdern, und ſolche auch allem Fleiſche ſo lange vorziehen, biß ſie end- lich von denen Eltern nach und nach darzu gewoͤhnet, und gleichſam gezwun- gen werden. Zu geſchweigen, daß auch das Fleiſch fuͤr andern Dingen, mehr zur Faͤulniß geneigt iſt, und offt, beſon- ders im Sommer, binnen wenig Tagen, corrumpiret wird. Was hernach Quantitatem Cibo- rum betrifft: iſt gewiß hoͤchſt ſchaͤdlich, wenn ein Menſch, deren zu viel auf ein- mahl genießt, ſo insgemein bey koͤſtli- chen Taffeln geſchiehet, woſelbſt viele ſich dermaßen zu uͤberladen pflegen: daß ſie nach vollendeter Mahlzeit offt kaum reſpiriren koͤnnen, und eo ipſo den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/350
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/350>, abgerufen am 25.11.2024.