Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

C. Herrn Georg Albrechts
mation bezeige. Dabey nicht zu ver-
gessen, daß man wegen fideler Infor-
mation, mit Discretionen wohl ein übri-
ges thun könne, damit man deren Fleiß,
sonderlich bey denen Curiosis, auch bey
denen Exercitien-Meistern heraus lo-
cke.

Mit ieder-
man umge-
hen lernen;

XI. Daß er mit iederman ohne Un-
terscheid Freund-friedlich und sanfft-
müthig lebe; keinen Streit, Zanck,
noch Händel anfange; noch mit andern
jungen Leuten kälbere oder schertze, weil
daraus Ernst und Streit-Händel ent-
springen. Welches am besten verhü-
tet wird, wenn man keinen Stoltz noch
Einbildung blicken lässet, auch nicht ei-
ne äuserliche Mine machet, als wenn
man andere verachte, oder sich höher als
sie halte; sondern sich fein vernünfftig,
freundlich, und nach Beschaffenheit der
Person demüthig bezeiget, nach der ge-
meinen Zucht-Regel: Je höher du
bist, ie mehr dich demüthige, so
wird dir GOtt und Menschen
hold seyn. Und sich allezeit höflich
in Worten, obligeant in Gebährden
aufführet, auch alle Höhnungen, Ve-

hementz

C. Herrn Georg Albrechts
mation bezeige. Dabey nicht zu ver-
geſſen, daß man wegen fideler Infor-
mation, mit Diſcretionen wohl ein uͤbri-
ges thun koͤnne, damit man deren Fleiß,
ſonderlich bey denen Curioſis, auch bey
denen Exercitien-Meiſtern heraus lo-
cke.

Mit ieder-
man umge-
hen lernen;

XI. Daß er mit iederman ohne Un-
terſcheid Freund-friedlich und ſanfft-
muͤthig lebe; keinen Streit, Zanck,
noch Haͤndel anfange; noch mit andern
jungen Leuten kaͤlbere oder ſchertze, weil
daraus Ernſt und Streit-Haͤndel ent-
ſpringen. Welches am beſten verhuͤ-
tet wird, wenn man keinen Stoltz noch
Einbildung blicken laͤſſet, auch nicht ei-
ne aͤuſerliche Mine machet, als wenn
man andere verachte, oder ſich hoͤher als
ſie halte; ſondern ſich fein vernuͤnfftig,
freundlich, und nach Beſchaffenheit der
Perſon demuͤthig bezeiget, nach der ge-
meinen Zucht-Regel: Je hoͤher du
biſt, ie mehr dich demuͤthige, ſo
wird dir GOtt und Menſchen
hold ſeyn. Und ſich allezeit hoͤflich
in Worten, obligeant in Gebaͤhrden
auffuͤhret, auch alle Hoͤhnungen, Ve-

hementz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0274" n="252"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">C.</hi> Herrn Georg Albrechts</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">mation</hi> bezeige. Dabey nicht zu ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en, daß man wegen <hi rendition="#aq">fideler Infor-<lb/>
mation,</hi> mit <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cretion</hi>en wohl ein u&#x0364;bri-<lb/>
ges thun ko&#x0364;nne, damit man deren Fleiß,<lb/>
&#x017F;onderlich bey denen <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;is,</hi> auch bey<lb/>
denen <hi rendition="#aq">Exerciti</hi>en-Mei&#x017F;tern heraus lo-<lb/>
cke.</p><lb/>
        <note place="left">Mit ieder-<lb/>
man umge-<lb/>
hen lernen;</note>
        <p><hi rendition="#aq">XI.</hi> Daß er mit iederman ohne Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid Freund-friedlich und &#x017F;anfft-<lb/>
mu&#x0364;thig lebe; keinen Streit, Zanck,<lb/>
noch Ha&#x0364;ndel anfange; noch mit andern<lb/>
jungen Leuten ka&#x0364;lbere oder &#x017F;chertze, weil<lb/>
daraus Ern&#x017F;t und Streit-Ha&#x0364;ndel ent-<lb/>
&#x017F;pringen. Welches am be&#x017F;ten verhu&#x0364;-<lb/>
tet wird, wenn man keinen Stoltz noch<lb/>
Einbildung blicken la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, auch nicht ei-<lb/>
ne a&#x0364;u&#x017F;erliche <hi rendition="#aq">Mine</hi> machet, als wenn<lb/>
man andere verachte, oder &#x017F;ich ho&#x0364;her als<lb/>
&#x017F;ie halte; &#x017F;ondern &#x017F;ich fein vernu&#x0364;nfftig,<lb/>
freundlich, und nach Be&#x017F;chaffenheit der<lb/>
Per&#x017F;on demu&#x0364;thig bezeiget, nach der ge-<lb/>
meinen Zucht-Regel: <hi rendition="#fr">Je ho&#x0364;her du<lb/>
bi&#x017F;t, ie mehr dich demu&#x0364;thige, &#x017F;o<lb/>
wird dir GOtt und Men&#x017F;chen<lb/>
hold &#x017F;eyn.</hi> Und &#x017F;ich allezeit ho&#x0364;flich<lb/>
in Worten, <hi rendition="#aq">obligeant</hi> in Geba&#x0364;hrden<lb/>
auffu&#x0364;hret, auch alle Ho&#x0364;hnungen, <hi rendition="#aq">Ve-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">hemen</hi>tz</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0274] C. Herrn Georg Albrechts mation bezeige. Dabey nicht zu ver- geſſen, daß man wegen fideler Infor- mation, mit Diſcretionen wohl ein uͤbri- ges thun koͤnne, damit man deren Fleiß, ſonderlich bey denen Curioſis, auch bey denen Exercitien-Meiſtern heraus lo- cke. XI. Daß er mit iederman ohne Un- terſcheid Freund-friedlich und ſanfft- muͤthig lebe; keinen Streit, Zanck, noch Haͤndel anfange; noch mit andern jungen Leuten kaͤlbere oder ſchertze, weil daraus Ernſt und Streit-Haͤndel ent- ſpringen. Welches am beſten verhuͤ- tet wird, wenn man keinen Stoltz noch Einbildung blicken laͤſſet, auch nicht ei- ne aͤuſerliche Mine machet, als wenn man andere verachte, oder ſich hoͤher als ſie halte; ſondern ſich fein vernuͤnfftig, freundlich, und nach Beſchaffenheit der Perſon demuͤthig bezeiget, nach der ge- meinen Zucht-Regel: Je hoͤher du biſt, ie mehr dich demuͤthige, ſo wird dir GOtt und Menſchen hold ſeyn. Und ſich allezeit hoͤflich in Worten, obligeant in Gebaͤhrden auffuͤhret, auch alle Hoͤhnungen, Ve- hementz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/274
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/274>, abgerufen am 22.11.2024.