Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XXX. Anmerckung. (uu) von einem Amte zum andern befördert wer-den, und nach und nach immer höher steigen, und endlich nach dem Exempel vieler Mini- strorum, Fürsten und Königen mit Ehren an die Seite gesetzet werden, und Jhnen höchst wichtige Dienste leisten, und seine Familie in grosses Aufnehmen bringen können. Ein ver- mögen- der Cava- lier', der keine Char- gen ambi- ret, sollNachdem es auch viel Cavaliers' giebt, die ihr eigenes considerables Vermögen und Gü- ter haben, und gar wohl vor sich leben, und bey grossen Herren keine Civil- oder militair- Bedienungen suchen, und aus besondern Ursachen anzunehmen nicht willens sind, denen will ich rathen, daß sie sich auf Uni- versitäten, auf solche physicalische und mathe- sich auf die Wirth- schafft le- gen, damit ermatische Wissenschafften legen, welche in der Oeconomie und zu dererselben Verbesse- rung ungemein nützlich seyn können. Denn die Wirthschafft ist in allen Ständen höchst nöthig, weil ohne dieselbe keine Familie vor dem Untergange lange Zeit gesichert ist. Wie viel adeliche, Freyherrliche, und Gräfli- che Häuser haben sich nicht durch eine üble Haußhaltung ruiniret, und wie viele haben nicht das von ihren Eltern ihnen verlassene ansehnliche Vermögen, GOtt weiß wie, und in kurtzer Zeit durchgebracht? Dahero sein eigen Vermögen conservi- ren, und dem Vater-soll der begütterte Cavalier dahin trachten, daß er nicht allein sein eigenes Vermögen conserviren und vermehren; sondern sich auch in den Stand setzen möge, Grossen, und Die XXX. Anmerckung. (uu) von einem Amte zum andern befoͤrdert wer-den, und nach und nach immer hoͤher ſteigen, und endlich nach dem Exempel vieler Mini- ſtrorum, Fuͤrſten und Koͤnigen mit Ehren an die Seite geſetzet werden, und Jhnen hoͤchſt wichtige Dienſte leiſten, und ſeine Familie in groſſes Aufnehmen bringen koͤnnen. Ein ver- moͤgen- der Cava- lier’, der keine Char- gen ambi- ret, ſollNachdem es auch viel Cavaliers’ giebt, die ihr eigenes conſiderables Vermoͤgen und Guͤ- ter haben, und gar wohl vor ſich leben, und bey groſſen Herren keine Civil- oder militair- Bedienungen ſuchen, und aus beſondern Urſachen anzunehmen nicht willens ſind, denen will ich rathen, daß ſie ſich auf Uni- verſitaͤten, auf ſolche phyſicaliſche und mathe- ſich auf die Wirth- ſchafft le- gen, damit ermatiſche Wiſſenſchafften legen, welche in der Oeconomie und zu dererſelben Verbeſſe- rung ungemein nuͤtzlich ſeyn koͤnnen. Denn die Wirthſchafft iſt in allen Staͤnden hoͤchſt noͤthig, weil ohne dieſelbe keine Familie vor dem Untergange lange Zeit geſichert iſt. Wie viel adeliche, Freyherrliche, und Graͤfli- che Haͤuſer haben ſich nicht durch eine uͤble Haußhaltung ruiniret, und wie viele haben nicht das von ihren Eltern ihnen verlaſſene anſehnliche Vermoͤgen, GOtt weiß wie, und in kurtzer Zeit durchgebracht? Dahero ſein eigen Vermoͤgen conſervi- ren, und dem Vater-ſoll der beguͤtterte Cavalier dahin trachten, daß er nicht allein ſein eigenes Vermoͤgen conſerviren und vermehren; ſondern ſich auch in den Stand ſetzen moͤge, Groſſen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nuu" prev="#zuu" place="end" n="(uu)"><pb facs="#f0244" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXX.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">uu</hi>)</hi></fw><lb/> von einem Amte zum andern befoͤrdert wer-<lb/> den, und nach und nach immer hoͤher ſteigen,<lb/> und endlich nach dem Exempel vieler <hi rendition="#aq">Mini-<lb/> ſtrorum,</hi> Fuͤrſten und Koͤnigen mit Ehren an<lb/> die Seite geſetzet werden, und Jhnen hoͤchſt<lb/> wichtige Dienſte leiſten, und ſeine <hi rendition="#aq">Familie</hi><lb/> in groſſes Aufnehmen bringen koͤnnen.<lb/><note place="left">Ein ver-<lb/> moͤgen-<lb/> der <hi rendition="#aq">Cava-<lb/> lier’,</hi> der<lb/> keine <hi rendition="#aq">Char-<lb/> gen ambi-</hi><lb/> ret, ſoll</note>Nachdem es auch viel <hi rendition="#aq">Cavaliers’</hi> giebt, die<lb/> ihr eigenes <hi rendition="#aq">conſiderables</hi> Vermoͤgen und Guͤ-<lb/> ter haben, und gar wohl vor ſich leben, und<lb/> bey groſſen Herren keine <hi rendition="#aq">Civil-</hi> oder <hi rendition="#aq">militair-</hi><lb/> Bedienungen ſuchen, und aus beſondern<lb/> Urſachen anzunehmen nicht willens ſind,<lb/> denen will ich rathen, daß ſie ſich auf <hi rendition="#aq">Uni-<lb/> verſi</hi>taͤten, auf ſolche <hi rendition="#aq">phyſicali</hi>ſche und <hi rendition="#aq">mathe-</hi><lb/><note place="left">ſich auf die<lb/> Wirth-<lb/> ſchafft le-<lb/> gen, damit<lb/> er</note><hi rendition="#aq">mati</hi>ſche Wiſſenſchafften legen, welche in der<lb/><hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> und zu dererſelben Verbeſſe-<lb/> rung ungemein nuͤtzlich ſeyn koͤnnen. Denn<lb/> die Wirthſchafft iſt in allen Staͤnden hoͤchſt<lb/> noͤthig, weil ohne dieſelbe keine <hi rendition="#aq">Familie</hi> vor<lb/> dem Untergange lange Zeit geſichert iſt.<lb/> Wie viel adeliche, Freyherrliche, und Graͤfli-<lb/> che Haͤuſer haben ſich nicht durch eine uͤble<lb/> Haußhaltung <hi rendition="#aq">ruini</hi>ret, und wie viele haben<lb/> nicht das von ihren Eltern ihnen verlaſſene<lb/> anſehnliche Vermoͤgen, GOtt weiß wie,<lb/> und in kurtzer Zeit durchgebracht? Dahero<lb/><note place="left">ſein eigen<lb/> Vermoͤgen<lb/><hi rendition="#aq">conſervi-</hi><lb/> ren, und<lb/> dem Vater-</note>ſoll der beguͤtterte <hi rendition="#aq">Cavalier</hi> dahin trachten,<lb/> daß er nicht allein ſein eigenes Vermoͤgen<lb/><hi rendition="#aq">conſervi</hi>ren und vermehren; ſondern ſich<lb/> auch in den Stand ſetzen moͤge, Groſſen, und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">beſon-</fw><lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [222/0244]
Die XXX. Anmerckung. (uu)
⁽uu⁾
von einem Amte zum andern befoͤrdert wer-
den, und nach und nach immer hoͤher ſteigen,
und endlich nach dem Exempel vieler Mini-
ſtrorum, Fuͤrſten und Koͤnigen mit Ehren an
die Seite geſetzet werden, und Jhnen hoͤchſt
wichtige Dienſte leiſten, und ſeine Familie
in groſſes Aufnehmen bringen koͤnnen.
Nachdem es auch viel Cavaliers’ giebt, die
ihr eigenes conſiderables Vermoͤgen und Guͤ-
ter haben, und gar wohl vor ſich leben, und
bey groſſen Herren keine Civil- oder militair-
Bedienungen ſuchen, und aus beſondern
Urſachen anzunehmen nicht willens ſind,
denen will ich rathen, daß ſie ſich auf Uni-
verſitaͤten, auf ſolche phyſicaliſche und mathe-
matiſche Wiſſenſchafften legen, welche in der
Oeconomie und zu dererſelben Verbeſſe-
rung ungemein nuͤtzlich ſeyn koͤnnen. Denn
die Wirthſchafft iſt in allen Staͤnden hoͤchſt
noͤthig, weil ohne dieſelbe keine Familie vor
dem Untergange lange Zeit geſichert iſt.
Wie viel adeliche, Freyherrliche, und Graͤfli-
che Haͤuſer haben ſich nicht durch eine uͤble
Haußhaltung ruiniret, und wie viele haben
nicht das von ihren Eltern ihnen verlaſſene
anſehnliche Vermoͤgen, GOtt weiß wie,
und in kurtzer Zeit durchgebracht? Dahero
ſoll der beguͤtterte Cavalier dahin trachten,
daß er nicht allein ſein eigenes Vermoͤgen
conſerviren und vermehren; ſondern ſich
auch in den Stand ſetzen moͤge, Groſſen, und
beſon-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |