Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XXX. Anmerckung. (uu) denselben gröstentheils wider seine Inclina-tion erziehen. Denn auf diese Weise kan selten was rechtes aus ihm werden, welches die vielen Exempel in allen Professionen, son- derlich auf Universitäten erweisen, da die Herren Studiosi umsatteln, von einer Facul- tät und einem Studio ab, zu einer andern Facultät und einem andern Studio überge- hen, welches gewiß von denen meisten nicht geschehen würde, wenn sie von ihren Eltern von Jugend auf zu dem, worzu sie sich ge- schickt bezeiget, und Inclination gehabt ha- ben, der göttlichen Intention gemäß ange- halten worden wären. Wie ein Cavalier, der wohl erzogen worden ist, in seinem Metier im- mer habi- ler werden,Wenn nun ein Cavalier so glücklich gewe- sen, daß er von Jugend an zu einem dem göttlichen Willen gemäßen Metier gründ- lich angeführet worden ist, so muß er den Höchsten davor hertzlich preisen und seinen lieben Eltern davor treulich dancken, und solches auf Universitäten und Reisen, da er die beste Zeit und Gelegenheit hat, durch darzu dienliche Mittel und deroselben sorg- fältige Anwendung, immer weiter zu pous- siren suchen; doch rathe ich hierbey auf- richtigst, daß er auf Universitäten und Reisen sich nicht etwan allzu früh und der gros- sen Prae- sumption entsagen,vor der Zeit, aus eitler und allzugrosser Ambition und Praesumtion, seiner Capacität, Standes, Meriten und Güter wegen, auf künfftige hohe Chargen Rechnung ohne den Die XXX. Anmerckung. (uu) denſelben groͤſtentheils wider ſeine Inclina-tion erziehen. Denn auf dieſe Weiſe kan ſelten was rechtes aus ihm werden, welches die vielen Exempel in allen Profeſſionen, ſon- derlich auf Univerſitaͤten erweiſen, da die Herren Studioſi umſatteln, von einer Facul- taͤt und einem Studio ab, zu einer andern Facultaͤt und einem andern Studio uͤberge- hen, welches gewiß von denen meiſten nicht geſchehen wuͤrde, wenn ſie von ihren Eltern von Jugend auf zu dem, worzu ſie ſich ge- ſchickt bezeiget, und Inclination gehabt ha- ben, der goͤttlichen Intention gemaͤß ange- halten worden waͤren. Wie ein Cavalier, der wohl erzogen worden iſt, in ſeinem Metier im- mer habi- ler werden,Wenn nun ein Cavalier ſo gluͤcklich gewe- ſen, daß er von Jugend an zu einem dem goͤttlichen Willen gemaͤßen Metier gruͤnd- lich angefuͤhret worden iſt, ſo muß er den Hoͤchſten davor hertzlich preiſen und ſeinen lieben Eltern davor treulich dancken, und ſolches auf Univerſitaͤten und Reiſen, da er die beſte Zeit und Gelegenheit hat, durch darzu dienliche Mittel und deroſelben ſorg- faͤltige Anwendung, immer weiter zu pouſ- ſiren ſuchen; doch rathe ich hierbey auf- richtigſt, daß er auf Univerſitaͤten und Reiſen ſich nicht etwan allzu fruͤh und der groſ- ſen Præ- ſumption entſagen,vor der Zeit, aus eitler und allzugroſſer Ambition und Præſumtion, ſeiner Capacitaͤt, Standes, Meriten und Guͤter wegen, auf kuͤnfftige hohe Chargen Rechnung ohne den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nuu" prev="#zuu" place="end" n="(uu)"><pb facs="#f0242" n="220"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXX.</hi> Anmerckung. 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Die XXX. Anmerckung. (uu)
⁽uu⁾
denſelben groͤſtentheils wider ſeine Inclina-
tion erziehen. Denn auf dieſe Weiſe kan
ſelten was rechtes aus ihm werden, welches
die vielen Exempel in allen Profeſſionen, ſon-
derlich auf Univerſitaͤten erweiſen, da die
Herren Studioſi umſatteln, von einer Facul-
taͤt und einem Studio ab, zu einer andern
Facultaͤt und einem andern Studio uͤberge-
hen, welches gewiß von denen meiſten nicht
geſchehen wuͤrde, wenn ſie von ihren Eltern
von Jugend auf zu dem, worzu ſie ſich ge-
ſchickt bezeiget, und Inclination gehabt ha-
ben, der goͤttlichen Intention gemaͤß ange-
halten worden waͤren.
Wenn nun ein Cavalier ſo gluͤcklich gewe-
ſen, daß er von Jugend an zu einem dem
goͤttlichen Willen gemaͤßen Metier gruͤnd-
lich angefuͤhret worden iſt, ſo muß er den
Hoͤchſten davor hertzlich preiſen und ſeinen
lieben Eltern davor treulich dancken, und
ſolches auf Univerſitaͤten und Reiſen, da
er die beſte Zeit und Gelegenheit hat, durch
darzu dienliche Mittel und deroſelben ſorg-
faͤltige Anwendung, immer weiter zu pouſ-
ſiren ſuchen; doch rathe ich hierbey auf-
richtigſt, daß er auf Univerſitaͤten und
Reiſen ſich nicht etwan allzu fruͤh und
vor der Zeit, aus eitler und allzugroſſer
Ambition und Præſumtion, ſeiner Capacitaͤt,
Standes, Meriten und Guͤter wegen, auf
kuͤnfftige hohe Chargen Rechnung ohne den
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