Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Die XXVIII. Anmerckung. (qq)
wird, der wird sich überaus wohl hernach be-
finden, und Wunder erfahren. Andere, de-
ren Viscera in gutem Stande sind, wenn sie
einen derben Bier- oder Wein-Rausch ge-
habt haben, nehmen ein halbes Loth Egri-
sches Saltz ein, und trincken eine Flasche
Sauer-Brunn darzu aus, und führen da-
durch den Uberfluß nebst der Säure weg,
und kühlen das wallende Geblüt wieder
ab.
Alle diese Remedia werden gantz nicht de-Wem diese
Remedia
recom-
mendi
ret
werden.

nen Säuffern von Profession, die des Mor-
gens nur darum Medicamenta einzunehmen
pflegen, damit sie des Nachmittags, bey dem
angestellten Schmause, desto besser aushal-
ten können; sondern allein denenjenigen re-
commendi
ret, welche wider Gewohnheit,
ihren Willen und ohnvermerckt, mehr Wein
und Bier, als ihre Constitution des Leibes lei-
det, zu sich genommen haben. Denn wer
sich dieser Mittel zu desto besserer Beförde-
rung seiner täglichen Schwelgereyen bedie-
nen wolte, der würde sich nicht allein an
GOtt, durch schändlichen Mißbrauch seiner
Gaben, schwerlich versündigen; sondern
auch seine Natur gewaltig schwächen, und
sich seinen Tod gewißlich befördern.
Jn Franckreich, und sonderlich in Paris,Man soll
sich in Pa-
ris das
Wasser ab-
kochen las-
sen,

wo man das trübe und gelbe Seine-Wasser,
welches man durch die in denen Hauß-Fon-
tain
en befindliche Sand-Säcke filtriret, zu
N 5
Die XXVIII. Anmerckung. (qq)
wird, der wird ſich uͤberaus wohl hernach be-
finden, und Wunder erfahren. Andere, de-
ren Viſcera in gutem Stande ſind, wenn ſie
einen derben Bier- oder Wein-Rauſch ge-
habt haben, nehmen ein halbes Loth Egri-
ſches Saltz ein, und trincken eine Flaſche
Sauer-Brunn darzu aus, und fuͤhren da-
durch den Uberfluß nebſt der Saͤure weg,
und kuͤhlen das wallende Gebluͤt wieder
ab.
Alle dieſe Remedia werden gantz nicht de-Wem dieſe
Remedia
recom-
mendi
ret
werden.

nen Saͤuffern von Profeſſion, die des Mor-
gens nur darum Medicamenta einzunehmen
pflegen, damit ſie des Nachmittags, bey dem
angeſtellten Schmauſe, deſto beſſer aushal-
ten koͤnnen; ſondern allein denenjenigen re-
commendi
ret, welche wider Gewohnheit,
ihren Willen und ohnvermerckt, mehr Wein
und Bier, als ihre Conſtitution des Leibes lei-
det, zu ſich genommen haben. Denn wer
ſich dieſer Mittel zu deſto beſſerer Befoͤrde-
rung ſeiner taͤglichen Schwelgereyen bedie-
nen wolte, der wuͤrde ſich nicht allein an
GOtt, durch ſchaͤndlichen Mißbrauch ſeiner
Gaben, ſchwerlich verſuͤndigen; ſondern
auch ſeine Natur gewaltig ſchwaͤchen, und
ſich ſeinen Tod gewißlich befoͤrdern.
Jn Franckreich, und ſonderlich in Paris,Man ſoll
ſich in Pa-
ris das
Waſſer ab-
kochen laſ-
ſen,

wo man das truͤbe und gelbe Seine-Waſſer,
welches man durch die in denen Hauß-Fon-
tain
en befindliche Sand-Saͤcke filtriret, zu
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="nqq" prev="#zqq" place="end" n="(qq)"><pb facs="#f0223" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">qq</hi>)</hi></fw><lb/>
wird, der wird &#x017F;ich u&#x0364;beraus wohl hernach be-<lb/>
finden, und Wunder erfahren. Andere, de-<lb/>
ren <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;cera</hi> in gutem Stande &#x017F;ind, wenn &#x017F;ie<lb/>
einen derben Bier- oder Wein-Rau&#x017F;ch ge-<lb/>
habt haben, nehmen ein halbes Loth Egri-<lb/>
&#x017F;ches Saltz ein, und trincken eine Fla&#x017F;che<lb/>
Sauer-Brunn darzu aus, und fu&#x0364;hren da-<lb/>
durch den Uberfluß neb&#x017F;t der Sa&#x0364;ure weg,<lb/>
und ku&#x0364;hlen das wallende Geblu&#x0364;t wieder<lb/>
ab.<lb/>
Alle die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Remedia</hi> werden gantz nicht de-<note place="right">Wem die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Remedia<lb/>
recom-<lb/>
mendi</hi>ret<lb/>
werden.</note><lb/>
nen Sa&#x0364;uffern von <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion,</hi> die des Mor-<lb/>
gens nur darum <hi rendition="#aq">Medicamenta</hi> einzunehmen<lb/>
pflegen, damit &#x017F;ie des Nachmittags, bey dem<lb/>
ange&#x017F;tellten Schmau&#x017F;e, de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er aushal-<lb/>
ten ko&#x0364;nnen; &#x017F;ondern allein denenjenigen <hi rendition="#aq">re-<lb/>
commendi</hi>ret, welche wider Gewohnheit,<lb/>
ihren Willen und ohnvermerckt, mehr Wein<lb/>
und Bier, als ihre <hi rendition="#aq">Con&#x017F;titution</hi> des Leibes lei-<lb/>
det, zu &#x017F;ich genommen haben. Denn wer<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;er Mittel zu de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;erer Befo&#x0364;rde-<lb/>
rung &#x017F;einer ta&#x0364;glichen Schwelgereyen bedie-<lb/>
nen wolte, der wu&#x0364;rde &#x017F;ich nicht allein an<lb/>
GOtt, durch &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Mißbrauch &#x017F;einer<lb/>
Gaben, &#x017F;chwerlich ver&#x017F;u&#x0364;ndigen; &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;eine Natur gewaltig &#x017F;chwa&#x0364;chen, und<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;einen Tod gewißlich befo&#x0364;rdern.<lb/>
Jn Franckreich, und &#x017F;onderlich in Paris,<note place="right">Man &#x017F;oll<lb/>
&#x017F;ich in Pa-<lb/>
ris das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er ab-<lb/>
kochen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en,</note><lb/>
wo man das tru&#x0364;be und gelbe <hi rendition="#aq">Seine-</hi>Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
welches man durch die in denen Hauß-<hi rendition="#aq">Fon-<lb/>
tain</hi>en befindliche Sand-Sa&#x0364;cke <hi rendition="#aq">filtri</hi>ret, zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">neh-</fw><lb/></note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0223] Die XXVIII. Anmerckung. (qq) ⁽qq⁾ wird, der wird ſich uͤberaus wohl hernach be- finden, und Wunder erfahren. Andere, de- ren Viſcera in gutem Stande ſind, wenn ſie einen derben Bier- oder Wein-Rauſch ge- habt haben, nehmen ein halbes Loth Egri- ſches Saltz ein, und trincken eine Flaſche Sauer-Brunn darzu aus, und fuͤhren da- durch den Uberfluß nebſt der Saͤure weg, und kuͤhlen das wallende Gebluͤt wieder ab. Alle dieſe Remedia werden gantz nicht de- nen Saͤuffern von Profeſſion, die des Mor- gens nur darum Medicamenta einzunehmen pflegen, damit ſie des Nachmittags, bey dem angeſtellten Schmauſe, deſto beſſer aushal- ten koͤnnen; ſondern allein denenjenigen re- commendiret, welche wider Gewohnheit, ihren Willen und ohnvermerckt, mehr Wein und Bier, als ihre Conſtitution des Leibes lei- det, zu ſich genommen haben. Denn wer ſich dieſer Mittel zu deſto beſſerer Befoͤrde- rung ſeiner taͤglichen Schwelgereyen bedie- nen wolte, der wuͤrde ſich nicht allein an GOtt, durch ſchaͤndlichen Mißbrauch ſeiner Gaben, ſchwerlich verſuͤndigen; ſondern auch ſeine Natur gewaltig ſchwaͤchen, und ſich ſeinen Tod gewißlich befoͤrdern. Jn Franckreich, und ſonderlich in Paris, wo man das truͤbe und gelbe Seine-Waſſer, welches man durch die in denen Hauß-Fon- tainen befindliche Sand-Saͤcke filtriret, zu neh- N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/223
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/223>, abgerufen am 03.05.2024.