Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XXIII. Anmerckung. (ii) See gieng, wurde mir von dem Untersteuer-heit curi-ren kan. Mann des Paquet-Boats, (nechst welchem ich auf dem Verdeck, weil ich im Schiffe nicht dauern kunte, auf meinem Reise-Küs- sen lag) wie er sahe, daß ich kranck werden, und mich erbrechen wolte, als ein treffli- ches Remedium vor diese See-Kranckheit, ein guter Trunck See-Wassers recom- mendiret. Jch folgte seinem Rath, und tranck etliche gute Schlünge desselben; wurde aber kurtz darauf so kranck, daß ich meynte, ich würde sterben müssen; ich gab a plusieurs reprises, alles, was nur im Ma- gen war, weg, und möchte es noch wohl länger also getrieben haben, wenn nur mehr Vorrath verhanden gewesen wäre. Hier- auf brachte mir mein See-Medicus ein Gläßgen Frantz-Brandewein, und ein Schiffs-Bisquit zur Stärckung des schwa- chen und Befriedigung des unruhigen Ma- gens, und meynte, nun hätte ich gewon- nen, und er wolte gut davor seyn, daß ich nimmermehr künfftighin auf der See, auf diese Art wieder kranck werden solte. Dem sey nun wie ihm wolle: so kan ich doch mit Wahrheit sagen, daß auf meiner Retour, auch auf meinen folgenden drey Englischen und andern See-Reisen, keinen derglei- chen Anstoß mehr gehabt habe. Ob end- lich dieses schlechte, doch mit ziemlicher Ve- hementz würckende Medicamentum, dessen Die XXIII. Anmerckung. (ii) See gieng, wurde mir von dem Unterſteuer-heit curi-ren kan. Mann des Paquet-Boats, (nechſt welchem ich auf dem Verdeck, weil ich im Schiffe nicht dauern kunte, auf meinem Reiſe-Kuͤſ- ſen lag) wie er ſahe, daß ich kranck werden, und mich erbrechen wolte, als ein treffli- ches Remedium vor dieſe See-Kranckheit, ein guter Trunck See-Waſſers recom- mendiret. Jch folgte ſeinem Rath, und tranck etliche gute Schluͤnge deſſelben; wurde aber kurtz darauf ſo kranck, daß ich meynte, ich wuͤrde ſterben muͤſſen; ich gab à pluſieurs repriſes, alles, was nur im Ma- gen war, weg, und moͤchte es noch wohl laͤnger alſo getrieben haben, wenn nur mehr Vorrath verhanden geweſen waͤre. Hier- auf brachte mir mein See-Medicus ein Glaͤßgen Frantz-Brandewein, und ein Schiffs-Biſquit zur Staͤrckung des ſchwa- chen und Befriedigung des unruhigen Ma- gens, und meynte, nun haͤtte ich gewon- nen, und er wolte gut davor ſeyn, daß ich nimmermehr kuͤnfftighin auf der See, auf dieſe Art wieder kranck werden ſolte. Dem ſey nun wie ihm wolle: ſo kan ich doch mit Wahrheit ſagen, daß auf meiner Retour, auch auf meinen folgenden drey Engliſchen und andern See-Reiſen, keinen derglei- chen Anſtoß mehr gehabt habe. Ob end- lich dieſes ſchlechte, doch mit ziemlicher Ve- hementz wuͤrckende Medicamentum, deſſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nii" prev="#zii" place="end" n="(ii)"><pb facs="#f0193" n="171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">ii</hi>)</hi></fw><lb/> See gieng, wurde mir von dem Unterſteuer-<note place="right">heit <hi rendition="#aq">curi-</hi><lb/> ren kan.</note><lb/> Mann des <hi rendition="#aq">Paquet-Boats,</hi> (nechſt welchem<lb/> ich auf dem Verdeck, weil ich im Schiffe<lb/> nicht dauern kunte, auf meinem Reiſe-Kuͤſ-<lb/> ſen lag) wie er ſahe, daß ich kranck werden,<lb/> und mich erbrechen wolte, als ein treffli-<lb/> ches <hi rendition="#aq">Remedium</hi> vor dieſe See-Kranckheit,<lb/> ein guter Trunck See-Waſſers <hi rendition="#aq">recom-<lb/> mendi</hi>ret. Jch folgte ſeinem Rath, und<lb/> tranck etliche gute Schluͤnge deſſelben;<lb/> wurde aber kurtz darauf ſo kranck, daß ich<lb/> meynte, ich wuͤrde ſterben muͤſſen; ich gab<lb/><hi rendition="#aq">à pluſieurs repriſes,</hi> alles, was nur im Ma-<lb/> gen war, weg, und moͤchte es noch wohl<lb/> laͤnger alſo getrieben haben, wenn nur mehr<lb/> Vorrath verhanden geweſen waͤre. Hier-<lb/> auf brachte mir mein See-<hi rendition="#aq">Medicus</hi> ein<lb/> Glaͤßgen Frantz-Brandewein, und ein<lb/> Schiffs-<hi rendition="#aq">Biſquit</hi> zur Staͤrckung des ſchwa-<lb/> chen und Befriedigung des unruhigen Ma-<lb/> gens, und meynte, nun haͤtte ich gewon-<lb/> nen, und er wolte gut davor ſeyn, daß ich<lb/> nimmermehr kuͤnfftighin auf der See, auf<lb/> dieſe Art wieder kranck werden ſolte. Dem<lb/> ſey nun wie ihm wolle: ſo kan ich doch mit<lb/> Wahrheit ſagen, daß auf meiner <hi rendition="#aq">Retour,</hi><lb/> auch auf meinen folgenden drey Engliſchen<lb/> und andern See-Reiſen, keinen derglei-<lb/> chen Anſtoß mehr gehabt habe. Ob end-<lb/> lich dieſes ſchlechte, doch mit ziemlicher <hi rendition="#aq">Ve-<lb/> hementz</hi> wuͤrckende <hi rendition="#aq">Medicamentum,</hi> deſſen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [171/0193]
Die XXIII. Anmerckung. (ii)
⁽ii⁾
See gieng, wurde mir von dem Unterſteuer-
Mann des Paquet-Boats, (nechſt welchem
ich auf dem Verdeck, weil ich im Schiffe
nicht dauern kunte, auf meinem Reiſe-Kuͤſ-
ſen lag) wie er ſahe, daß ich kranck werden,
und mich erbrechen wolte, als ein treffli-
ches Remedium vor dieſe See-Kranckheit,
ein guter Trunck See-Waſſers recom-
mendiret. Jch folgte ſeinem Rath, und
tranck etliche gute Schluͤnge deſſelben;
wurde aber kurtz darauf ſo kranck, daß ich
meynte, ich wuͤrde ſterben muͤſſen; ich gab
à pluſieurs repriſes, alles, was nur im Ma-
gen war, weg, und moͤchte es noch wohl
laͤnger alſo getrieben haben, wenn nur mehr
Vorrath verhanden geweſen waͤre. Hier-
auf brachte mir mein See-Medicus ein
Glaͤßgen Frantz-Brandewein, und ein
Schiffs-Biſquit zur Staͤrckung des ſchwa-
chen und Befriedigung des unruhigen Ma-
gens, und meynte, nun haͤtte ich gewon-
nen, und er wolte gut davor ſeyn, daß ich
nimmermehr kuͤnfftighin auf der See, auf
dieſe Art wieder kranck werden ſolte. Dem
ſey nun wie ihm wolle: ſo kan ich doch mit
Wahrheit ſagen, daß auf meiner Retour,
auch auf meinen folgenden drey Engliſchen
und andern See-Reiſen, keinen derglei-
chen Anſtoß mehr gehabt habe. Ob end-
lich dieſes ſchlechte, doch mit ziemlicher Ve-
hementz wuͤrckende Medicamentum, deſſen
Ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |