Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XVII. Anmerckung. (bb) eine Lust-Reise, oder in Frauenzimmer-Compagnie, woselbst die Nymphen sich alle vor Comtessen, Marquisinnen, Obristen Weiber und Töchter ausgeben, und ihre Role treflich zu spielen wissen, und bey wel- chen er von der Connoissance in kurtzer Zeit zur Vertraulichkeit seiner wichtigen Quali- täten wegen kommen, und seiner Passion ein volles Genügen thun kan. Lässet erund uns meisterlich zu betrü- gen, sich nun diese Lock-Speise belieben, also, daß er in ihren Rath entriret, und sich wie ein Ochse zur Schlacht-Banck führen läs- set: So muß er, wenn sie aus denen Um- ständen ihren Vortheil ersehen, und ihres Coups gewiß sind, solch Plaisir theuer ge- nung bezahlen, und ein kostbares Lehr-Geld geben. Jst der Cavalier oder der Fremdeoder, wann sie nicht reussiren, uns zu ver- lassen, aber zu klug, daß er ihre Finessen merckt, und sie bono modo mit Glimpf und Ernst zu evitiren sucht: So werden sie entwe- der die bißherigen Freundschaffts-Bezei- zeigungen nach und nach einstellen, und sei- ne Compagnie nicht mehr suchen; oder bey deren Fortsetzung durch allerhand Schmei- cheleyen und Remonstrationes ihn dahin zu disponiren trachten, daß er sie nur bey an-oder, uns ihr Interes- se zu re- commen- diren, dern seinen Bekanten und Landes-Leuten nicht denegriren, und ihre Intentiones und modos acquirendi verrathen möge: oder sie werden ihm wohl gar die Proposition thun, ihn in ihre Gesellschafft aufzunehmen, undoder, wohl gar uns in K
Die XVII. Anmerckung. (bb) eine Luſt-Reiſe, oder in Frauenzimmer-Compagnie, woſelbſt die Nymphen ſich alle vor Comteſſen, Marquiſinnen, Obriſten Weiber und Toͤchter ausgeben, und ihre Role treflich zu ſpielen wiſſen, und bey wel- chen er von der Connoiſſance in kurtzer Zeit zur Vertraulichkeit ſeiner wichtigen Quali- taͤten wegen kommen, und ſeiner Paſſion ein volles Genuͤgen thun kan. Laͤſſet erund uns meiſterlich zu betruͤ- gen, ſich nun dieſe Lock-Speiſe belieben, alſo, daß er in ihren Rath entriret, und ſich wie ein Ochſe zur Schlacht-Banck fuͤhren laͤſ- ſet: So muß er, wenn ſie aus denen Um- ſtaͤnden ihren Vortheil erſehen, und ihres Coups gewiß ſind, ſolch Plaiſir theuer ge- nung bezahlen, und ein koſtbares Lehr-Geld geben. Jſt der Cavalier oder der Fremdeoder, wann ſie nicht reuſſiren, uns zu ver- laſſen, aber zu klug, daß er ihre Fineſſen merckt, und ſie bono modo mit Glimpf und Ernſt zu evitiren ſucht: So werden ſie entwe- der die bißherigen Freundſchaffts-Bezei- zeigungen nach und nach einſtellen, und ſei- ne Compagnie nicht mehr ſuchen; oder bey deren Fortſetzung durch allerhand Schmei- cheleyen und Remonſtrationes ihn dahin zu diſponiren trachten, daß er ſie nur bey an-oder, uns ihr Intereſ- ſe zu re- commen- diren, dern ſeinen Bekanten und Landes-Leuten nicht denegriren, und ihre Intentiones und modos acquirendi verrathen moͤge: oder ſie werden ihm wohl gar die Propoſition thun, ihn in ihre Geſellſchafft aufzunehmen, undoder, wohl gar uns in K
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Die XVII. Anmerckung. (bb)
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eine Luſt-Reiſe, oder in Frauenzimmer-
Compagnie, woſelbſt die Nymphen ſich alle
vor Comteſſen, Marquiſinnen, Obriſten
Weiber und Toͤchter ausgeben, und ihre
Role treflich zu ſpielen wiſſen, und bey wel-
chen er von der Connoiſſance in kurtzer Zeit
zur Vertraulichkeit ſeiner wichtigen Quali-
taͤten wegen kommen, und ſeiner Paſſion
ein volles Genuͤgen thun kan. Laͤſſet er
ſich nun dieſe Lock-Speiſe belieben, alſo,
daß er in ihren Rath entriret, und ſich wie
ein Ochſe zur Schlacht-Banck fuͤhren laͤſ-
ſet: So muß er, wenn ſie aus denen Um-
ſtaͤnden ihren Vortheil erſehen, und ihres
Coups gewiß ſind, ſolch Plaiſir theuer ge-
nung bezahlen, und ein koſtbares Lehr-Geld
geben. Jſt der Cavalier oder der Fremde
aber zu klug, daß er ihre Fineſſen merckt,
und ſie bono modo mit Glimpf und Ernſt
zu evitiren ſucht: So werden ſie entwe-
der die bißherigen Freundſchaffts-Bezei-
zeigungen nach und nach einſtellen, und ſei-
ne Compagnie nicht mehr ſuchen; oder bey
deren Fortſetzung durch allerhand Schmei-
cheleyen und Remonſtrationes ihn dahin
zu diſponiren trachten, daß er ſie nur bey an-
dern ſeinen Bekanten und Landes-Leuten
nicht denegriren, und ihre Intentiones und
modos acquirendi verrathen moͤge: oder
ſie werden ihm wohl gar die Propoſition thun,
ihn in ihre Geſellſchafft aufzunehmen, und
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