Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die V. Anmerckung. (n) Zeit mit vornehmen Damen wohl umzuge-hen, sich bey ihnen zu insinuiren, und wie er seinen eigenen Willen brechen, solchen anderer Leute Willen accommodiren, und dadurch zu einer anständigen Aufführung gelangen solle, zu seinem grösten Vortheil und Nutzen lernen. Aber wer hat einem auf Universitäten oder auf Reisen sich befindendem jungen Cavalier die Kunst gelehret, dergleichen Da- mes zu choisiren, und wann er sie gefundensolche wohl choisiren soll. hat, sich ihrer Conversation zu seiner Avan- tage vernünfftig zu bedienen? Jch will aber einen ohnmaßgeblichen Vorschlag thun, wie man bey Gelegenheit des recommendirten Umganges mit vornehmen, gelehrten und honeten Männern, sich nicht allein die Connoissance mit dergleichen Frauenzim- mer procuriren, sondern auch eine guteHierzu die- nen die Re- commen- dationes grosser und meritirter Männer. Wahl treffen könne. Dieses kan nun, meinem wenigen Erachten nach, nicht bes- ser, als durch gute Recommendationes, ge- schehen. Da man nehmlich vor Antre- tung der Reise, in seinem Vaterlande dergleichen von Ministris, Generals-Perso- nen, Gesandten und andern vornehmen Männern, an die an andern Höfen befind- liche Ministros und vornehme Häuser sich ausbittet und damit versiehet. Denn soWodurch man sich am besten introduci- ren kan. bald als sich der Cavalier bey diesen meldet, und seine Briefe überreichet, so passiret er Die V. Anmerckung. (n) Zeit mit vornehmen Damen wohl umzuge-hen, ſich bey ihnen zu inſinuiren, und wie er ſeinen eigenen Willen brechen, ſolchen anderer Leute Willen accommodiren, und dadurch zu einer anſtaͤndigen Auffuͤhrung gelangen ſolle, zu ſeinem groͤſten Vortheil und Nutzen lernen. Aber wer hat einem auf Univerſitaͤten oder auf Reiſen ſich befindendem jungen Cavalier die Kunſt gelehret, dergleichen Da- mes zu choiſiren, und wann er ſie gefundenſolche wohl choiſiren ſoll. hat, ſich ihrer Converſation zu ſeiner Avan- tage vernuͤnfftig zu bedienen? Jch will aber einen ohnmaßgeblichen Vorſchlag thun, wie man bey Gelegenheit des recommendirten Umganges mit vornehmen, gelehrten und honêten Maͤnnern, ſich nicht allein die Connoiſſance mit dergleichen Frauenzim- mer procuriren, ſondern auch eine guteHierzu die- nen die Re- commen- dationes groſſer und meritirter Maͤnner. Wahl treffen koͤnne. Dieſes kan nun, meinem wenigen Erachten nach, nicht beſ- ſer, als durch gute Recommendationes, ge- ſchehen. Da man nehmlich vor Antre- tung der Reiſe, in ſeinem Vaterlande dergleichen von Miniſtris, Generals-Perſo- nen, Geſandten und andern vornehmen Maͤnnern, an die an andern Hoͤfen befind- liche Miniſtros und vornehme Haͤuſer ſich ausbittet und damit verſiehet. Denn ſoWodurch man ſich am beſten introduci- ren kan. bald als ſich der Cavalier bey dieſen meldet, und ſeine Briefe uͤberreichet, ſo paſſiret er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nn" prev="#zn" place="end" n="(n)"><pb facs="#f0115" n="93"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">V.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(n)</hi></hi></fw><lb/> Zeit mit vornehmen <hi rendition="#aq">Damen</hi> wohl umzuge-<lb/> hen, ſich bey ihnen zu <hi rendition="#aq">inſinui</hi>ren, und wie<lb/> er ſeinen eigenen Willen brechen, ſolchen<lb/> anderer Leute Willen <hi rendition="#aq">accommodi</hi>ren, und<lb/> dadurch zu einer anſtaͤndigen Auffuͤhrung<lb/> gelangen ſolle, zu ſeinem groͤſten Vortheil und<lb/> Nutzen lernen.<lb/> Aber wer hat einem auf <hi rendition="#aq">Univerſi</hi>taͤten<lb/> oder auf Reiſen ſich befindendem jungen<lb/><hi rendition="#aq">Cavalier</hi> die Kunſt gelehret, dergleichen <hi rendition="#aq">Da-<lb/> mes</hi> zu <hi rendition="#aq">choiſi</hi>ren, und wann er ſie gefunden<note place="right">ſolche wohl<lb/><hi rendition="#aq">choiſi</hi>ren<lb/> ſoll.</note><lb/> hat, ſich ihrer <hi rendition="#aq">Converſation</hi> zu ſeiner <hi rendition="#aq">Avan-<lb/> tage</hi> vernuͤnfftig zu bedienen? 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Die V. Anmerckung. (n)
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Zeit mit vornehmen Damen wohl umzuge-
hen, ſich bey ihnen zu inſinuiren, und wie
er ſeinen eigenen Willen brechen, ſolchen
anderer Leute Willen accommodiren, und
dadurch zu einer anſtaͤndigen Auffuͤhrung
gelangen ſolle, zu ſeinem groͤſten Vortheil und
Nutzen lernen.
Aber wer hat einem auf Univerſitaͤten
oder auf Reiſen ſich befindendem jungen
Cavalier die Kunſt gelehret, dergleichen Da-
mes zu choiſiren, und wann er ſie gefunden
hat, ſich ihrer Converſation zu ſeiner Avan-
tage vernuͤnfftig zu bedienen? Jch will aber
einen ohnmaßgeblichen Vorſchlag thun, wie
man bey Gelegenheit des recommendirten
Umganges mit vornehmen, gelehrten und
honêten Maͤnnern, ſich nicht allein die
Connoiſſance mit dergleichen Frauenzim-
mer procuriren, ſondern auch eine gute
Wahl treffen koͤnne. Dieſes kan nun,
meinem wenigen Erachten nach, nicht beſ-
ſer, als durch gute Recommendationes, ge-
ſchehen. Da man nehmlich vor Antre-
tung der Reiſe, in ſeinem Vaterlande
dergleichen von Miniſtris, Generals-Perſo-
nen, Geſandten und andern vornehmen
Maͤnnern, an die an andern Hoͤfen befind-
liche Miniſtros und vornehme Haͤuſer ſich
ausbittet und damit verſiehet. Denn ſo
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