Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die IV. Anmerckung. che, und was vor Gradus in allenDelectationibus (davon das artige Buch les Delices de l'esprit handelt) selbst vorkommen. Damit sie nicht die sensualen, als die geringsten, vor die allervornehmsten ansehen. Und wenn ein Hofmeister so habil ist, daß er ihnen selbst solche Delectatio- nes beyzubringen vermag; da junge Leute würcklich befinden, daß alle solche Vergnügungen, so sie bißher genossen, nichts gegen die- selben zu rechnen sind: So ist kein leichter Mittel, sie von denen ordi- nairen Delectationen, welche der Ver- änderung stets unterworffen sind, so wohl und besser als keine Prae- cepta iemahls vermögen, abzuzie- hen, und kein kräfftigers, welches sie guten Studiis fleißig obzuliegen, nachdrücklicher antreiben wird. Wovon, weil etwas umständlicher in der Medicina Mentis & Corporis von p. 9. bis 23. meine Gedancken entdecket habe, mich allhier nicht aufhalten will. (m) Affe-
Die IV. Anmerckung. che, und was vor Gradus in allenDelectationibus (davon das artige Buch les Delices de l’eſprit handelt) ſelbſt vorkommen. Damit ſie nicht die ſenſualen, als die geringſten, vor die allervornehmſten anſehen. Und wenn ein Hofmeiſter ſo habil iſt, daß er ihnen ſelbſt ſolche Delectatio- nes beyzubringen vermag; da junge Leute wuͤrcklich befinden, daß alle ſolche Vergnuͤgungen, ſo ſie bißher genoſſen, nichts gegen die- ſelben zu rechnen ſind: So iſt kein leichter Mittel, ſie von denen ordi- nairen Delectationen, welche der Ver- aͤnderung ſtets unterworffen ſind, ſo wohl und beſſer als keine Præ- cepta iemahls vermoͤgen, abzuzie- hen, und kein kraͤfftigers, welches ſie guten Studiis fleißig obzuliegen, nachdruͤcklicher antreiben wird. Wovon, weil etwas umſtaͤndlicher in der Medicina Mentis & Corporis von p. 9. bis 23. meine Gedancken entdecket habe, mich allhier nicht aufhalten will. (m) Affe-
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Die IV. Anmerckung.
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Delectationibus (davon das artige
Buch les Delices de l’eſprit handelt)
ſelbſt vorkommen. Damit ſie nicht
die ſenſualen, als die geringſten, vor
die allervornehmſten anſehen. Und
wenn ein Hofmeiſter ſo habil iſt,
daß er ihnen ſelbſt ſolche Delectatio-
nes beyzubringen vermag; da
junge Leute wuͤrcklich befinden,
daß alle ſolche Vergnuͤgungen, ſo ſie
bißher genoſſen, nichts gegen die-
ſelben zu rechnen ſind: So iſt kein
leichter Mittel, ſie von denen ordi-
nairen Delectationen, welche der Ver-
aͤnderung ſtets unterworffen ſind,
ſo wohl und beſſer als keine Præ-
cepta iemahls vermoͤgen, abzuzie-
hen, und kein kraͤfftigers, welches
ſie guten Studiis fleißig obzuliegen,
nachdruͤcklicher antreiben wird.
Wovon, weil etwas umſtaͤndlicher
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