Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Plu be; sein Schnabel ist kurtz, rundund spitzig am Ende, etwas krumm gebogen, von Farbe schwartz. Seine Zunge ist dreyeckigt, die Federn sind gelb, weiß und röth- licht. Der andere scheinet etwas grösser als der erste, sein Schna- bel ist ein wenig länger und dicker, er hat eine Aschen-graue Farbe mit untermischten Flecken, die schier Castanien-farbig sehen. Diese Vögel halten sich mehren- theils an den Flüssen auf, und werden zwar in unsern Landen gar selten, aber desto häuffiger in Franckreich gefunden. Sie näh- ren sich mit Gewürmen und Flie- gen, und ziehen Schaarenweise mit einander. Man fänget sie mit Wänden, und verspeiset sie gebraten, und wie die Wald- Schnepffen unausgeweidet, auf grosser Herren Tafeln. Jhr Fleisch soll das Blut reinigen, und sowol zum bösen Wesen, als den Harn zu treiben, gut seyn. Pluvinel, Antonius, ein Edelmann aus Poccetta, Poche, Fidicula, ein kleines Geiglein, Poh dergleichen die Tantz-Meister beysich zu tragen pflegen, man hat dergleichen gantze Stimmwercke, so bey Nacht-Musicken gebraucht werden. Podium, War auf dem Schauplatz ein Pohlen, Polska, Polonia, Königreich in Europa, so ge- wegen
[Spaltenumbruch] Plu be; ſein Schnabel iſt kurtz, rundund ſpitzig am Ende, etwas krumm gebogen, von Farbe ſchwartz. Seine Zunge iſt dreyeckigt, die Federn ſind gelb, weiß und roͤth- licht. Der andere ſcheinet etwas groͤſſer als der erſte, ſein Schna- bel iſt ein wenig laͤnger und dicker, er hat eine Aſchen-graue Farbe mit untermiſchten Flecken, die ſchier Caſtanien-farbig ſehen. Dieſe Voͤgel halten ſich mehren- theils an den Fluͤſſen auf, und werden zwar in unſern Landen gar ſelten, aber deſto haͤuffiger in Franckreich gefunden. Sie naͤh- ren ſich mit Gewuͤrmen und Flie- gen, und ziehen Schaarenweiſe mit einander. Man faͤnget ſie mit Waͤnden, und verſpeiſet ſie gebraten, und wie die Wald- Schnepffen unausgeweidet, auf groſſer Herren Tafeln. Jhr Fleiſch ſoll das Blut reinigen, und ſowol zum boͤſen Weſen, als den Harn zu treiben, gut ſeyn. Pluvinel, Antonius, ein Edelmann aus Poccetta, Poche, Fidicula, ein kleines Geiglein, Poh dergleichen die Tantz-Meiſter beyſich zu tragen pflegen, man hat dergleichen gantze Stimmwercke, ſo bey Nacht-Muſicken gebraucht werden. Podium, War auf dem Schauplatz ein Pohlen, Polska, Polonia, Koͤnigreich in Europa, ſo ge- wegen
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Plu
Poh
be; ſein Schnabel iſt kurtz, rund
und ſpitzig am Ende, etwas krumm
gebogen, von Farbe ſchwartz.
Seine Zunge iſt dreyeckigt, die
Federn ſind gelb, weiß und roͤth-
licht. Der andere ſcheinet etwas
groͤſſer als der erſte, ſein Schna-
bel iſt ein wenig laͤnger und dicker,
er hat eine Aſchen-graue Farbe
mit untermiſchten Flecken, die
ſchier Caſtanien-farbig ſehen.
Dieſe Voͤgel halten ſich mehren-
theils an den Fluͤſſen auf, und
werden zwar in unſern Landen gar
ſelten, aber deſto haͤuffiger in
Franckreich gefunden. Sie naͤh-
ren ſich mit Gewuͤrmen und Flie-
gen, und ziehen Schaarenweiſe
mit einander. Man faͤnget ſie
mit Waͤnden, und verſpeiſet ſie
gebraten, und wie die Wald-
Schnepffen unausgeweidet, auf
groſſer Herren Tafeln. Jhr
Fleiſch ſoll das Blut reinigen,
und ſowol zum boͤſen Weſen, als
den Harn zu treiben, gut ſeyn.
Pluvinel,
Antonius, ein Edelmann aus
Dauphiné, war derjenige, wel-
cher zuerſt in Franckreich fuͤr den
Adel diejenige Schulen der Hoͤf-
lichkeit und der Exercitien, welche
man Ritter-Academien zu nen-
nen pflegt, einfuͤhrte, nach dem
Exempel der Jtaliener, und zwar
unter Henrici IV Regierung, des-
gleichen lehrte er Ludovicum XIV
reuten. Er brachte ſeine Anweiſung
die er hievon gab, in ein Buch zu-
ſammen, welches noch ſehr aͤſti-
miret wird, und ſtarb den 24 Aug.
An. 1620. V. Chorier hiſt. abregé
de Dauphiné.
Poccetta, Poche,
Fidicula, ein kleines Geiglein,
dergleichen die Tantz-Meiſter bey
ſich zu tragen pflegen, man hat
dergleichen gantze Stimmwercke,
ſo bey Nacht-Muſicken gebraucht
werden.
Podium,
War auf dem Schauplatz ein
erhabener und hervorragender
Ercker, auf welchem ſich die Kay-
ſer, oder andere obrigkeitliche Per-
ſonen ſetzten, damit ſie alles deſto
beſſer in Augenſchein nehmen
konten.
Pohlen, Polska, Polonia,
Koͤnigreich in Europa, ſo ge-
gen Weſten an Deutſchland, ge-
gen Norden an die Oſt-See, ge-
gen Oſten an Liefland, Rußland
und kleine Tartarey, und gegen
Suͤden an Ungarn, Siebenbuͤr-
gen und Wallachey grentzet. Es
beſtehet aus 2 Haupt-Theilen,
nemlich dem Koͤnigreiche Pohlen
und dem Groß-Hertzogthum Lit-
thauen: Jenes wird wieder in
Groß- und Klein-Pohlen einge-
theilet, davon iedes ſeine beſon-
dere Provintzen und Woywod-
ſchafften hat. Es iſt ein Wahl-
Koͤnigreich, und wird daher eine
Republic genennet, weil es ein
theils Monarchiſcher, theils Ari-
ſtocratiſcher Staat iſt, da der
Koͤnig ohne Beyſtimmung der
Senatoren nichts wichtiges unter-
nehmen darf. Der Ertz-Bißthuͤ-
mer ſind zwey, zu Gneſen und
zu Lemberg, davon der Ertzbi-
ſchof zu Gneſen Primas Regni iſt.
Jhro ietzt glorreichſt regierende
Majeſtaͤt Auguſtus III, Chur-Fuͤrſt
zu Sachſen, ſind den 5 Oct. 1733
erwehlet. Das Koͤnigreich hat
im Wappen einen ſilbernen Gold-
gecroͤnten Adler im rothen Felde,
wegen
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