Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Pfe net wird, wenn sie weitöhrigt,Speckhälsig, dickköpffig; oder den Umgang mit ihnen beschwerlich machen, worzu gehöret, wenn sie falsch boshafft, beissend, tückisch, kollrich, stätig, hartmäulig. 2) Haupt-Mängel, diese begreiffen alle Gebrechen an innerlichen und äussern Theilen des Pferdes, z. E. kurtzer schwerer Athem, schnauf- fend, blasend, hustend; die Feh- ler des Gesichts, des Gehörs und Geruchs, ferner wenn es verkehrt- hälsig, schieff-schencklich, Küh- füßig, Bock beinig, schwach, töl- pisch, ungeschickt, vornen creutzend, streichend u. d. m. 3) Geringe Mängel, die zum Theil verbessert werden können, oder sonst wenig schaden, darzu gehöret, sich nicht gerne beschlagen, putzen und auf- sitzen lassen, sich im Wasser nie- derlegen, eigensinnig, scheu, schläff- rich seyn u. a. m. Weil inson- derheit die Hälse einen ziemlichen Unterschied in Pferden machen, und diese dahero in dreyerley Ar- ten, nemlich in Hirsch-Hälse, Schwein-Hälse und Schwanen- Hälse eingetheilet werden; als ist zu wissen, daß die Hirsch-Hälse den Kopff in die Höhe tragen und über sich sehen, indem der Kopff durch den Hals, so unten dicker als oben, unterstützt und verhin- dert wird, daß er nicht von sich selbst herab hängen kan, selbige sind sehr geschickt im Berg an rei- ten und schnellen lauffen, hinge- gen ungeschickt über einen Schlag- Baum oder sonsten eine Höhe zu springen, weil das Hintertheil bey ihnen allezeit schwerer als das Vordertheil, sind auch ausser dem mäßig und dauerhafft. Die Schwein-Hälse stecken den Kopff zu weit vorwerts weg, und lassen [Spaltenumbruch] Pfe denselben zu sehr sincken, weil ih-nen der Kopff oben dicker als un- ten, und dahero durch solche Schwere des überflüßigen Flei- sches niedergedrucket wird. Die- ses ist eine schlechte Art Pferde, von Natur kaltsinnig, träg, ver- drossen, und leicht durch wenig Arbeit zu ermüden. Denen Schwanen-Hälsen ist der Hals weder oben noch unten zu dicke, auch darbey hoch gewachsen, wel- ches nicht allein des Pferdes An- sehen vermehret, sondern auch den Kopff nicht nachgiebet, daß er sich abwerts auf das Mund- stück legen, oder auf solchen ru- hen kan. Diese Pferde sind eines rechten Temperaments, weder zu hitzig noch zu kaltsinnig, also daß sie leicht in ihren Schrancken kön- nen gehalten werden. Der Pferde Alter ist an dem Schieben und glückten
[Spaltenumbruch] Pfe net wird, wenn ſie weitoͤhrigt,Speckhaͤlſig, dickkoͤpffig; oder den Umgang mit ihnen beſchwerlich machen, worzu gehoͤret, wenn ſie falſch boshafft, beiſſend, tuͤckiſch, kollrich, ſtaͤtig, hartmaͤulig. 2) Haupt-Maͤngel, dieſe begreiffen alle Gebrechen an innerlichen und aͤuſſern Theilen des Pferdes, z. E. kurtzer ſchwerer Athem, ſchnauf- fend, blaſend, huſtend; die Feh- ler des Geſichts, des Gehoͤrs und Geruchs, ferner wenn es verkehrt- haͤlſig, ſchieff-ſchencklich, Kuͤh- fuͤßig, Bock beinig, ſchwach, toͤl- piſch, ungeſchickt, vornen creutzend, ſtreichend u. d. m. 3) Geringe Maͤngel, die zum Theil verbeſſert werden koͤnnen, oder ſonſt wenig ſchaden, darzu gehoͤret, ſich nicht gerne beſchlagen, putzen und auf- ſitzen laſſen, ſich im Waſſer nie- derlegen, eigenſinnig, ſcheu, ſchlaͤff- rich ſeyn u. a. m. Weil inſon- derheit die Haͤlſe einen ziemlichen Unterſchied in Pferden machen, und dieſe dahero in dreyerley Ar- ten, nemlich in Hirſch-Haͤlſe, Schwein-Haͤlſe und Schwanen- Haͤlſe eingetheilet werden; als iſt zu wiſſen, daß die Hirſch-Haͤlſe den Kopff in die Hoͤhe tragen und uͤber ſich ſehen, indem der Kopff durch den Hals, ſo unten dicker als oben, unterſtuͤtzt und verhin- dert wird, daß er nicht von ſich ſelbſt herab haͤngen kan, ſelbige ſind ſehr geſchickt im Berg an rei- ten und ſchnellen lauffen, hinge- gen ungeſchickt uͤber einen Schlag- Baum oder ſonſten eine Hoͤhe zu ſpringen, weil das Hintertheil bey ihnen allezeit ſchwerer als das Vordertheil, ſind auch auſſer dem maͤßig und dauerhafft. Die Schwein-Haͤlſe ſtecken den Kopff zu weit vorwerts weg, und laſſen [Spaltenumbruch] Pfe denſelben zu ſehr ſincken, weil ih-nen der Kopff oben dicker als un- ten, und dahero durch ſolche Schwere des uͤberfluͤßigen Flei- ſches niedergedrucket wird. Die- ſes iſt eine ſchlechte Art Pferde, von Natur kaltſinnig, traͤg, ver- droſſen, und leicht durch wenig Arbeit zu ermuͤden. Denen Schwanen-Haͤlſen iſt der Hals weder oben noch unten zu dicke, auch darbey hoch gewachſen, wel- ches nicht allein des Pferdes An- ſehen vermehret, ſondern auch den Kopff nicht nachgiebet, daß er ſich abwerts auf das Mund- ſtuͤck legen, oder auf ſolchen ru- hen kan. Dieſe Pferde ſind eines rechten Temperaments, weder zu hitzig noch zu kaltſinnig, alſo daß ſie leicht in ihren Schrancken koͤn- nen gehalten werden. Der Pferde Alter iſt an dem Schieben und gluͤckten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0900"/><cb n="1759"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Pfe</hi></hi></fw><lb/> net wird, wenn ſie weitoͤhrigt,<lb/> Speckhaͤlſig, dickkoͤpffig; oder den<lb/> Umgang mit ihnen beſchwerlich<lb/> machen, worzu gehoͤret, wenn ſie<lb/> falſch boshafft, beiſſend, tuͤckiſch,<lb/> kollrich, ſtaͤtig, hartmaͤulig. 2)<lb/> Haupt-Maͤngel, dieſe begreiffen<lb/> alle Gebrechen an innerlichen und<lb/> aͤuſſern Theilen des Pferdes, z. E.<lb/> kurtzer ſchwerer Athem, ſchnauf-<lb/> fend, blaſend, huſtend; die Feh-<lb/> ler des Geſichts, des Gehoͤrs und<lb/> Geruchs, ferner wenn es verkehrt-<lb/> haͤlſig, ſchieff-ſchencklich, Kuͤh-<lb/> fuͤßig, Bock beinig, ſchwach, toͤl-<lb/> piſch, ungeſchickt, vornen creutzend,<lb/> ſtreichend u. d. m. 3) Geringe<lb/> Maͤngel, die zum Theil verbeſſert<lb/> werden koͤnnen, oder ſonſt wenig<lb/> ſchaden, darzu gehoͤret, ſich nicht<lb/> gerne beſchlagen, putzen und auf-<lb/> ſitzen laſſen, ſich im Waſſer nie-<lb/> derlegen, eigenſinnig, ſcheu, ſchlaͤff-<lb/> rich ſeyn u. a. m. Weil inſon-<lb/> derheit die Haͤlſe einen ziemlichen<lb/> Unterſchied in Pferden machen,<lb/> und dieſe dahero in dreyerley Ar-<lb/> ten, nemlich in Hirſch-Haͤlſe,<lb/> Schwein-Haͤlſe und Schwanen-<lb/> Haͤlſe eingetheilet werden; als iſt<lb/> zu wiſſen, daß die Hirſch-Haͤlſe<lb/> den Kopff in die Hoͤhe tragen und<lb/> uͤber ſich ſehen, indem der Kopff<lb/> durch den Hals, ſo unten dicker<lb/> als oben, unterſtuͤtzt und verhin-<lb/> dert wird, daß er nicht von ſich<lb/> ſelbſt herab haͤngen kan, ſelbige<lb/> ſind ſehr geſchickt im Berg an rei-<lb/> ten und ſchnellen lauffen, hinge-<lb/> gen ungeſchickt uͤber einen Schlag-<lb/> Baum oder ſonſten eine Hoͤhe zu<lb/> ſpringen, weil das Hintertheil<lb/> bey ihnen allezeit ſchwerer als das<lb/> Vordertheil, ſind auch auſſer dem<lb/> maͤßig und dauerhafft. Die<lb/> Schwein-Haͤlſe ſtecken den Kopff<lb/> zu weit vorwerts weg, und laſſen<lb/><cb n="1760"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Pfe</hi></hi></fw><lb/> denſelben zu ſehr ſincken, weil ih-<lb/> nen der Kopff oben dicker als un-<lb/> ten, und dahero durch ſolche<lb/> Schwere des uͤberfluͤßigen Flei-<lb/> ſches niedergedrucket wird. Die-<lb/> ſes iſt eine ſchlechte Art Pferde,<lb/> von Natur kaltſinnig, traͤg, ver-<lb/> droſſen, und leicht durch wenig<lb/> Arbeit zu ermuͤden. Denen<lb/> Schwanen-Haͤlſen iſt der Hals<lb/> weder oben noch unten zu dicke,<lb/> auch darbey hoch gewachſen, wel-<lb/> ches nicht allein des Pferdes An-<lb/> ſehen vermehret, ſondern auch<lb/> den Kopff nicht nachgiebet, daß<lb/> er ſich abwerts auf das Mund-<lb/> ſtuͤck legen, oder auf ſolchen ru-<lb/> hen kan. Dieſe Pferde ſind eines<lb/> rechten Temperaments, weder zu<lb/> hitzig noch zu kaltſinnig, alſo daß<lb/> ſie leicht in ihren Schrancken koͤn-<lb/> nen gehalten werden. Der Pferde</p><lb/> <p>Alter iſt an dem Schieben und<lb/> Abgeben der zwoͤlff vorderen<lb/> Zaͤhne oben und unten bis ins<lb/> fuͤnffte Jahr, an dem Kern oder<lb/> denen ſchwartzen Zeichen in den<lb/> Flaͤchen ſolcher Zaͤhne bis ins ze-<lb/> hende, und an denen Wartzen vor-<lb/> nen inwendig an den Kothen; bis<lb/> ins dreyzehende Jahr mit ziemli-<lb/> cher Gewißheit zu erkennen. An<lb/> den weiſſen Haaren uͤber den Au-<lb/> gen und Runtzeln an den Leffzen<lb/> wollen einige noch weiter und bis<lb/> auf das dreyßigſte Jahr kommen,<lb/> es trifft aber allezeit nicht zu, und<lb/> iſt alſo keine gewiſſe Regel dar-<lb/> aus zu machen. Ein Hausvater,<lb/> der Pferde bey ſeinem Gute noͤ-<lb/> thig hat, muß ſolche entweder<lb/> kauffen, oder aber, wo er bereits<lb/> mit dergleichen verſehen, ſolche<lb/> durch Nachziehung junger Fuͤllen<lb/> zu vermehren trachten, damit er<lb/> die Stelle der abgegangenen,<lb/> verkaufften, untauglichen, verun-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gluͤckten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0900]
Pfe
Pfe
net wird, wenn ſie weitoͤhrigt,
Speckhaͤlſig, dickkoͤpffig; oder den
Umgang mit ihnen beſchwerlich
machen, worzu gehoͤret, wenn ſie
falſch boshafft, beiſſend, tuͤckiſch,
kollrich, ſtaͤtig, hartmaͤulig. 2)
Haupt-Maͤngel, dieſe begreiffen
alle Gebrechen an innerlichen und
aͤuſſern Theilen des Pferdes, z. E.
kurtzer ſchwerer Athem, ſchnauf-
fend, blaſend, huſtend; die Feh-
ler des Geſichts, des Gehoͤrs und
Geruchs, ferner wenn es verkehrt-
haͤlſig, ſchieff-ſchencklich, Kuͤh-
fuͤßig, Bock beinig, ſchwach, toͤl-
piſch, ungeſchickt, vornen creutzend,
ſtreichend u. d. m. 3) Geringe
Maͤngel, die zum Theil verbeſſert
werden koͤnnen, oder ſonſt wenig
ſchaden, darzu gehoͤret, ſich nicht
gerne beſchlagen, putzen und auf-
ſitzen laſſen, ſich im Waſſer nie-
derlegen, eigenſinnig, ſcheu, ſchlaͤff-
rich ſeyn u. a. m. Weil inſon-
derheit die Haͤlſe einen ziemlichen
Unterſchied in Pferden machen,
und dieſe dahero in dreyerley Ar-
ten, nemlich in Hirſch-Haͤlſe,
Schwein-Haͤlſe und Schwanen-
Haͤlſe eingetheilet werden; als iſt
zu wiſſen, daß die Hirſch-Haͤlſe
den Kopff in die Hoͤhe tragen und
uͤber ſich ſehen, indem der Kopff
durch den Hals, ſo unten dicker
als oben, unterſtuͤtzt und verhin-
dert wird, daß er nicht von ſich
ſelbſt herab haͤngen kan, ſelbige
ſind ſehr geſchickt im Berg an rei-
ten und ſchnellen lauffen, hinge-
gen ungeſchickt uͤber einen Schlag-
Baum oder ſonſten eine Hoͤhe zu
ſpringen, weil das Hintertheil
bey ihnen allezeit ſchwerer als das
Vordertheil, ſind auch auſſer dem
maͤßig und dauerhafft. Die
Schwein-Haͤlſe ſtecken den Kopff
zu weit vorwerts weg, und laſſen
denſelben zu ſehr ſincken, weil ih-
nen der Kopff oben dicker als un-
ten, und dahero durch ſolche
Schwere des uͤberfluͤßigen Flei-
ſches niedergedrucket wird. Die-
ſes iſt eine ſchlechte Art Pferde,
von Natur kaltſinnig, traͤg, ver-
droſſen, und leicht durch wenig
Arbeit zu ermuͤden. Denen
Schwanen-Haͤlſen iſt der Hals
weder oben noch unten zu dicke,
auch darbey hoch gewachſen, wel-
ches nicht allein des Pferdes An-
ſehen vermehret, ſondern auch
den Kopff nicht nachgiebet, daß
er ſich abwerts auf das Mund-
ſtuͤck legen, oder auf ſolchen ru-
hen kan. Dieſe Pferde ſind eines
rechten Temperaments, weder zu
hitzig noch zu kaltſinnig, alſo daß
ſie leicht in ihren Schrancken koͤn-
nen gehalten werden. Der Pferde
Alter iſt an dem Schieben und
Abgeben der zwoͤlff vorderen
Zaͤhne oben und unten bis ins
fuͤnffte Jahr, an dem Kern oder
denen ſchwartzen Zeichen in den
Flaͤchen ſolcher Zaͤhne bis ins ze-
hende, und an denen Wartzen vor-
nen inwendig an den Kothen; bis
ins dreyzehende Jahr mit ziemli-
cher Gewißheit zu erkennen. An
den weiſſen Haaren uͤber den Au-
gen und Runtzeln an den Leffzen
wollen einige noch weiter und bis
auf das dreyßigſte Jahr kommen,
es trifft aber allezeit nicht zu, und
iſt alſo keine gewiſſe Regel dar-
aus zu machen. Ein Hausvater,
der Pferde bey ſeinem Gute noͤ-
thig hat, muß ſolche entweder
kauffen, oder aber, wo er bereits
mit dergleichen verſehen, ſolche
durch Nachziehung junger Fuͤllen
zu vermehren trachten, damit er
die Stelle der abgegangenen,
verkaufften, untauglichen, verun-
gluͤckten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |