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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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dem andern Volck unterscheiden.
Der Nahme soll so viel als auri-
cularis,
d. i. zum Ohr gehörig,
heissen. Jn Spanien ist der Oh-
ren-Zierath auch ein Kennzeichen
des Adels, und welche sich dessen
gebrauchen, pflegen einen andern
Nahmen anzunehmen.

Orleans,

Eine grosse und lustige Stadt
in Franckreich an der Loire gele-
gen, welche mit ihrem Umkreis
ohne die Vorstädte eine Deutsche
Meile in sich begreifft. Der Bo-
den herum ist sehr fruchtbar an
Korn und köstlichem Wein. Die
Kirche zum Heil. Creutz ist das
schönste Gebäu in der gantzen
Stadt, deren Thurm der höchste
in gantz Franckreich ist. Auf der
Brücken ist das Bild der Jung-
frauen Mariä, welche das Jesus-
Kindlein auf den Armen hat.
Auf der einen Seite kniet vor ihr
König Carl der VII gantz gewaff-
net, und auf der andern die Pu-
celle d' Orleans,
gleichfalls ge-
waffnet, gestieffelt und gesporet,
wie ein Cavalier mit fliegenden
Haaren. So sind auch zu be-
sichtigen die berühmte Kirche zum
Heil. Geist, des Königs Pallast,
der schöne Garten und das Rath-
haus. Desgleichen das Chatelet,
die Bibliothec der Deutschen und
das Carthäuser-Kloster. Es ist
eine berühmte Universität allda,
von König Philippo dem schönen
Anno 1302 gestifftet, in welcher
sonderlich die Jurisprudenz flori-
ret, und hat die Deutsche Na-
tion ihren eigenen Rectorem
Magnificum.
Allhier wächset der
beste Wein in Franckreich. Die
Bischöffe haben grosse Privilegien,
erlösen die Gefangene an dem Tag
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Ort
ihrer Einsetzung, und werden
von gewissen Freyherren in die
Dom-Kirche getragen. Von
dieser Stadt führet nicht nur den
Nahmen das Gouvernement von
Orleans, welches eines der 12 Ge-
neral-Gouvernements
von Franck-
reich ist, und 14 kleine Provintzen
begreiffet, sondern auch die Her-
tzoge von Orleans, welche die er-
sten unter den Printzen vom Kö-
niglichem Geblüte sind. Des
itzigen Hertzogs von Orleans Groß-
Vater Philippus war ein Bruder
Königs Ludovici XIV, der Herr
Vater aber Philippus II war bey
der Minderjährigkeit des itzigen
Königs Regent von Franckreich.
Der älteste Printz eines Hertzogs
von Orleans führet allemal den
Titel eines Hertzogs von Char-
tres.
Sonst führet der Hertzog
von Orleans die 3 güldene Fran-
tzösische Lilien mit einem silbernen
Turnier-Kragen von 3 Lantzen,
auf dem Schilde stehet eine Lilien-
Krone.

Orpharion, s. Orpheoreon,
s. Orphoreon,

Ein mit meßingenen und stäh-
lernen Saiten bezogenes und an
Proportion etwas kleineres Jn-
strument, als eine Pandora, wel-
ches wie eine Laute gestimmet
wird.

Ortenburg,

Städtlein, mit einem Gräfli-
chen Residenz-Schlosse, 2 Mei-
lon von Passau, hat eine schöne
Kunst-Cammer und einen grossen
mit Mauren umgebenen Thier-
Garten. Es ist das Stamm-
Haus der Grafen von Ortenburg,
deren Grafschafft im Bayerischen
Kreise liegt, und denen auch die

Herr-
G g g 2

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Orl
dem andern Volck unterſcheiden.
Der Nahme ſoll ſo viel als auri-
cularis,
d. i. zum Ohr gehoͤrig,
heiſſen. Jn Spanien iſt der Oh-
ren-Zierath auch ein Kennzeichen
des Adels, und welche ſich deſſen
gebrauchen, pflegen einen andern
Nahmen anzunehmen.

Orleans,

Eine groſſe und luſtige Stadt
in Franckreich an der Loire gele-
gen, welche mit ihrem Umkreis
ohne die Vorſtaͤdte eine Deutſche
Meile in ſich begreifft. Der Bo-
den herum iſt ſehr fruchtbar an
Korn und koͤſtlichem Wein. Die
Kirche zum Heil. Creutz iſt das
ſchoͤnſte Gebaͤu in der gantzen
Stadt, deren Thurm der hoͤchſte
in gantz Franckreich iſt. Auf der
Bruͤcken iſt das Bild der Jung-
frauen Mariaͤ, welche das Jeſus-
Kindlein auf den Armen hat.
Auf der einen Seite kniet vor ihr
Koͤnig Carl der VII gantz gewaff-
net, und auf der andern die Pu-
celle d’ Orleans,
gleichfalls ge-
waffnet, geſtieffelt und geſporet,
wie ein Cavalier mit fliegenden
Haaren. So ſind auch zu be-
ſichtigen die beruͤhmte Kirche zum
Heil. Geiſt, des Koͤnigs Pallaſt,
der ſchoͤne Garten und das Rath-
haus. Desgleichen das Chatelet,
die Bibliothec der Deutſchen und
das Carthaͤuſer-Kloſter. Es iſt
eine beruͤhmte Univerſitaͤt allda,
von Koͤnig Philippo dem ſchoͤnen
Anno 1302 geſtifftet, in welcher
ſonderlich die Jurisprudenz flori-
ret, und hat die Deutſche Na-
tion ihren eigenen Rectorem
Magnificum.
Allhier waͤchſet der
beſte Wein in Franckreich. Die
Biſchoͤffe haben groſſe Privilegien,
erloͤſen die Gefangene an dem Tag
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Ort
ihrer Einſetzung, und werden
von gewiſſen Freyherren in die
Dom-Kirche getragen. Von
dieſer Stadt fuͤhret nicht nur den
Nahmen das Gouvernement von
Orleans, welches eines der 12 Ge-
neral-Gouvernements
von Franck-
reich iſt, und 14 kleine Provintzen
begreiffet, ſondern auch die Her-
tzoge von Orleans, welche die er-
ſten unter den Printzen vom Koͤ-
niglichem Gebluͤte ſind. Des
itzigen Hertzogs von Orleans Groß-
Vater Philippus war ein Bruder
Koͤnigs Ludovici XIV, der Herr
Vater aber Philippus II war bey
der Minderjaͤhrigkeit des itzigen
Koͤnigs Regent von Franckreich.
Der aͤlteſte Printz eines Hertzogs
von Orleans fuͤhret allemal den
Titel eines Hertzogs von Char-
tres.
Sonſt fuͤhret der Hertzog
von Orleans die 3 guͤldene Fran-
tzoͤſiſche Lilien mit einem ſilbernen
Turnier-Kragen von 3 Lantzen,
auf dem Schilde ſtehet eine Lilien-
Krone.

Orpharion, ſ. Orpheoreon,
ſ. Orphoreon,

Ein mit meßingenen und ſtaͤh-
lernen Saiten bezogenes und an
Proportion etwas kleineres Jn-
ſtrument, als eine Pandora, wel-
ches wie eine Laute geſtimmet
wird.

Ortenburg,

Staͤdtlein, mit einem Graͤfli-
chen Reſidenz-Schloſſe, 2 Mei-
lon von Paſſau, hat eine ſchoͤne
Kunſt-Cammer und einen groſſen
mit Mauren umgebenen Thier-
Garten. Es iſt das Stamm-
Haus der Grafen von Ortenburg,
deren Grafſchafft im Bayeriſchen
Kreiſe liegt, und denen auch die

Herr-
G g g 2
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[0855] Orl Ort dem andern Volck unterſcheiden. Der Nahme ſoll ſo viel als auri- cularis, d. i. zum Ohr gehoͤrig, heiſſen. Jn Spanien iſt der Oh- ren-Zierath auch ein Kennzeichen des Adels, und welche ſich deſſen gebrauchen, pflegen einen andern Nahmen anzunehmen. Orleans, Eine groſſe und luſtige Stadt in Franckreich an der Loire gele- gen, welche mit ihrem Umkreis ohne die Vorſtaͤdte eine Deutſche Meile in ſich begreifft. Der Bo- den herum iſt ſehr fruchtbar an Korn und koͤſtlichem Wein. Die Kirche zum Heil. Creutz iſt das ſchoͤnſte Gebaͤu in der gantzen Stadt, deren Thurm der hoͤchſte in gantz Franckreich iſt. Auf der Bruͤcken iſt das Bild der Jung- frauen Mariaͤ, welche das Jeſus- Kindlein auf den Armen hat. Auf der einen Seite kniet vor ihr Koͤnig Carl der VII gantz gewaff- net, und auf der andern die Pu- celle d’ Orleans, gleichfalls ge- waffnet, geſtieffelt und geſporet, wie ein Cavalier mit fliegenden Haaren. So ſind auch zu be- ſichtigen die beruͤhmte Kirche zum Heil. Geiſt, des Koͤnigs Pallaſt, der ſchoͤne Garten und das Rath- haus. Desgleichen das Chatelet, die Bibliothec der Deutſchen und das Carthaͤuſer-Kloſter. Es iſt eine beruͤhmte Univerſitaͤt allda, von Koͤnig Philippo dem ſchoͤnen Anno 1302 geſtifftet, in welcher ſonderlich die Jurisprudenz flori- ret, und hat die Deutſche Na- tion ihren eigenen Rectorem Magnificum. Allhier waͤchſet der beſte Wein in Franckreich. Die Biſchoͤffe haben groſſe Privilegien, erloͤſen die Gefangene an dem Tag ihrer Einſetzung, und werden von gewiſſen Freyherren in die Dom-Kirche getragen. Von dieſer Stadt fuͤhret nicht nur den Nahmen das Gouvernement von Orleans, welches eines der 12 Ge- neral-Gouvernements von Franck- reich iſt, und 14 kleine Provintzen begreiffet, ſondern auch die Her- tzoge von Orleans, welche die er- ſten unter den Printzen vom Koͤ- niglichem Gebluͤte ſind. Des itzigen Hertzogs von Orleans Groß- Vater Philippus war ein Bruder Koͤnigs Ludovici XIV, der Herr Vater aber Philippus II war bey der Minderjaͤhrigkeit des itzigen Koͤnigs Regent von Franckreich. Der aͤlteſte Printz eines Hertzogs von Orleans fuͤhret allemal den Titel eines Hertzogs von Char- tres. Sonſt fuͤhret der Hertzog von Orleans die 3 guͤldene Fran- tzoͤſiſche Lilien mit einem ſilbernen Turnier-Kragen von 3 Lantzen, auf dem Schilde ſtehet eine Lilien- Krone. Orpharion, ſ. Orpheoreon, ſ. Orphoreon, Ein mit meßingenen und ſtaͤh- lernen Saiten bezogenes und an Proportion etwas kleineres Jn- ſtrument, als eine Pandora, wel- ches wie eine Laute geſtimmet wird. Ortenburg, Staͤdtlein, mit einem Graͤfli- chen Reſidenz-Schloſſe, 2 Mei- lon von Paſſau, hat eine ſchoͤne Kunſt-Cammer und einen groſſen mit Mauren umgebenen Thier- Garten. Es iſt das Stamm- Haus der Grafen von Ortenburg, deren Grafſchafft im Bayeriſchen Kreiſe liegt, und denen auch die Herr- G g g 2

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/855>, abgerufen am 21.11.2024.