Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Bal
Ballads,

Sind eine Art der Angloisen
oder Englischen Täntze. Das
Wort kömmet vom ballet oder
Tantz insgemein her; eigentlich
aber sind es melismatische Oden
oder Lieder, mit vielen Strophen,
die zwar vornehmlich zum Singen
gesetzt, doch auch bisweilen zum
Spielen und Tantzen, wie die
Frantzösischen Vaudevilles, oder
Gassenhauer, gebraucht werden.
Es ist davon eine Sammlung un-
ter dem Titel: Pills to purge Me-
lancholy,
das ist, Pillen wider die
Traurigkeit, heraus gekommen.

Ballematia, und Ballistia,

Sind Täntze und Lieder, wor-
nach getantzet wird.

Balletto,

Jst das kleineste Theatralische
Stück, und ein kurtzes, von
Rechts wegen nur aus einer eintzi-
gen Handlung bestehendes, zur
blossen Lustbarkeit ersonnenes
Schau-Spiel, darinnen fast mehr
getantzet, als gesungen wird;
wiewohl was die Handlungen
anlanget, grosse Ausnahme und
Freyheit stat findet. Sein Abzei-
chen ist die Freude und Wonne-
und sonst keine Haupt-Leidenschaft,
die nicht in lauter Lust bestehet.
Der Componist muß in der Hyp-
orchematischen Schreibart über
die massen wohl gewiegt seyn, oder
einen musicalischen Tantzmeister
zum Gehülfen nehmen, wofern er
nicht ausgelacht seyn will. Die
Arien und der Recitativ eines sol-
chen Ballets (hier wird aber
mehr, als der sogenannte kleine
Tantz verstanden) haben in Ver-
gleichung mit andern ein grosses
Abzeichen darinnen, daß sie nur
galant und natürlich, nicht aber
sehr kunstlich und ausgearbeitet
[Spaltenumbruch]

Bal
seyn dürfen. Die Arietten finden
ihren Platz häuffig; das Arioso
aber gar nicht, weil es zu ernst-
hafft ist, welches kein Ballet lei-
det, sondern allezeit etwas freyes
und munteres haben will. Kurtz,
ein Ballet dieser Art erfodert lau-
ter Leben, Geist und Galanterie.
Demnach ist es kein Werck eines
gelehrten Componisten oder theo-
retischen Meisters, sondern eines
aufgeweckten Kopfes, welcher gar
feine, natürliche und dabey durch-
dringende Verstands-Gaben besi-
tzet, die Welt kennet und der Er-
fahrung seine meiste Geschicklich-
keit zu dancken hat.

Ballets,

Haben ihren Nahmen von dem
griechischen Worte ballein, weil
ein wohlgeübter Ballet-Täntzer
seine Füsse und gantzen Leib der-
massen nette, leicht und geschwin-
de zu zwingen weiß, daß er gleich-
sam einem geworfenen Balle ähn-
lich wird, und sind sonderbare, fi-
gürliche, künstlich componirte Tän-
tze, deren hatten die Alten vierer-
ley, als 1) Tragiques, diese waren
ernsthafftig, 2) Comiques, diese
waren lustig, 3) Satyriques, die
waren zuweilen allzufrey, und sind
diejenigen, darwider die klugen
Heyden allezeit geredet, die andern
hingegen in keine Wege verwor-
fen haben, 4) Thymeliques, diese
waren allegorisch. Nach diesen giebt
es auch 5) Idilles, diese sind ingenieu-
se Vorstellungen moralischer u. na-
türlicher Dinge, welchen man leben-
dige Formen zu bewegen zueignet.
Nach diesen hat es auch, 1) Ballets
Ambulatoires,
dergleichen bey Pro-
ceßionen in Spanien oder auch in
den Aufzügen gebräuchlich. 2)
Ballets, Präsenten zu uberreichen;
diese stammen von den Römern

her,
[Spaltenumbruch]
Bal
Ballads,

Sind eine Art der Angloiſen
oder Engliſchen Taͤntze. Das
Wort koͤmmet vom ballet oder
Tantz insgemein her; eigentlich
aber ſind es melismatiſche Oden
oder Lieder, mit vielen Strophen,
die zwar vornehmlich zum Singen
geſetzt, doch auch bisweilen zum
Spielen und Tantzen, wie die
Frantzoͤſiſchen Vaudevilles, oder
Gaſſenhauer, gebraucht werden.
Es iſt davon eine Sammlung un-
ter dem Titel: Pills to purge Me-
lancholy,
das iſt, Pillen wider die
Traurigkeit, heraus gekommen.

Ballematia, und Balliſtia,

Sind Taͤntze und Lieder, wor-
nach getantzet wird.

Balletto,

Jſt das kleineſte Theatraliſche
Stuͤck, und ein kurtzes, von
Rechts wegen nur aus einer eintzi-
gen Handlung beſtehendes, zur
bloſſen Luſtbarkeit erſonnenes
Schau-Spiel, darinnen faſt mehr
getantzet, als geſungen wird;
wiewohl was die Handlungen
anlanget, groſſe Ausnahme und
Freyheit ſtat findet. Sein Abzei-
chen iſt die Freude und Wonne-
und ſonſt keine Haupt-Leidenſchaft,
die nicht in lauter Luſt beſtehet.
Der Componiſt muß in der Hyp-
orchematiſchen Schreibart uͤber
die maſſen wohl gewiegt ſeyn, oder
einen muſicaliſchen Tantzmeiſter
zum Gehuͤlfen nehmen, wofern er
nicht ausgelacht ſeyn will. Die
Arien und der Recitativ eines ſol-
chen Ballets (hier wird aber
mehr, als der ſogenannte kleine
Tantz verſtanden) haben in Ver-
gleichung mit andern ein groſſes
Abzeichen darinnen, daß ſie nur
galant und natuͤrlich, nicht aber
ſehr kunſtlich und ausgearbeitet
[Spaltenumbruch]

Bal
ſeyn duͤrfen. Die Arietten finden
ihren Platz haͤuffig; das Arioſo
aber gar nicht, weil es zu ernſt-
hafft iſt, welches kein Ballet lei-
det, ſondern allezeit etwas freyes
und munteres haben will. Kurtz,
ein Ballet dieſer Art erfodert lau-
ter Leben, Geiſt und Galanterie.
Demnach iſt es kein Werck eines
gelehrten Componiſten oder theo-
retiſchen Meiſters, ſondern eines
aufgeweckten Kopfes, welcher gar
feine, natuͤrliche und dabey durch-
dringende Verſtands-Gaben beſi-
tzet, die Welt kennet und der Er-
fahrung ſeine meiſte Geſchicklich-
keit zu dancken hat.

Ballets,

Haben ihren Nahmen von dem
griechiſchen Worte βάλλειν, weil
ein wohlgeuͤbter Ballet-Taͤntzer
ſeine Fuͤſſe und gantzen Leib der-
maſſen nette, leicht und geſchwin-
de zu zwingen weiß, daß er gleich-
ſam einem geworfenen Balle aͤhn-
lich wird, und ſind ſonderbare, fi-
guͤrliche, kuͤnſtlich componirte Taͤn-
tze, deren hatten die Alten vierer-
ley, als 1) Tragiques, dieſe waren
ernſthafftig, 2) Comiques, dieſe
waren luſtig, 3) Satyriques, die
waren zuweilen allzufrey, und ſind
diejenigen, darwider die klugen
Heyden allezeit geredet, die andern
hingegen in keine Wege verwor-
fen haben, 4) Thymeliques, dieſe
waren allegoriſch. Nach dieſen giebt
es auch 5) Idilles, dieſe ſind ingenieu-
ſe Vorſtellungen moraliſcher u. na-
tuͤrlicher Dinge, welchen man leben-
dige Formen zu bewegen zueignet.
Nach dieſen hat es auch, 1) Ballets
Ambulatoires,
dergleichen bey Pro-
ceßionen in Spanien oder auch in
den Aufzuͤgen gebraͤuchlich. 2)
Ballets, Praͤſenten zu uberreichen;
dieſe ſtammen von den Roͤmern

her,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0076"/>
          <cb n="111"/>
        </div>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Bal</hi> </hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ballads,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>Sind eine Art der <hi rendition="#aq">Angloi&#x017F;en</hi><lb/>
oder Engli&#x017F;chen Ta&#x0364;ntze. Das<lb/>
Wort ko&#x0364;mmet vom <hi rendition="#aq">ballet</hi> oder<lb/>
Tantz insgemein her; eigentlich<lb/>
aber &#x017F;ind es melismati&#x017F;che Oden<lb/>
oder Lieder, mit vielen Strophen,<lb/>
die zwar vornehmlich zum Singen<lb/>
ge&#x017F;etzt, doch auch bisweilen zum<lb/>
Spielen und Tantzen, wie die<lb/>
Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Vaudevilles,</hi> oder<lb/>
Ga&#x017F;&#x017F;enhauer, gebraucht werden.<lb/>
Es i&#x017F;t davon eine Sammlung un-<lb/>
ter dem Titel: <hi rendition="#aq">Pills to purge Me-<lb/>
lancholy,</hi> das i&#x017F;t, Pillen wider die<lb/>
Traurigkeit, heraus gekommen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ballematia,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Balli&#x017F;tia,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>Sind Ta&#x0364;ntze und Lieder, wor-<lb/>
nach getantzet wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Balletto,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>J&#x017F;t das kleine&#x017F;te Theatrali&#x017F;che<lb/>
Stu&#x0364;ck, und ein kurtzes, von<lb/>
Rechts wegen nur aus einer eintzi-<lb/>
gen Handlung be&#x017F;tehendes, zur<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Lu&#x017F;tbarkeit er&#x017F;onnenes<lb/>
Schau-Spiel, darinnen fa&#x017F;t mehr<lb/>
getantzet, als ge&#x017F;ungen wird;<lb/>
wiewohl was die Handlungen<lb/>
anlanget, gro&#x017F;&#x017F;e Ausnahme und<lb/>
Freyheit &#x017F;tat findet. Sein Abzei-<lb/>
chen i&#x017F;t die Freude und Wonne-<lb/>
und &#x017F;on&#x017F;t keine Haupt-Leiden&#x017F;chaft,<lb/>
die nicht in lauter Lu&#x017F;t be&#x017F;tehet.<lb/>
Der Componi&#x017F;t muß in der Hyp-<lb/>
orchemati&#x017F;chen Schreibart u&#x0364;ber<lb/>
die ma&#x017F;&#x017F;en wohl gewiegt &#x017F;eyn, oder<lb/>
einen mu&#x017F;icali&#x017F;chen Tantzmei&#x017F;ter<lb/>
zum Gehu&#x0364;lfen nehmen, wofern er<lb/>
nicht ausgelacht &#x017F;eyn will. Die<lb/>
Arien und der Recitativ eines &#x017F;ol-<lb/>
chen Ballets (hier wird aber<lb/>
mehr, als der &#x017F;ogenannte kleine<lb/>
Tantz ver&#x017F;tanden) haben in Ver-<lb/>
gleichung mit andern ein gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Abzeichen darinnen, daß &#x017F;ie nur<lb/>
galant und natu&#x0364;rlich, nicht aber<lb/>
&#x017F;ehr kun&#x017F;tlich und ausgearbeitet<lb/><cb n="112"/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Bal</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;eyn du&#x0364;rfen. Die Arietten finden<lb/>
ihren Platz ha&#x0364;uffig; das Ario&#x017F;o<lb/>
aber gar nicht, weil es zu ern&#x017F;t-<lb/>
hafft i&#x017F;t, welches kein Ballet lei-<lb/>
det, &#x017F;ondern allezeit etwas freyes<lb/>
und munteres haben will. Kurtz,<lb/>
ein Ballet die&#x017F;er Art erfodert lau-<lb/>
ter Leben, Gei&#x017F;t und Galanterie.<lb/>
Demnach i&#x017F;t es kein Werck eines<lb/>
gelehrten Componi&#x017F;ten oder theo-<lb/>
reti&#x017F;chen Mei&#x017F;ters, &#x017F;ondern eines<lb/>
aufgeweckten Kopfes, welcher gar<lb/>
feine, natu&#x0364;rliche und dabey durch-<lb/>
dringende Ver&#x017F;tands-Gaben be&#x017F;i-<lb/>
tzet, die Welt kennet und der Er-<lb/>
fahrung &#x017F;eine mei&#x017F;te Ge&#x017F;chicklich-<lb/>
keit zu dancken hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ballets,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>Haben ihren Nahmen von dem<lb/>
griechi&#x017F;chen Worte &#x03B2;&#x03AC;&#x03BB;&#x03BB;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, weil<lb/>
ein wohlgeu&#x0364;bter Ballet-Ta&#x0364;ntzer<lb/>
&#x017F;eine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und gantzen Leib der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en nette, leicht und ge&#x017F;chwin-<lb/>
de zu zwingen weiß, daß er gleich-<lb/>
&#x017F;am einem geworfenen Balle a&#x0364;hn-<lb/>
lich wird, und &#x017F;ind &#x017F;onderbare, fi-<lb/>
gu&#x0364;rliche, ku&#x0364;n&#x017F;tlich componirte Ta&#x0364;n-<lb/>
tze, deren hatten die Alten vierer-<lb/>
ley, als 1) <hi rendition="#aq">Tragiques,</hi> die&#x017F;e waren<lb/>
ern&#x017F;thafftig, 2) <hi rendition="#aq">Comiques,</hi> die&#x017F;e<lb/>
waren lu&#x017F;tig, 3) <hi rendition="#aq">Satyriques,</hi> die<lb/>
waren zuweilen allzufrey, und &#x017F;ind<lb/>
diejenigen, darwider die klugen<lb/>
Heyden allezeit geredet, die andern<lb/>
hingegen in keine Wege verwor-<lb/>
fen haben, 4) <hi rendition="#aq">Thymeliques,</hi> die&#x017F;e<lb/>
waren allegori&#x017F;ch. Nach die&#x017F;en giebt<lb/>
es auch 5) <hi rendition="#aq">Idilles,</hi> die&#x017F;e &#x017F;ind ingenieu-<lb/>
&#x017F;e Vor&#x017F;tellungen morali&#x017F;cher u. na-<lb/>
tu&#x0364;rlicher Dinge, welchen man leben-<lb/>
dige Formen zu bewegen zueignet.<lb/>
Nach die&#x017F;en hat es auch, 1) <hi rendition="#aq">Ballets<lb/>
Ambulatoires,</hi> dergleichen bey Pro-<lb/>
ceßionen in Spanien oder auch in<lb/>
den Aufzu&#x0364;gen gebra&#x0364;uchlich. 2)<lb/><hi rendition="#aq">Ballets,</hi> Pra&#x0364;&#x017F;enten zu uberreichen;<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;tammen von den Ro&#x0364;mern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">her,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0076] Bal Bal Ballads, Sind eine Art der Angloiſen oder Engliſchen Taͤntze. Das Wort koͤmmet vom ballet oder Tantz insgemein her; eigentlich aber ſind es melismatiſche Oden oder Lieder, mit vielen Strophen, die zwar vornehmlich zum Singen geſetzt, doch auch bisweilen zum Spielen und Tantzen, wie die Frantzoͤſiſchen Vaudevilles, oder Gaſſenhauer, gebraucht werden. Es iſt davon eine Sammlung un- ter dem Titel: Pills to purge Me- lancholy, das iſt, Pillen wider die Traurigkeit, heraus gekommen. Ballematia, und Balliſtia, Sind Taͤntze und Lieder, wor- nach getantzet wird. Balletto, Jſt das kleineſte Theatraliſche Stuͤck, und ein kurtzes, von Rechts wegen nur aus einer eintzi- gen Handlung beſtehendes, zur bloſſen Luſtbarkeit erſonnenes Schau-Spiel, darinnen faſt mehr getantzet, als geſungen wird; wiewohl was die Handlungen anlanget, groſſe Ausnahme und Freyheit ſtat findet. Sein Abzei- chen iſt die Freude und Wonne- und ſonſt keine Haupt-Leidenſchaft, die nicht in lauter Luſt beſtehet. Der Componiſt muß in der Hyp- orchematiſchen Schreibart uͤber die maſſen wohl gewiegt ſeyn, oder einen muſicaliſchen Tantzmeiſter zum Gehuͤlfen nehmen, wofern er nicht ausgelacht ſeyn will. Die Arien und der Recitativ eines ſol- chen Ballets (hier wird aber mehr, als der ſogenannte kleine Tantz verſtanden) haben in Ver- gleichung mit andern ein groſſes Abzeichen darinnen, daß ſie nur galant und natuͤrlich, nicht aber ſehr kunſtlich und ausgearbeitet ſeyn duͤrfen. Die Arietten finden ihren Platz haͤuffig; das Arioſo aber gar nicht, weil es zu ernſt- hafft iſt, welches kein Ballet lei- det, ſondern allezeit etwas freyes und munteres haben will. Kurtz, ein Ballet dieſer Art erfodert lau- ter Leben, Geiſt und Galanterie. Demnach iſt es kein Werck eines gelehrten Componiſten oder theo- retiſchen Meiſters, ſondern eines aufgeweckten Kopfes, welcher gar feine, natuͤrliche und dabey durch- dringende Verſtands-Gaben beſi- tzet, die Welt kennet und der Er- fahrung ſeine meiſte Geſchicklich- keit zu dancken hat. Ballets, Haben ihren Nahmen von dem griechiſchen Worte βάλλειν, weil ein wohlgeuͤbter Ballet-Taͤntzer ſeine Fuͤſſe und gantzen Leib der- maſſen nette, leicht und geſchwin- de zu zwingen weiß, daß er gleich- ſam einem geworfenen Balle aͤhn- lich wird, und ſind ſonderbare, fi- guͤrliche, kuͤnſtlich componirte Taͤn- tze, deren hatten die Alten vierer- ley, als 1) Tragiques, dieſe waren ernſthafftig, 2) Comiques, dieſe waren luſtig, 3) Satyriques, die waren zuweilen allzufrey, und ſind diejenigen, darwider die klugen Heyden allezeit geredet, die andern hingegen in keine Wege verwor- fen haben, 4) Thymeliques, dieſe waren allegoriſch. Nach dieſen giebt es auch 5) Idilles, dieſe ſind ingenieu- ſe Vorſtellungen moraliſcher u. na- tuͤrlicher Dinge, welchen man leben- dige Formen zu bewegen zueignet. Nach dieſen hat es auch, 1) Ballets Ambulatoires, dergleichen bey Pro- ceßionen in Spanien oder auch in den Aufzuͤgen gebraͤuchlich. 2) Ballets, Praͤſenten zu uberreichen; dieſe ſtammen von den Roͤmern her,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/76
Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/76>, abgerufen am 03.12.2024.