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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ler
und wieder abzusteigen, und auf
einen Baum fussend, angenehm
zu singen pfleget, welches sie aber
nicht länger antreibet, als bis ih-
re Jungen aus dem Neste sind;
Diese, wenn sie abfliegen, zer-
streuen sich nicht, kommen auch
nicht von einander, sondern hal-
ten bis zum Strich unaufhörlich
beysammen. Junge aus dem
Neste aufzuerziehen, mag man
sich nur keine Mühe nehmen, denn
wenn sie gleich mit Ameis-Eyern
aufkommen, dauren sie doch nicht.
Das Männlein ist vor dem Weib-
lein nicht zu erkennen, nach Art
fast aller derjenigen Vögel, die
einen schönen Gesang haben;
doch sind muthmaßlich allezeit die-
ses die Männlein, die am Kopff
und Rücken am meisten schwärtz-
licht aussehen. Jhr Gesang ist
weit lieblicher, als der Korn-Ler-
che, mit vielerley Abwechslungen,
und fängt damit schon im Febru-
ario an, höret vor Johannis nicht
auf, und ruffet hernach, wider
aller Vögel Gewohnheit, noch
vierzehen Tage lang, so hell als
im Sommer singende, ihren Ab-
schied aus. Jn dem Singen flie-
get sie meistent heils so hoch, als
die andern Lerchen, und treibt es
länger an, pflegt auch allezeit in
Bogen zu fliegen, und kan ihren
Nachbar nicht so nahe vertragen,
als die Feld-Lerche; da sie doch
sehr begierig der Lock nachfolget,
und nicht, wie die Feld-Lerche,
ohne sich daran zu kehren, ein-
fällt und fortstreicht. Daher sich
zu verwundern, daß die Feld-Ler-
che, wider die Gewohnheit der
Vögel, die keine Lock achten, mit
so unsäglichem Hauffen streichet,
dahingegen die Heide-Lerche, wie
begierig sie auch der Lock zueilet,
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dennoch nur in kleinen Hauffen
ihre Reise verrichtet; und hat die
Natur den Feld-Lerchen vermuth-
lich etwan deswegen die Art ein-
ander zu locken nicht eingepflan-
tzet, weil sie auf flachem Felde
ohnedem leicht einander sehen und
zusammen kommen können, da-
hingegen die Heide-Lerchen, wenn
sie in Büschen und gantz wüsten
Gründen hinstreichen, einander
immerdar verlieren würden, wenn
sie nicht beständig einander zu-
ruffeten. Sie streichet zur Herbst-
Zeit, und zwar gemeiniglich im
October, iedoch auch, nachdem
die Witterung ist, bisweilen schon
im September, und ob sie gleich
sonsten in den Feldern häuffig zu-
sammen fallen, werden sie den-
noch im Strich selten in grösserer
Anzahl, als bey funffzigen, hin-
gegen viel öffter bey zehen und
zwölffen gesehen. Jhr Wieder-
Strich ist im Februario vierzehen
Tage, auch wohl drey Wochen
später, als der Korn-Lerche. Jh-
re Speise bestehet in allerley Ge-
würme, kleinen von Feld-Blüm-
lein ausfallenden Saamen und
klaren Sand, auch, wo sie dazu
kommen kan, in Körnern. Wenn
man sie fängt, fressen sie anfäng-
lich Weitzen, Haber, Hanff, und
was man ihnen vorgiebt; nur
dauret es nicht lang, und ist nö-
thig, wenn man sie bey Leben er-
halten will, daß man ihnen aller-
hand Abwechslung mit dem Fut-
ter mache. Zwar eine Zeitlang,
etwan sechs oder acht Wochen,
nehmen sie mit gedrucktem Hanff
unter süssem Qvarck oder Käs
vermischt, sonderlich wenn man
dürre Ameis-Eyer darunter mengt,
gar gerne vorlieb, und wenn es
im Frühling ist, singen sie dabey

unvergleich-
T t 4

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Ler
und wieder abzuſteigen, und auf
einen Baum fuſſend, angenehm
zu ſingen pfleget, welches ſie aber
nicht laͤnger antreibet, als bis ih-
re Jungen aus dem Neſte ſind;
Dieſe, wenn ſie abfliegen, zer-
ſtreuen ſich nicht, kommen auch
nicht von einander, ſondern hal-
ten bis zum Strich unaufhoͤrlich
beyſammen. Junge aus dem
Neſte aufzuerziehen, mag man
ſich nur keine Muͤhe nehmen, denn
wenn ſie gleich mit Ameis-Eyern
aufkommen, dauren ſie doch nicht.
Das Maͤnnlein iſt vor dem Weib-
lein nicht zu erkennen, nach Art
faſt aller derjenigen Voͤgel, die
einen ſchoͤnen Geſang haben;
doch ſind muthmaßlich allezeit die-
ſes die Maͤnnlein, die am Kopff
und Ruͤcken am meiſten ſchwaͤrtz-
licht ausſehen. Jhr Geſang iſt
weit lieblicher, als der Korn-Ler-
che, mit vielerley Abwechslungen,
und faͤngt damit ſchon im Febru-
ario an, hoͤret vor Johannis nicht
auf, und ruffet hernach, wider
aller Voͤgel Gewohnheit, noch
vierzehen Tage lang, ſo hell als
im Sommer ſingende, ihren Ab-
ſchied aus. Jn dem Singen flie-
get ſie meiſtent heils ſo hoch, als
die andern Lerchen, und treibt es
laͤnger an, pflegt auch allezeit in
Bogen zu fliegen, und kan ihren
Nachbar nicht ſo nahe vertragen,
als die Feld-Lerche; da ſie doch
ſehr begierig der Lock nachfolget,
und nicht, wie die Feld-Lerche,
ohne ſich daran zu kehren, ein-
faͤllt und fortſtreicht. Daher ſich
zu verwundern, daß die Feld-Ler-
che, wider die Gewohnheit der
Voͤgel, die keine Lock achten, mit
ſo unſaͤglichem Hauffen ſtreichet,
dahingegen die Heide-Lerche, wie
begierig ſie auch der Lock zueilet,
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dennoch nur in kleinen Hauffen
ihre Reiſe verrichtet; und hat die
Natur den Feld-Lerchen vermuth-
lich etwan deswegen die Art ein-
ander zu locken nicht eingepflan-
tzet, weil ſie auf flachem Felde
ohnedem leicht einander ſehen und
zuſammen kommen koͤnnen, da-
hingegen die Heide-Lerchen, wenn
ſie in Buͤſchen und gantz wuͤſten
Gruͤnden hinſtreichen, einander
immerdar verlieren wuͤrden, wenn
ſie nicht beſtaͤndig einander zu-
ruffeten. Sie ſtreichet zur Herbſt-
Zeit, und zwar gemeiniglich im
October, iedoch auch, nachdem
die Witterung iſt, bisweilen ſchon
im September, und ob ſie gleich
ſonſten in den Feldern haͤuffig zu-
ſammen fallen, werden ſie den-
noch im Strich ſelten in groͤſſerer
Anzahl, als bey funffzigen, hin-
gegen viel oͤffter bey zehen und
zwoͤlffen geſehen. Jhr Wieder-
Strich iſt im Februario vierzehen
Tage, auch wohl drey Wochen
ſpaͤter, als der Korn-Lerche. Jh-
re Speiſe beſtehet in allerley Ge-
wuͤrme, kleinen von Feld-Bluͤm-
lein ausfallenden Saamen und
klaren Sand, auch, wo ſie dazu
kommen kan, in Koͤrnern. Wenn
man ſie faͤngt, freſſen ſie anfaͤng-
lich Weitzen, Haber, Hanff, und
was man ihnen vorgiebt; nur
dauret es nicht lang, und iſt noͤ-
thig, wenn man ſie bey Leben er-
halten will, daß man ihnen aller-
hand Abwechslung mit dem Fut-
ter mache. Zwar eine Zeitlang,
etwan ſechs oder acht Wochen,
nehmen ſie mit gedrucktem Hanff
unter ſuͤſſem Qvarck oder Kaͤs
vermiſcht, ſonderlich wenn man
duͤrre Ameis-Eyer darunter mengt,
gar gerne vorlieb, und wenn es
im Fruͤhling iſt, ſingen ſie dabey

unvergleich-
T t 4
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[0683] Ler Ler und wieder abzuſteigen, und auf einen Baum fuſſend, angenehm zu ſingen pfleget, welches ſie aber nicht laͤnger antreibet, als bis ih- re Jungen aus dem Neſte ſind; Dieſe, wenn ſie abfliegen, zer- ſtreuen ſich nicht, kommen auch nicht von einander, ſondern hal- ten bis zum Strich unaufhoͤrlich beyſammen. Junge aus dem Neſte aufzuerziehen, mag man ſich nur keine Muͤhe nehmen, denn wenn ſie gleich mit Ameis-Eyern aufkommen, dauren ſie doch nicht. Das Maͤnnlein iſt vor dem Weib- lein nicht zu erkennen, nach Art faſt aller derjenigen Voͤgel, die einen ſchoͤnen Geſang haben; doch ſind muthmaßlich allezeit die- ſes die Maͤnnlein, die am Kopff und Ruͤcken am meiſten ſchwaͤrtz- licht ausſehen. Jhr Geſang iſt weit lieblicher, als der Korn-Ler- che, mit vielerley Abwechslungen, und faͤngt damit ſchon im Febru- ario an, hoͤret vor Johannis nicht auf, und ruffet hernach, wider aller Voͤgel Gewohnheit, noch vierzehen Tage lang, ſo hell als im Sommer ſingende, ihren Ab- ſchied aus. Jn dem Singen flie- get ſie meiſtent heils ſo hoch, als die andern Lerchen, und treibt es laͤnger an, pflegt auch allezeit in Bogen zu fliegen, und kan ihren Nachbar nicht ſo nahe vertragen, als die Feld-Lerche; da ſie doch ſehr begierig der Lock nachfolget, und nicht, wie die Feld-Lerche, ohne ſich daran zu kehren, ein- faͤllt und fortſtreicht. Daher ſich zu verwundern, daß die Feld-Ler- che, wider die Gewohnheit der Voͤgel, die keine Lock achten, mit ſo unſaͤglichem Hauffen ſtreichet, dahingegen die Heide-Lerche, wie begierig ſie auch der Lock zueilet, dennoch nur in kleinen Hauffen ihre Reiſe verrichtet; und hat die Natur den Feld-Lerchen vermuth- lich etwan deswegen die Art ein- ander zu locken nicht eingepflan- tzet, weil ſie auf flachem Felde ohnedem leicht einander ſehen und zuſammen kommen koͤnnen, da- hingegen die Heide-Lerchen, wenn ſie in Buͤſchen und gantz wuͤſten Gruͤnden hinſtreichen, einander immerdar verlieren wuͤrden, wenn ſie nicht beſtaͤndig einander zu- ruffeten. Sie ſtreichet zur Herbſt- Zeit, und zwar gemeiniglich im October, iedoch auch, nachdem die Witterung iſt, bisweilen ſchon im September, und ob ſie gleich ſonſten in den Feldern haͤuffig zu- ſammen fallen, werden ſie den- noch im Strich ſelten in groͤſſerer Anzahl, als bey funffzigen, hin- gegen viel oͤffter bey zehen und zwoͤlffen geſehen. Jhr Wieder- Strich iſt im Februario vierzehen Tage, auch wohl drey Wochen ſpaͤter, als der Korn-Lerche. Jh- re Speiſe beſtehet in allerley Ge- wuͤrme, kleinen von Feld-Bluͤm- lein ausfallenden Saamen und klaren Sand, auch, wo ſie dazu kommen kan, in Koͤrnern. Wenn man ſie faͤngt, freſſen ſie anfaͤng- lich Weitzen, Haber, Hanff, und was man ihnen vorgiebt; nur dauret es nicht lang, und iſt noͤ- thig, wenn man ſie bey Leben er- halten will, daß man ihnen aller- hand Abwechslung mit dem Fut- ter mache. Zwar eine Zeitlang, etwan ſechs oder acht Wochen, nehmen ſie mit gedrucktem Hanff unter ſuͤſſem Qvarck oder Kaͤs vermiſcht, ſonderlich wenn man duͤrre Ameis-Eyer darunter mengt, gar gerne vorlieb, und wenn es im Fruͤhling iſt, ſingen ſie dabey unvergleich- T t 4

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/683>, abgerufen am 21.11.2024.