Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Hol pur-Farb ist; der Hals hat vor-nen und an den Neben-Seiten eines theils Purpur-Farbe, an- dern theils grünlichte Federn, wel- che schön gläntzen, ie nachdem die- selbe auf die Seite gegen den Tag gehalten werden, hinten am Hal- se aber blicket etwas Purpur-farb hervor. Die vier längsten Schwing- Federn sind schwartz mit etwas roth vermischt, die kleinesten sind Aschen-Farb, wie auch die mit- telsten, welche aber zu äusserst schwartz, und die letzten Federn gegen den Rücken zu, lichtroth aussehen; sie heulen geschwinder, als die Ringel-Tauben, und ni- sten, wie die Spechte, allezeit in die hohlen Bäume, allwo sie ihre Junge, aber niemals mehr als zwey und gemeiniglich Taubert und Täubin ausbringen. Es ist ih- nen mit Garnen nicht anders bey- zukommen, als auf den in Höl- tzern befindlichen Plätzen bey den Träncken, welche man hierzu be- reitet, da sie in einer Hütten, wie auf dem Herde gerücket werden können. Holla, Bedeutet eine Pause oder Still- Holland, Jst wol ein rechtes Magazin Hol bewundern, daß man von denHolländern viele fremde Waaren fast in dem Preis bekommt, wo- für man sie an der ersten Stelle kaum kauffen kan; daher sie auch in grosser Anzahl in auswärtige Länder verführet werden. Denn sie verschicken ihre wohlgearbeitete Tücher, Camelot, Leinwand, Cot- ton, Pflaumen-Federn, Castor- Felle, Perlen, Pfeffer, Relcken, Muscaten, Jngwer, Caneel, Anis, Reiß, Zucker, allerhand Gewür- tze und Specereyen, Jndigo, Bra- silien-Holtz, Fernambuc, Cam- pher, Galläpffel, Gummi, Alaun, Kupffer-Wasser, Vitriol, und viele andere Species, welche zu der Farbe dienen. Jngleichen Zinn, Bley, Kupffer, Eisen, Qveck-Silber und andere Mine- ralien, Leder, Juchten, allerhand Peltzwerck, Hanff, Hartz, Pech, Schiffpech, Mast-Bäume für die Schiffe, Schwefel, Salpeter, Pulver, Musqveten, Pistolen, Degen und viel ander Gewehr. Ferner bekommt man aus Hol- land, Käse, Butter, Unschlitt, Lachs, gesaltzene Heringe, Wall- fische, Oel von Wallfischen und andern Fischen. Mit einem Wort, so wenig als Holland vor sich selbst von der Nater bekommen, so viel hat doch der Fleiß dieser Na- tion zuwege gebracht, daß in die- sem kleinen Lande mehr Schiffe anzutreffen, als man sonst fast in allen Staaten von Europa nicht finden würde. Eigentlich deutet dieser Nahme die Grafschafft Hol- land an, welches die vornehmste unter den 7 Vereinigten Provin- tzen ist; insgemein aber werden alle 7 Vereinigte Provintzen zu- sammen genommen, also genen- net. Eine iede von den 7 Provin- tzen M m 2
[Spaltenumbruch] Hol pur-Farb iſt; der Hals hat vor-nen und an den Neben-Seiten eines theils Purpur-Farbe, an- dern theils gruͤnlichte Federn, wel- che ſchoͤn glaͤntzen, ie nachdem die- ſelbe auf die Seite gegen den Tag gehalten werden, hinten am Hal- ſe aber blicket etwas Purpur-farb hervor. Die vier laͤngſten Schwing- Federn ſind ſchwartz mit etwas roth vermiſcht, die kleineſten ſind Aſchen-Farb, wie auch die mit- telſten, welche aber zu aͤuſſerſt ſchwartz, und die letzten Federn gegen den Ruͤcken zu, lichtroth ausſehen; ſie heulen geſchwinder, als die Ringel-Tauben, und ni- ſten, wie die Spechte, allezeit in die hohlen Baͤume, allwo ſie ihre Junge, aber niemals mehr als zwey und gemeiniglich Taubert und Taͤubin ausbringen. Es iſt ih- nen mit Garnen nicht anders bey- zukommen, als auf den in Hoͤl- tzern befindlichen Plaͤtzen bey den Traͤncken, welche man hierzu be- reitet, da ſie in einer Huͤtten, wie auf dem Herde geruͤcket werden koͤnnen. Holla, Bedeutet eine Pauſe oder Still- Holland, Jſt wol ein rechtes Magazin Hol bewundern, daß man von denHollaͤndern viele fremde Waaren faſt in dem Preis bekommt, wo- fuͤr man ſie an der erſten Stelle kaum kauffen kan; daher ſie auch in groſſer Anzahl in auswaͤrtige Laͤnder verfuͤhret werden. Denn ſie verſchicken ihre wohlgearbeitete Tuͤcher, Camelot, Leinwand, Cot- ton, Pflaumen-Federn, Caſtor- Felle, Perlen, Pfeffer, Relcken, Muſcaten, Jngwer, Caneel, Anis, Reiß, Zucker, allerhand Gewuͤr- tze und Specereyen, Jndigo, Bra- ſilien-Holtz, Fernambuc, Cam- pher, Gallaͤpffel, Gummi, Alaun, Kupffer-Waſſer, Vitriol, und viele andere Species, welche zu der Farbe dienen. Jngleichen Zinn, Bley, Kupffer, Eiſen, Qveck-Silber und andere Mine- ralien, Leder, Juchten, allerhand Peltzwerck, Hanff, Hartz, Pech, Schiffpech, Maſt-Baͤume fuͤr die Schiffe, Schwefel, Salpeter, Pulver, Musqveten, Piſtolen, Degen und viel ander Gewehr. Ferner bekommt man aus Hol- land, Kaͤſe, Butter, Unſchlitt, Lachs, geſaltzene Heringe, Wall- fiſche, Oel von Wallfiſchen und andern Fiſchen. Mit einem Wort, ſo wenig als Holland vor ſich ſelbſt von der Nater bekommen, ſo viel hat doch der Fleiß dieſer Na- tion zuwege gebracht, daß in die- ſem kleinen Lande mehr Schiffe anzutreffen, als man ſonſt faſt in allen Staaten von Europa nicht finden wuͤrde. Eigentlich deutet dieſer Nahme die Grafſchafft Hol- land an, welches die vornehmſte unter den 7 Vereinigten Provin- tzen iſt; insgemein aber werden alle 7 Vereinigte Provintzen zu- ſammen genommen, alſo genen- net. Eine iede von den 7 Provin- tzen M m 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0567"/><cb n="1093"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Hol</hi></hi></fw><lb/> pur-Farb iſt; der Hals hat vor-<lb/> nen und an den Neben-Seiten<lb/> eines theils Purpur-Farbe, an-<lb/> dern theils gruͤnlichte Federn, wel-<lb/> che ſchoͤn glaͤntzen, ie nachdem die-<lb/> ſelbe auf die Seite gegen den Tag<lb/> gehalten werden, hinten am Hal-<lb/> ſe aber blicket etwas Purpur-farb<lb/> hervor. Die vier laͤngſten Schwing-<lb/> Federn ſind ſchwartz mit etwas<lb/> roth vermiſcht, die kleineſten ſind<lb/> Aſchen-Farb, wie auch die mit-<lb/> telſten, welche aber zu aͤuſſerſt<lb/> ſchwartz, und die letzten Federn<lb/> gegen den Ruͤcken zu, lichtroth<lb/> ausſehen; ſie heulen geſchwinder,<lb/> als die Ringel-Tauben, und ni-<lb/> ſten, wie die Spechte, allezeit in<lb/> die hohlen Baͤume, allwo ſie ihre<lb/> Junge, aber niemals mehr als<lb/> zwey und gemeiniglich Taubert<lb/> und Taͤubin ausbringen. Es iſt ih-<lb/> nen mit Garnen nicht anders bey-<lb/> zukommen, als auf den in Hoͤl-<lb/> tzern befindlichen Plaͤtzen bey den<lb/> Traͤncken, welche man hierzu be-<lb/> reitet, da ſie in einer Huͤtten, wie<lb/> auf dem Herde geruͤcket werden<lb/> koͤnnen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Holla,</hi> </head><lb/> <p>Bedeutet eine <hi rendition="#aq">Pauſe</hi> oder Still-<lb/> halt des Pferdes, da es etwas<lb/> ausruhet und verſchnaufft, bis<lb/> es ſeinen Gang weiter fortſetzet;<lb/> wobey der Reuter dem Pferde den<lb/> Stillhalt durch dieſen <hi rendition="#aq">Terminum</hi><lb/> zu verſtehen giebt, welche Stimme<lb/> ſie bald verſtehen lernen, und<lb/> darauf Acht haben, abſonderlich<lb/> wann ſie lange getummelt wor-<lb/> den, daß ſie ſelbſt froh ſeyn, daß<lb/> ſie ſtillſtehen und etwas ausruhen<lb/> duͤrfen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Holland,</hi> </head><lb/> <p>Jſt wol ein rechtes Magazin<lb/> von der gantzen Welt, wobey zu<lb/><cb n="1094"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Hol</hi></hi></fw><lb/> bewundern, daß man von den<lb/> Hollaͤndern viele fremde Waaren<lb/> faſt in dem Preis bekommt, wo-<lb/> fuͤr man ſie an der erſten Stelle<lb/> kaum kauffen kan; daher ſie auch<lb/> in groſſer Anzahl in auswaͤrtige<lb/> Laͤnder verfuͤhret werden. Denn<lb/> ſie verſchicken ihre wohlgearbeitete<lb/> Tuͤcher, Camelot, Leinwand, Cot-<lb/> ton, Pflaumen-Federn, Caſtor-<lb/> Felle, Perlen, Pfeffer, Relcken,<lb/> Muſcaten, Jngwer, Caneel, Anis,<lb/> Reiß, Zucker, allerhand Gewuͤr-<lb/> tze und Specereyen, Jndigo, Bra-<lb/> ſilien-Holtz, Fernambuc, Cam-<lb/> pher, Gallaͤpffel, Gummi, Alaun,<lb/> Kupffer-Waſſer, Vitriol, und<lb/> viele andere <hi rendition="#aq">Species,</hi> welche zu<lb/> der Farbe dienen. Jngleichen<lb/> Zinn, Bley, Kupffer, Eiſen,<lb/> Qveck-Silber und andere <hi rendition="#aq">Mine-<lb/> rali</hi>en, Leder, Juchten, allerhand<lb/> Peltzwerck, Hanff, Hartz, Pech,<lb/> Schiffpech, Maſt-Baͤume fuͤr<lb/> die Schiffe, Schwefel, Salpeter,<lb/> Pulver, Musqveten, Piſtolen,<lb/> Degen und viel ander Gewehr.<lb/> Ferner bekommt man aus Hol-<lb/> land, Kaͤſe, Butter, Unſchlitt,<lb/> Lachs, geſaltzene Heringe, Wall-<lb/> fiſche, Oel von Wallfiſchen und<lb/> andern Fiſchen. Mit einem Wort,<lb/> ſo wenig als Holland vor ſich ſelbſt<lb/> von der Nater bekommen, ſo<lb/> viel hat doch der Fleiß dieſer Na-<lb/> tion zuwege gebracht, daß in die-<lb/> ſem kleinen Lande mehr Schiffe<lb/> anzutreffen, als man ſonſt faſt in<lb/> allen Staaten von Europa nicht<lb/> finden wuͤrde. Eigentlich deutet<lb/> dieſer Nahme die Grafſchafft Hol-<lb/> land an, welches die vornehmſte<lb/> unter den 7 Vereinigten Provin-<lb/> tzen iſt; insgemein aber werden<lb/> alle 7 Vereinigte Provintzen zu-<lb/> ſammen genommen, alſo genen-<lb/> net. Eine iede von den 7 Provin-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M m 2</fw><fw place="bottom" type="catch">tzen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0567]
Hol
Hol
pur-Farb iſt; der Hals hat vor-
nen und an den Neben-Seiten
eines theils Purpur-Farbe, an-
dern theils gruͤnlichte Federn, wel-
che ſchoͤn glaͤntzen, ie nachdem die-
ſelbe auf die Seite gegen den Tag
gehalten werden, hinten am Hal-
ſe aber blicket etwas Purpur-farb
hervor. Die vier laͤngſten Schwing-
Federn ſind ſchwartz mit etwas
roth vermiſcht, die kleineſten ſind
Aſchen-Farb, wie auch die mit-
telſten, welche aber zu aͤuſſerſt
ſchwartz, und die letzten Federn
gegen den Ruͤcken zu, lichtroth
ausſehen; ſie heulen geſchwinder,
als die Ringel-Tauben, und ni-
ſten, wie die Spechte, allezeit in
die hohlen Baͤume, allwo ſie ihre
Junge, aber niemals mehr als
zwey und gemeiniglich Taubert
und Taͤubin ausbringen. Es iſt ih-
nen mit Garnen nicht anders bey-
zukommen, als auf den in Hoͤl-
tzern befindlichen Plaͤtzen bey den
Traͤncken, welche man hierzu be-
reitet, da ſie in einer Huͤtten, wie
auf dem Herde geruͤcket werden
koͤnnen.
Holla,
Bedeutet eine Pauſe oder Still-
halt des Pferdes, da es etwas
ausruhet und verſchnaufft, bis
es ſeinen Gang weiter fortſetzet;
wobey der Reuter dem Pferde den
Stillhalt durch dieſen Terminum
zu verſtehen giebt, welche Stimme
ſie bald verſtehen lernen, und
darauf Acht haben, abſonderlich
wann ſie lange getummelt wor-
den, daß ſie ſelbſt froh ſeyn, daß
ſie ſtillſtehen und etwas ausruhen
duͤrfen.
Holland,
Jſt wol ein rechtes Magazin
von der gantzen Welt, wobey zu
bewundern, daß man von den
Hollaͤndern viele fremde Waaren
faſt in dem Preis bekommt, wo-
fuͤr man ſie an der erſten Stelle
kaum kauffen kan; daher ſie auch
in groſſer Anzahl in auswaͤrtige
Laͤnder verfuͤhret werden. Denn
ſie verſchicken ihre wohlgearbeitete
Tuͤcher, Camelot, Leinwand, Cot-
ton, Pflaumen-Federn, Caſtor-
Felle, Perlen, Pfeffer, Relcken,
Muſcaten, Jngwer, Caneel, Anis,
Reiß, Zucker, allerhand Gewuͤr-
tze und Specereyen, Jndigo, Bra-
ſilien-Holtz, Fernambuc, Cam-
pher, Gallaͤpffel, Gummi, Alaun,
Kupffer-Waſſer, Vitriol, und
viele andere Species, welche zu
der Farbe dienen. Jngleichen
Zinn, Bley, Kupffer, Eiſen,
Qveck-Silber und andere Mine-
ralien, Leder, Juchten, allerhand
Peltzwerck, Hanff, Hartz, Pech,
Schiffpech, Maſt-Baͤume fuͤr
die Schiffe, Schwefel, Salpeter,
Pulver, Musqveten, Piſtolen,
Degen und viel ander Gewehr.
Ferner bekommt man aus Hol-
land, Kaͤſe, Butter, Unſchlitt,
Lachs, geſaltzene Heringe, Wall-
fiſche, Oel von Wallfiſchen und
andern Fiſchen. Mit einem Wort,
ſo wenig als Holland vor ſich ſelbſt
von der Nater bekommen, ſo
viel hat doch der Fleiß dieſer Na-
tion zuwege gebracht, daß in die-
ſem kleinen Lande mehr Schiffe
anzutreffen, als man ſonſt faſt in
allen Staaten von Europa nicht
finden wuͤrde. Eigentlich deutet
dieſer Nahme die Grafſchafft Hol-
land an, welches die vornehmſte
unter den 7 Vereinigten Provin-
tzen iſt; insgemein aber werden
alle 7 Vereinigte Provintzen zu-
ſammen genommen, alſo genen-
net. Eine iede von den 7 Provin-
tzen
M m 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |