Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Flu halten, so wird man gewiß nichtleichtlich fehlen. Es ist auch nicht undienlich, wenn man nach einer lauffenden Bosel- oder Schieb- Kugel, oder einem höltzernen Tel- ler, oder in die Lufft geworffenen Hut zu schiessen sich öffters übet, bis man mit der Zeit die schnell- sten und kleinsten Vögel, auch die Schwalben treffen kan. Die Flinten zum Lauff- und Flug- Schiessen dürffen nicht übermäßig lang noch schwer seyn, sondern ei- nen mittelmäßigen Lauff und kur- tzen Anschlag haben, damit man das Korn desto geschwinder fassen könne. Die Schrote sollen fein rund seyn, das Pulver aber vor- hero mit starckem abgezogenen Brantewein etliche mal bespren- get, und in ein leinenes Säcklein in die Wärme gehencket werden, weil es davon fein gleich und rasch wird. Die Pfropffer auf das Pulver sind gut, wenn sie von starcken Hut-Filtzen gemachet werden, denn dieser hält die Schrot fein gleiche. Jm Laden wird nach dem Augen-Maaß (nicht nach dem Gewichte) noch einmal so viel Schrot als Pulver genom- men, damit wenn ein Körnlein fehlet, doch das andere treffe, und könte man also hierdurch, wenn man einen Stöber-Hüner- oder Wasser-Hund, vor sich her suchen liesse, manche schöne Lust haben, wenn nicht einem in seinem eige- nen Gehäge die anfangs gedachte Bedencklichkeit; in fremder Re- fier aber das: Was du nicht willst, das dir die Leute thun sollen etc. im Wege stünde. Fluß-Galle, Ergot, Eine Pferde-Kranckheit, die Flu den Knien in- und auswendig ei-nen fetten weichen Höcker bekom- men, welcher mit gelbem Wasser angefüllet ist, und endlich zu einem harten Knorpel wird. Einige nennen diesen Zufall den fetten Spaht, und gebrauchen darwider Baumöl, worinnen man zuvor viele Mayen-Würmer sterben las- sen. Mit solchem Oel wird die Fluß-Galle geschmieret, worauf sie ausrinnet und vertrocknet. Flaute Allemande, v. Flauto traverso. Flaute a bec, Flaute douce, Eine Flöte, welche ihren ersten Flaute de Pan, Hirten-Pfeiffe, bestehet aus 7 Flaute
[Spaltenumbruch] Flu halten, ſo wird man gewiß nichtleichtlich fehlen. Es iſt auch nicht undienlich, wenn man nach einer lauffenden Boſel- oder Schieb- Kugel, oder einem hoͤltzernen Tel- ler, oder in die Lufft geworffenen Hut zu ſchieſſen ſich oͤffters uͤbet, bis man mit der Zeit die ſchnell- ſten und kleinſten Voͤgel, auch die Schwalben treffen kan. Die Flinten zum Lauff- und Flug- Schieſſen duͤrffen nicht uͤbermaͤßig lang noch ſchwer ſeyn, ſondern ei- nen mittelmaͤßigen Lauff und kur- tzen Anſchlag haben, damit man das Korn deſto geſchwinder faſſen koͤnne. Die Schrote ſollen fein rund ſeyn, das Pulver aber vor- hero mit ſtarckem abgezogenen Brantewein etliche mal beſpren- get, und in ein leinenes Saͤcklein in die Waͤrme gehencket werden, weil es davon fein gleich und raſch wird. Die Pfropffer auf das Pulver ſind gut, wenn ſie von ſtarcken Hut-Filtzen gemachet werden, denn dieſer haͤlt die Schrot fein gleiche. Jm Laden wird nach dem Augen-Maaß (nicht nach dem Gewichte) noch einmal ſo viel Schrot als Pulver genom- men, damit wenn ein Koͤrnlein fehlet, doch das andere treffe, und koͤnte man alſo hierdurch, wenn man einen Stoͤber-Huͤner- oder Waſſer-Hund, vor ſich her ſuchen lieſſe, manche ſchoͤne Luſt haben, wenn nicht einem in ſeinem eige- nen Gehaͤge die anfangs gedachte Bedencklichkeit; in fremder Re- fier aber das: Was du nicht willſt, das dir die Leute thun ſollen ꝛc. im Wege ſtuͤnde. Fluß-Galle, Ergot, Eine Pferde-Kranckheit, die Flu den Knien in- und auswendig ei-nen fetten weichen Hoͤcker bekom- men, welcher mit gelbem Waſſer angefuͤllet iſt, und endlich zu einem harten Knorpel wird. Einige nennen dieſen Zufall den fetten Spaht, und gebrauchen darwider Baumoͤl, worinnen man zuvor viele Mayen-Wuͤrmer ſterben laſ- ſen. Mit ſolchem Oel wird die Fluß-Galle geſchmieret, worauf ſie ausrinnet und vertrocknet. Flûte Allemande, v. Flauto traverſo. Flûte à bec, Flûte douce, Eine Floͤte, welche ihren erſten Flûte de Pan, Hirten-Pfeiffe, beſtehet aus 7 Flûte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0424"/><cb n="807"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Flu</hi></hi></fw><lb/> halten, ſo wird man gewiß nicht<lb/> leichtlich fehlen. Es iſt auch nicht<lb/> undienlich, wenn man nach einer<lb/> lauffenden Boſel- oder Schieb-<lb/> Kugel, oder einem hoͤltzernen Tel-<lb/> ler, oder in die Lufft geworffenen<lb/> Hut zu ſchieſſen ſich oͤffters uͤbet,<lb/> bis man mit der Zeit die ſchnell-<lb/> ſten und kleinſten Voͤgel, auch die<lb/> Schwalben treffen kan. Die<lb/> Flinten zum Lauff- und Flug-<lb/> Schieſſen duͤrffen nicht uͤbermaͤßig<lb/> lang noch ſchwer ſeyn, ſondern ei-<lb/> nen mittelmaͤßigen Lauff und kur-<lb/> tzen Anſchlag haben, damit man<lb/> das Korn deſto geſchwinder faſſen<lb/> koͤnne. Die Schrote ſollen fein<lb/> rund ſeyn, das Pulver aber vor-<lb/> hero mit ſtarckem abgezogenen<lb/> Brantewein etliche mal beſpren-<lb/> get, und in ein leinenes Saͤcklein<lb/> in die Waͤrme gehencket werden,<lb/> weil es davon fein gleich und raſch<lb/> wird. Die Pfropffer auf das<lb/> Pulver ſind gut, wenn ſie von<lb/> ſtarcken Hut-Filtzen gemachet<lb/> werden, denn dieſer haͤlt die Schrot<lb/> fein gleiche. Jm Laden wird nach<lb/> dem Augen-Maaß (nicht nach<lb/> dem Gewichte) noch einmal ſo<lb/> viel Schrot als Pulver genom-<lb/> men, damit wenn ein Koͤrnlein<lb/> fehlet, doch das andere treffe, und<lb/> koͤnte man alſo hierdurch, wenn<lb/> man einen Stoͤber-Huͤner- oder<lb/> Waſſer-Hund, vor ſich her ſuchen<lb/> lieſſe, manche ſchoͤne Luſt haben,<lb/> wenn nicht einem in ſeinem eige-<lb/> nen Gehaͤge die anfangs gedachte<lb/> Bedencklichkeit; in fremder Re-<lb/> fier aber das: Was du nicht willſt,<lb/> das dir die Leute thun ſollen ꝛc.<lb/> im Wege ſtuͤnde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Fluß-Galle,</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ergot,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Eine Pferde-Kranckheit, die<lb/> darin beſtehet, daß die Pferde an<lb/><cb n="808"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Flu</hi></hi></fw><lb/> den Knien in- und auswendig ei-<lb/> nen fetten weichen Hoͤcker bekom-<lb/> men, welcher mit gelbem Waſſer<lb/> angefuͤllet iſt, und endlich zu einem<lb/> harten Knorpel wird. Einige<lb/> nennen dieſen Zufall den fetten<lb/> Spaht, und gebrauchen darwider<lb/> Baumoͤl, worinnen man zuvor<lb/> viele Mayen-Wuͤrmer ſterben laſ-<lb/> ſen. Mit ſolchem Oel wird die<lb/> Fluß-Galle geſchmieret, worauf<lb/> ſie ausrinnet und vertrocknet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Flûte Allemande, v. Flauto<lb/> traverſo.</hi> </hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Flûte à bec, Flûte douce,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Eine Floͤte, welche ihren erſten<lb/> Nahmen von dem Mundſtuͤcke,<lb/> welches wie ein Schnabel ausſie-<lb/> het; den andern aber von der ſtil-<lb/> len Annehmlichkeit hat, und gehet<lb/> vom eingeſtrichenen <hi rendition="#aq">f</hi> bis ins drey-<lb/> geſtrichene <hi rendition="#aq">g.</hi> Es giebt derſelben<lb/><hi rendition="#aq">Flûte douce premiere,</hi> die erſte<lb/> Floͤte; <hi rendition="#aq">ſeconde,</hi> die zweyte Floͤte<lb/> und <hi rendition="#aq">Flûte douce taille,</hi> die Alt-<lb/> Floͤte, welche vom eingeſtrichenen<lb/><hi rendition="#aq">c</hi> bis ins dreygeſtriche <hi rendition="#aq">c</hi> gehet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Flûte de Pan,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Hirten-Pfeiffe, beſtehet aus 7<lb/> an einander gefuͤgten Roͤhren, de-<lb/> ren Geſtalt wegen ab- und zuneh-<lb/> mender Groͤſſe der Roͤhren einem<lb/> verſchnittenen Gaͤnſe-Fluͤgel aͤhn-<lb/> lich ſiehet, und von dem Hirten-<lb/> Gotte, <hi rendition="#aq">Pan,</hi> zuerſt ſoll erfunden<lb/> ſeyn, als er die Nymphe Syrin-<lb/> gem verfolget und ſelbige in Schilf<lb/> verwandelt worden; da ihm denn<lb/> der durchs Schilff ſauſende Wind<lb/> zu ſolcher Erfindung Gelegenheit<lb/> gegeben. Weil ſie auch aus Kupf-<lb/> fer oder weiſſem Bleche pfleget ge-<lb/> macht zu werden, nennet man ſie<lb/> auch <hi rendition="#aq">Sifflet de Chaudronnier.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Flûte</hi> </hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0424]
Flu
Flu
halten, ſo wird man gewiß nicht
leichtlich fehlen. Es iſt auch nicht
undienlich, wenn man nach einer
lauffenden Boſel- oder Schieb-
Kugel, oder einem hoͤltzernen Tel-
ler, oder in die Lufft geworffenen
Hut zu ſchieſſen ſich oͤffters uͤbet,
bis man mit der Zeit die ſchnell-
ſten und kleinſten Voͤgel, auch die
Schwalben treffen kan. Die
Flinten zum Lauff- und Flug-
Schieſſen duͤrffen nicht uͤbermaͤßig
lang noch ſchwer ſeyn, ſondern ei-
nen mittelmaͤßigen Lauff und kur-
tzen Anſchlag haben, damit man
das Korn deſto geſchwinder faſſen
koͤnne. Die Schrote ſollen fein
rund ſeyn, das Pulver aber vor-
hero mit ſtarckem abgezogenen
Brantewein etliche mal beſpren-
get, und in ein leinenes Saͤcklein
in die Waͤrme gehencket werden,
weil es davon fein gleich und raſch
wird. Die Pfropffer auf das
Pulver ſind gut, wenn ſie von
ſtarcken Hut-Filtzen gemachet
werden, denn dieſer haͤlt die Schrot
fein gleiche. Jm Laden wird nach
dem Augen-Maaß (nicht nach
dem Gewichte) noch einmal ſo
viel Schrot als Pulver genom-
men, damit wenn ein Koͤrnlein
fehlet, doch das andere treffe, und
koͤnte man alſo hierdurch, wenn
man einen Stoͤber-Huͤner- oder
Waſſer-Hund, vor ſich her ſuchen
lieſſe, manche ſchoͤne Luſt haben,
wenn nicht einem in ſeinem eige-
nen Gehaͤge die anfangs gedachte
Bedencklichkeit; in fremder Re-
fier aber das: Was du nicht willſt,
das dir die Leute thun ſollen ꝛc.
im Wege ſtuͤnde.
Fluß-Galle, Ergot,
Eine Pferde-Kranckheit, die
darin beſtehet, daß die Pferde an
den Knien in- und auswendig ei-
nen fetten weichen Hoͤcker bekom-
men, welcher mit gelbem Waſſer
angefuͤllet iſt, und endlich zu einem
harten Knorpel wird. Einige
nennen dieſen Zufall den fetten
Spaht, und gebrauchen darwider
Baumoͤl, worinnen man zuvor
viele Mayen-Wuͤrmer ſterben laſ-
ſen. Mit ſolchem Oel wird die
Fluß-Galle geſchmieret, worauf
ſie ausrinnet und vertrocknet.
Flûte Allemande, v. Flauto
traverſo.
Flûte à bec, Flûte douce,
Eine Floͤte, welche ihren erſten
Nahmen von dem Mundſtuͤcke,
welches wie ein Schnabel ausſie-
het; den andern aber von der ſtil-
len Annehmlichkeit hat, und gehet
vom eingeſtrichenen f bis ins drey-
geſtrichene g. Es giebt derſelben
Flûte douce premiere, die erſte
Floͤte; ſeconde, die zweyte Floͤte
und Flûte douce taille, die Alt-
Floͤte, welche vom eingeſtrichenen
c bis ins dreygeſtriche c gehet.
Flûte de Pan,
Hirten-Pfeiffe, beſtehet aus 7
an einander gefuͤgten Roͤhren, de-
ren Geſtalt wegen ab- und zuneh-
mender Groͤſſe der Roͤhren einem
verſchnittenen Gaͤnſe-Fluͤgel aͤhn-
lich ſiehet, und von dem Hirten-
Gotte, Pan, zuerſt ſoll erfunden
ſeyn, als er die Nymphe Syrin-
gem verfolget und ſelbige in Schilf
verwandelt worden; da ihm denn
der durchs Schilff ſauſende Wind
zu ſolcher Erfindung Gelegenheit
gegeben. Weil ſie auch aus Kupf-
fer oder weiſſem Bleche pfleget ge-
macht zu werden, nennet man ſie
auch Sifflet de Chaudronnier.
Flûte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |