Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Amu versehen sey, so könne ein Staats-und Kriegs-Mann der Gelehr- samkeit gar wohl entbehren; zu- mahl da man Exempel habe von grossen und um den Staat best- verdienten Männern, welche nicht das geringste von der Gelehrsam- keit verstanden. Ja mancher ste- het wohl gar in den Gedancken, die Gelehrsamkeit trage nichts zu einem vernünfftigen und glückseli- gen Leben bey, welches man an vielen unter den Gelehrten grossen und berühmten Leuten sehe, die bey aller ihrer eingebildeten Weis- heit leutscheu, säuisch, mürrisch, zancksüchtig etc wären, und sich fast von iedem Affect hinreissen liessen. Nun ist zwar ein guter natürlicher Verstand eine herrliche Gabe Got- tes, und wem es daran fehlet, der kan nichts tüchtiges ausrichten: Aber, ob er gleich durch eine gute Erfahrung unterstützet wird, ist er dennoch alleine nicht zureichend, grosse und wichtige Sachen aus- zuführen; sondern alsdenn erwei- set er erst seinen wahren Nutzen, wenn er durch fleißige Cultur zu seiner Reiffe gediehen. Die Exem- pel übel und schlecht conduisirter Gelehrten rühren nicht von der Gelehrsamkeit selber her, sondern sind der verkehrten Unart und ver- derbten Natur der Menschen zuzu- schreiben, daß, da sie den Specu- lationen allzusehr obliegen, sie die Praxin dabey hindansetzen. Wie viele grosse Staats-Männer ha- ben nicht bittere Klagen darüber geführet, daß sie die Studia in ih- rer Jugend verabsäumet, deren Beyhülffe sie entbehren, und mit fremden Augen sehen müsten, was sie mit eigenen zu grösserm Vortheil hätten erkennen können. Anc Ana, Jst derjenige, welcher in der Anabasis, Jst in der Music ein solcher Analepsis, Jst eine musicalische Figur, da Anaphora, Diese musicalische Figur entste- Anblasen, Geschiehet, wenn das Jagen an- Ancetres, Sind die Ahnen, welche bey Anche, Wird das Mundstück vor die gesetzt
[Spaltenumbruch] Amu verſehen ſey, ſo koͤnne ein Staats-und Kriegs-Mann der Gelehr- ſamkeit gar wohl entbehren; zu- mahl da man Exempel habe von groſſen und um den Staat beſt- verdienten Maͤnnern, welche nicht das geringſte von der Gelehrſam- keit verſtanden. Ja mancher ſte- het wohl gar in den Gedancken, die Gelehrſamkeit trage nichts zu einem vernuͤnfftigen und gluͤckſeli- gen Leben bey, welches man an vielen unter den Gelehrten groſſen und beruͤhmten Leuten ſehe, die bey aller ihrer eingebildeten Weis- heit leutſcheu, ſaͤuiſch, muͤrriſch, zanckſuͤchtig ꝛc waͤren, und ſich faſt von iedem Affect hinreiſſen lieſſen. Nun iſt zwar ein guter natuͤrlicher Verſtand eine herrliche Gabe Got- tes, und wem es daran fehlet, der kan nichts tuͤchtiges ausrichten: Aber, ob er gleich durch eine gute Erfahrung unterſtuͤtzet wird, iſt er dennoch alleine nicht zureichend, groſſe und wichtige Sachen aus- zufuͤhren; ſondern alsdenn erwei- ſet er erſt ſeinen wahren Nutzen, wenn er durch fleißige Cultur zu ſeiner Reiffe gediehen. Die Exem- pel uͤbel und ſchlecht conduiſirter Gelehrten ruͤhren nicht von der Gelehrſamkeit ſelber her, ſondern ſind der verkehrten Unart und ver- derbten Natur der Menſchen zuzu- ſchreiben, daß, da ſie den Specu- lationen allzuſehr obliegen, ſie die Praxin dabey hindanſetzen. Wie viele groſſe Staats-Maͤnner ha- ben nicht bittere Klagen daruͤber gefuͤhret, daß ſie die Studia in ih- rer Jugend verabſaͤumet, deren Beyhuͤlffe ſie entbehren, und mit fremden Augen ſehen muͤſten, was ſie mit eigenen zu groͤſſerm Vortheil haͤtten erkennen koͤnnen. Anc Ana, Jſt derjenige, welcher in der Anabaſis, Jſt in der Muſic ein ſolcher Analepſis, Jſt eine muſicaliſche Figur, da Anaphora, Dieſe muſicaliſche Figur entſte- Anblaſen, Geſchiehet, wenn das Jagen an- Ancêtres, Sind die Ahnen, welche bey Anche, Wird das Mundſtuͤck vor die geſetzt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042"/><cb n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Amu</hi></hi></fw><lb/> verſehen ſey, ſo koͤnne ein Staats-<lb/> und Kriegs-Mann der Gelehr-<lb/> ſamkeit gar wohl entbehren; zu-<lb/> mahl da man Exempel habe von<lb/> groſſen und um den Staat beſt-<lb/> verdienten Maͤnnern, welche nicht<lb/> das geringſte von der Gelehrſam-<lb/> keit verſtanden. Ja mancher ſte-<lb/> het wohl gar in den Gedancken,<lb/> die Gelehrſamkeit trage nichts zu<lb/> einem vernuͤnfftigen und gluͤckſeli-<lb/> gen Leben bey, welches man an<lb/> vielen unter den Gelehrten groſſen<lb/> und beruͤhmten Leuten ſehe, die<lb/> bey aller ihrer eingebildeten Weis-<lb/> heit leutſcheu, ſaͤuiſch, muͤrriſch,<lb/> zanckſuͤchtig ꝛc waͤren, und ſich faſt<lb/> von iedem Affect hinreiſſen lieſſen.<lb/> Nun iſt zwar ein guter natuͤrlicher<lb/> Verſtand eine herrliche Gabe Got-<lb/> tes, und wem es daran fehlet, der<lb/> kan nichts tuͤchtiges ausrichten:<lb/> Aber, ob er gleich durch eine gute<lb/> Erfahrung unterſtuͤtzet wird, iſt<lb/> er dennoch alleine nicht zureichend,<lb/> groſſe und wichtige Sachen aus-<lb/> zufuͤhren; ſondern alsdenn erwei-<lb/> ſet er erſt ſeinen wahren Nutzen,<lb/> wenn er durch fleißige <hi rendition="#aq">Cultur</hi> zu<lb/> ſeiner Reiffe gediehen. Die Exem-<lb/> pel uͤbel und ſchlecht <hi rendition="#aq">conduiſir</hi>ter<lb/> Gelehrten ruͤhren nicht von der<lb/> Gelehrſamkeit ſelber her, ſondern<lb/> ſind der verkehrten Unart und ver-<lb/> derbten Natur der Menſchen zuzu-<lb/> ſchreiben, daß, da ſie den Specu-<lb/> lationen allzuſehr obliegen, ſie die<lb/><hi rendition="#aq">Praxin</hi> dabey hindanſetzen. Wie<lb/> viele groſſe Staats-Maͤnner ha-<lb/> ben nicht bittere Klagen daruͤber<lb/> gefuͤhret, daß ſie die <hi rendition="#aq">Studia</hi> in ih-<lb/> rer Jugend verabſaͤumet, deren<lb/> Beyhuͤlffe ſie entbehren, und mit<lb/> fremden Augen ſehen muͤſten, was<lb/> ſie mit eigenen zu groͤſſerm Vortheil<lb/> haͤtten erkennen koͤnnen.</p><lb/> <cb n="44"/> </div> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Anc</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ana,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt derjenige, welcher in der<lb/> Wuͤſten Maul-Pferde erfunden,<lb/> da er am erſten ein Mutter-Pferd<lb/> und Eſel zuſammen gelaſſen, wor-<lb/> aus eine dritte Gattung der Thie-<lb/> re, halb Eſel und halb Pferd,<lb/> nemlich Maul-Thiere entſtanden<lb/> ſeyn. Gen. 36, 24.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Anabaſis,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt in der Muſic ein ſolcher<lb/> Satz, wodurch etwas in die Hoͤhe<lb/> ſteigendes ausgedruckt wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Analepſis,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt eine muſicaliſche Figur, da<lb/> eine aus lauter Concordantzen be-<lb/> ſtehende kurtze Clauſel oder Formel<lb/> ſogleich angebracht und noch ein-<lb/> mal wiederholet wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Anaphora,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Dieſe muſicaliſche Figur entſte-<lb/> het, wenn ein Satz oder Wort,<lb/> wegen ſeines beſondern Nach-<lb/> drucks, oͤffters wiederholet wird;<lb/> deßgleichen wenn man die Funda-<lb/> mental-Noten etliche mahl uͤber-<lb/> ein anbringet, wie in den Chacon-<lb/> nen geſchiehet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Anblaſen,</hi> </head><lb/> <p>Geſchiehet, wenn das Jagen an-<lb/> gehet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ancêtres,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Sind die Ahnen, welche bey<lb/> Turniren, Ritterſpielen und an-<lb/> dern Gelegenheiten muͤſſen darge-<lb/> than werden, wenn man zu denſel-<lb/> ben oder zu geiſtlichen Pfruͤnden<lb/> oder Landtaͤgen zugelaſſen werden<lb/> will. Siehe Ahnen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Anche,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Wird das Mundſtuͤck vor die<lb/><hi rendition="#aq">Hantbois</hi> und andere blaſende Jn-<lb/> ſtrumente genennet, welches aus<lb/> zwey Stuͤckgen Rohr zuſammen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">geſetzt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
Amu
Anc
verſehen ſey, ſo koͤnne ein Staats-
und Kriegs-Mann der Gelehr-
ſamkeit gar wohl entbehren; zu-
mahl da man Exempel habe von
groſſen und um den Staat beſt-
verdienten Maͤnnern, welche nicht
das geringſte von der Gelehrſam-
keit verſtanden. Ja mancher ſte-
het wohl gar in den Gedancken,
die Gelehrſamkeit trage nichts zu
einem vernuͤnfftigen und gluͤckſeli-
gen Leben bey, welches man an
vielen unter den Gelehrten groſſen
und beruͤhmten Leuten ſehe, die
bey aller ihrer eingebildeten Weis-
heit leutſcheu, ſaͤuiſch, muͤrriſch,
zanckſuͤchtig ꝛc waͤren, und ſich faſt
von iedem Affect hinreiſſen lieſſen.
Nun iſt zwar ein guter natuͤrlicher
Verſtand eine herrliche Gabe Got-
tes, und wem es daran fehlet, der
kan nichts tuͤchtiges ausrichten:
Aber, ob er gleich durch eine gute
Erfahrung unterſtuͤtzet wird, iſt
er dennoch alleine nicht zureichend,
groſſe und wichtige Sachen aus-
zufuͤhren; ſondern alsdenn erwei-
ſet er erſt ſeinen wahren Nutzen,
wenn er durch fleißige Cultur zu
ſeiner Reiffe gediehen. Die Exem-
pel uͤbel und ſchlecht conduiſirter
Gelehrten ruͤhren nicht von der
Gelehrſamkeit ſelber her, ſondern
ſind der verkehrten Unart und ver-
derbten Natur der Menſchen zuzu-
ſchreiben, daß, da ſie den Specu-
lationen allzuſehr obliegen, ſie die
Praxin dabey hindanſetzen. Wie
viele groſſe Staats-Maͤnner ha-
ben nicht bittere Klagen daruͤber
gefuͤhret, daß ſie die Studia in ih-
rer Jugend verabſaͤumet, deren
Beyhuͤlffe ſie entbehren, und mit
fremden Augen ſehen muͤſten, was
ſie mit eigenen zu groͤſſerm Vortheil
haͤtten erkennen koͤnnen.
Ana,
Jſt derjenige, welcher in der
Wuͤſten Maul-Pferde erfunden,
da er am erſten ein Mutter-Pferd
und Eſel zuſammen gelaſſen, wor-
aus eine dritte Gattung der Thie-
re, halb Eſel und halb Pferd,
nemlich Maul-Thiere entſtanden
ſeyn. Gen. 36, 24.
Anabaſis,
Jſt in der Muſic ein ſolcher
Satz, wodurch etwas in die Hoͤhe
ſteigendes ausgedruckt wird.
Analepſis,
Jſt eine muſicaliſche Figur, da
eine aus lauter Concordantzen be-
ſtehende kurtze Clauſel oder Formel
ſogleich angebracht und noch ein-
mal wiederholet wird.
Anaphora,
Dieſe muſicaliſche Figur entſte-
het, wenn ein Satz oder Wort,
wegen ſeines beſondern Nach-
drucks, oͤffters wiederholet wird;
deßgleichen wenn man die Funda-
mental-Noten etliche mahl uͤber-
ein anbringet, wie in den Chacon-
nen geſchiehet.
Anblaſen,
Geſchiehet, wenn das Jagen an-
gehet.
Ancêtres,
Sind die Ahnen, welche bey
Turniren, Ritterſpielen und an-
dern Gelegenheiten muͤſſen darge-
than werden, wenn man zu denſel-
ben oder zu geiſtlichen Pfruͤnden
oder Landtaͤgen zugelaſſen werden
will. Siehe Ahnen.
Anche,
Wird das Mundſtuͤck vor die
Hantbois und andere blaſende Jn-
ſtrumente genennet, welches aus
zwey Stuͤckgen Rohr zuſammen
geſetzt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |