Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Dro bringen, weil man niemals hiesigerLanden dergleichen Brut gefunden hat. Sie ziehet nicht eintzeln, sondern streichet gleich den Kram- mets-Vögeln mit vollem Hauffen, und fället gerne auf die Herde und Leim-Gestelle, woselbst sie in der Zug-Zeit in grosser Menge ge- fangen wird. Jhre Nahrung sind, alle bey der Zipp-Drossel erwehn- te Beere; nicht weniger geniesset sie alle Sorten Schiß-Beere, und im Frühjahr kleine Schnecken und Gewürme; insonderheit aber be- lustiget sie sich zur Herbst-Zeit an den Weinbeeren in den Weinber- gen, welches vielleicht Anlaß zu ihrem Nahmen Wein-Drossel mag gegeben haben. Weil diese Vögel einen sonderlich angenehmen Ge- schmack haben, und wegen ihrer Güte nechst den Haasen von vielen vor das allerbeste Wilpret geachtet werden, so pflegt man sie gebra- ten gerne zu speisen, da sie denn zuförderst gerupffet, ausgenom- men, und an einen höltzernen Spieß angesteckt, bey einem nicht gar zu starckem Feuer gebraten werden. Mittlerer Zeit begies- set man sie öffters mit zerlassener, aber nicht brauner Butter, und sprenget ein wenig Saltz darüber; seynd sie aber bald gar gebraten, begiesset man sie nochmahlen mit dergleichen Butter, streuet klar geriebene Semmel darauf, lässet noch hin und wieder einige Tropf- fen Butter darauf fallen, wovon sie sein gäschten, und ziehet sie end- lich gemach von dem Spiesse, daß die Semmel nicht so herab falle, legt sie auf eine Schüssel, darein etwas braune Butter gethan, und garniret sie mit Citronen-Schnitt- gen. An den Orten, da sie häuffig gefangen und nicht mit Nutzen [Spaltenumbruch] Drü consumiret werden können, pflegetman sie zu künfftigem Gebrauch folgender Gestalt in Eßig zu le- gen: Wenn sie gerupffet und aus- genommen, werden ihnen die Bei- ne und Köpffe weggehacket, und wenn sie reine ausgewaschen am Spieß gestecket, und auf den Rost halb gar gebraten, da sie ein we- nig gesaltzen und mit Butter be- strichen werden müssen; hierauf leget man sie in ein Fäßgen, wel- ches inwendig mit Eßig wohl be- netzet, und in dasselbe eine Bo- den-Schicht von Lorbeer-Blättern nebst grob gestossener Gewürtz ge- than worden, Schichtweise, daß mit den Blättern nebst Gewürtze und den Vögeln abgewechselt wird. Dieses Fäßgen spündet man oben zu, bohret ein Loch in den Deckel, daß ein Zapffen darein gehet, machet Eßig, so viel man benöthi- get ist, siedend, lässet ihn wieder kalt werden, und giesset ihn sodenn durch dieses Loch zu denen Dros- seln, setzet sie an einen kühlen Ort, und wendet sie alle Tage fleißig um. Drücken, Nennen die Jäger, wenn sich ein Drüsen, Sind an den Pferden Beulen Es
[Spaltenumbruch] Dro bringen, weil man niemals hieſigerLanden dergleichen Brut gefunden hat. Sie ziehet nicht eintzeln, ſondern ſtreichet gleich den Kram- mets-Voͤgeln mit vollem Hauffen, und faͤllet gerne auf die Herde und Leim-Geſtelle, woſelbſt ſie in der Zug-Zeit in groſſer Menge ge- fangen wird. Jhre Nahrung ſind, alle bey der Zipp-Droſſel erwehn- te Beere; nicht weniger genieſſet ſie alle Sorten Schiß-Beere, und im Fruͤhjahr kleine Schnecken und Gewuͤrme; inſonderheit aber be- luſtiget ſie ſich zur Herbſt-Zeit an den Weinbeeren in den Weinber- gen, welches vielleicht Anlaß zu ihrem Nahmen Wein-Droſſel mag gegeben haben. Weil dieſe Voͤgel einen ſonderlich angenehmen Ge- ſchmack haben, und wegen ihrer Guͤte nechſt den Haaſen von vielen vor das allerbeſte Wilpret geachtet werden, ſo pflegt man ſie gebra- ten gerne zu ſpeiſen, da ſie denn zufoͤrderſt gerupffet, ausgenom- men, und an einen hoͤltzernen Spieß angeſteckt, bey einem nicht gar zu ſtarckem Feuer gebraten werden. Mittlerer Zeit begieſ- ſet man ſie oͤffters mit zerlaſſener, aber nicht brauner Butter, und ſprenget ein wenig Saltz daruͤber; ſeynd ſie aber bald gar gebraten, begieſſet man ſie nochmahlen mit dergleichen Butter, ſtreuet klar geriebene Semmel darauf, laͤſſet noch hin und wieder einige Tropf- fen Butter darauf fallen, wovon ſie ſein gaͤſchten, und ziehet ſie end- lich gemach von dem Spieſſe, daß die Semmel nicht ſo herab falle, legt ſie auf eine Schuͤſſel, darein etwas braune Butter gethan, und garniret ſie mit Citronen-Schnitt- gen. An den Orten, da ſie haͤuffig gefangen und nicht mit Nutzen [Spaltenumbruch] Druͤ conſumiret werden koͤnnen, pflegetman ſie zu kuͤnfftigem Gebrauch folgender Geſtalt in Eßig zu le- gen: Wenn ſie gerupffet und aus- genommen, werden ihnen die Bei- ne und Koͤpffe weggehacket, und wenn ſie reine ausgewaſchen am Spieß geſtecket, und auf den Roſt halb gar gebraten, da ſie ein we- nig geſaltzen und mit Butter be- ſtrichen werden muͤſſen; hierauf leget man ſie in ein Faͤßgen, wel- ches inwendig mit Eßig wohl be- netzet, und in daſſelbe eine Bo- den-Schicht von Lorbeer-Blaͤttern nebſt grob geſtoſſener Gewuͤrtz ge- than worden, Schichtweiſe, daß mit den Blaͤttern nebſt Gewuͤrtze und den Voͤgeln abgewechſelt wird. Dieſes Faͤßgen ſpuͤndet man oben zu, bohret ein Loch in den Deckel, daß ein Zapffen darein gehet, machet Eßig, ſo viel man benoͤthi- get iſt, ſiedend, laͤſſet ihn wieder kalt werden, und gieſſet ihn ſodenn durch dieſes Loch zu denen Droſ- ſeln, ſetzet ſie an einen kuͤhlen Ort, und wendet ſie alle Tage fleißig um. Druͤcken, Nennen die Jaͤger, wenn ſich ein Druͤſen, Sind an den Pferden Beulen Es
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Dro
Druͤ
bringen, weil man niemals hieſiger
Landen dergleichen Brut gefunden
hat. Sie ziehet nicht eintzeln,
ſondern ſtreichet gleich den Kram-
mets-Voͤgeln mit vollem Hauffen,
und faͤllet gerne auf die Herde
und Leim-Geſtelle, woſelbſt ſie in
der Zug-Zeit in groſſer Menge ge-
fangen wird. Jhre Nahrung ſind,
alle bey der Zipp-Droſſel erwehn-
te Beere; nicht weniger genieſſet
ſie alle Sorten Schiß-Beere, und
im Fruͤhjahr kleine Schnecken und
Gewuͤrme; inſonderheit aber be-
luſtiget ſie ſich zur Herbſt-Zeit an
den Weinbeeren in den Weinber-
gen, welches vielleicht Anlaß zu
ihrem Nahmen Wein-Droſſel mag
gegeben haben. Weil dieſe Voͤgel
einen ſonderlich angenehmen Ge-
ſchmack haben, und wegen ihrer
Guͤte nechſt den Haaſen von vielen
vor das allerbeſte Wilpret geachtet
werden, ſo pflegt man ſie gebra-
ten gerne zu ſpeiſen, da ſie denn
zufoͤrderſt gerupffet, ausgenom-
men, und an einen hoͤltzernen
Spieß angeſteckt, bey einem nicht
gar zu ſtarckem Feuer gebraten
werden. Mittlerer Zeit begieſ-
ſet man ſie oͤffters mit zerlaſſener,
aber nicht brauner Butter, und
ſprenget ein wenig Saltz daruͤber;
ſeynd ſie aber bald gar gebraten,
begieſſet man ſie nochmahlen mit
dergleichen Butter, ſtreuet klar
geriebene Semmel darauf, laͤſſet
noch hin und wieder einige Tropf-
fen Butter darauf fallen, wovon
ſie ſein gaͤſchten, und ziehet ſie end-
lich gemach von dem Spieſſe, daß
die Semmel nicht ſo herab falle,
legt ſie auf eine Schuͤſſel, darein
etwas braune Butter gethan, und
garniret ſie mit Citronen-Schnitt-
gen. An den Orten, da ſie haͤuffig
gefangen und nicht mit Nutzen
conſumiret werden koͤnnen, pfleget
man ſie zu kuͤnfftigem Gebrauch
folgender Geſtalt in Eßig zu le-
gen: Wenn ſie gerupffet und aus-
genommen, werden ihnen die Bei-
ne und Koͤpffe weggehacket, und
wenn ſie reine ausgewaſchen am
Spieß geſtecket, und auf den Roſt
halb gar gebraten, da ſie ein we-
nig geſaltzen und mit Butter be-
ſtrichen werden muͤſſen; hierauf
leget man ſie in ein Faͤßgen, wel-
ches inwendig mit Eßig wohl be-
netzet, und in daſſelbe eine Bo-
den-Schicht von Lorbeer-Blaͤttern
nebſt grob geſtoſſener Gewuͤrtz ge-
than worden, Schichtweiſe, daß
mit den Blaͤttern nebſt Gewuͤrtze
und den Voͤgeln abgewechſelt wird.
Dieſes Faͤßgen ſpuͤndet man oben
zu, bohret ein Loch in den Deckel,
daß ein Zapffen darein gehet,
machet Eßig, ſo viel man benoͤthi-
get iſt, ſiedend, laͤſſet ihn wieder
kalt werden, und gieſſet ihn ſodenn
durch dieſes Loch zu denen Droſ-
ſeln, ſetzet ſie an einen kuͤhlen Ort,
und wendet ſie alle Tage fleißig
um.
Druͤcken,
Nennen die Jaͤger, wenn ſich ein
Haaſe oder ander Thier gantz auf
die Erde niederleget, und den
Kopf niederbuͤcket, um nicht geſe-
hen zu werden.
Druͤſen,
Sind an den Pferden Beulen
oder Geſchwuͤre, die ſie an der
Kehle (dahero auch dieſe Kranck-
heit von einigen die Kehlſucht ge-
nennet wird) und ſonſt an- und
neben dem Halſe bekommen, und
anfangen zu huſten, auch gleich-
ſam rotzig werden, daß ihnen der
Unrath zur Naſen heraus laͤufft-
Es
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