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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Cer
beraubet worden sind, wol so starck
und noch stärcker als ein zehen-
zwölff- oder funffzehenjähriger
Hirsch sind. Sonst hat ein Hirsch
einen doppelten Magen, wegen
seines Wiederkauens; an der Leber
aber ist keine Galle zu finden, hin-
gegen siehet sowel bey dem Hir-
schen, als dem Thiere, die Blume
oder Bürtzel (Schwantz) gantz
Gallen-grün aus, und ist eines
dergestalt bittern Geschmacks, daß
sie auch die Hunde nicht fressen
mögen, dahero sie auch von eini-
gen vor das Behältniß der Galle
gehalten wird. So ist auch das
Gescheide gantz bitter. Ein meh-
rers s. Hirsch.

Cerf, mal de cerf,

Jst eine Art eines Flusses, so
auf die Kinnbacken und untere
Theile des Vorder-Mauls eines
Pferds fällt, und solches verhin-
dert, daß es sein Futter nicht ge-
niessen kan, dieser Strauben-Fluß
nimmt auch zum öfftern die hin-
tern Theile der Schenckel ein.

Cerf d' ane,

Hirsch-Esel oder Pferde mit
Hirschklauen. Diese werden fol-
gender Gestalt erzielet: Man hält
einen grossen Jagdbaren Hirsch in
einem Thier-Garten, und darne-
ben eine mittelmäßige Stute, wel-
che erst zu Ende des Augusti foh-
let, die läßt man den Sommer
über zu dem Hirsch hinein lauffen,
und Tag und Nacht samt dem
Fohlen bey ihm bleiben, damit sie
einander gewohnen, sonsten aber
muß kein Thier dabey seyn; wann
dann nun die Beunst-Zeit herbey
kommet, und die Stute gefohlet
hat, so wird der Hirsch für Brunst
(dieweil er kein Wild haben kan)
die Stute besteigen, daß sie con-
[Spaltenumbruch]

Cha
cipiret, und dergleichen Hirsch-
Esel oder ein Pferd mit Hirsch-
klauen zur Welt bringet, welches
sehr flüchtige Thiere giebt, derglei-
chen in Engelland gezogen werden.

Cerodetos,

Hieß die von dem Marsya er-
fundene und mit Wachs zusam-
men gesetzte Pfeiffe.

Ceroma,

Eine aus Wachs und Oel berei-
tete Salbe, damit sich vor Zeiten
die Kämpfer salbeten.

Ces,

Könte man das mit einem b be-
zeichnete c füglich nennen, um es
von dem rechten h zu unterschei-
den.

Cetera Tedesca,

Jst ein mit zehn Saiten bezo-
genes Lauten-mäßiges Jnstru-
ment bey den Deutschen, dessen
Corpus etwas platt, und in der
Runde aus- und eingebogen ist, so
daß es wie eine Rose anzusehen
ist.

Chaconne, Ciacona,

Jst eigentlich ein Tantz und ein
Jnstrumental-Stück, dessen Baß-
Subjectum oder Thema gemeinig-
lich aus vier Tacten in Drey-
Vierteln bestehet, und, so lange
als die darüber gesetzte Variationes
oder Couplets währen, immer
obligat, das ist, unverändert blei-
bet. Es kan aber auch das The-
ma des Basses selbst diminuiret
und verändert, iedoch den Tacten
nach nicht verlängert werden, so
daß z. E. an stat voriger 4 Tacte
in der Veränderung 5 oder 6 dar-
aus gemacht würden. Auch in
Vocal-Sachen findet man zuwei-
len dergleichen Compositions-Art

ange-
Ritter-Lexic. L

[Spaltenumbruch]

Cer
beraubet worden ſind, wol ſo ſtarck
und noch ſtaͤrcker als ein zehen-
zwoͤlff- oder funffzehenjaͤhriger
Hirſch ſind. Sonſt hat ein Hirſch
einen doppelten Magen, wegen
ſeines Wiederkauens; an der Leber
aber iſt keine Galle zu finden, hin-
gegen ſiehet ſowel bey dem Hir-
ſchen, als dem Thiere, die Blume
oder Buͤrtzel (Schwantz) gantz
Gallen-gruͤn aus, und iſt eines
dergeſtalt bittern Geſchmacks, daß
ſie auch die Hunde nicht freſſen
moͤgen, dahero ſie auch von eini-
gen vor das Behaͤltniß der Galle
gehalten wird. So iſt auch das
Geſcheide gantz bitter. Ein meh-
rers ſ. Hirſch.

Cerf, mal de cerf,

Jſt eine Art eines Fluſſes, ſo
auf die Kinnbacken und untere
Theile des Vorder-Mauls eines
Pferds faͤllt, und ſolches verhin-
dert, daß es ſein Futter nicht ge-
nieſſen kan, dieſer Strauben-Fluß
nimmt auch zum oͤfftern die hin-
tern Theile der Schenckel ein.

Cerf d’ ane,

Hirſch-Eſel oder Pferde mit
Hirſchklauen. Dieſe werden fol-
gender Geſtalt erzielet: Man haͤlt
einen groſſen Jagdbaren Hirſch in
einem Thier-Garten, und darne-
ben eine mittelmaͤßige Stute, wel-
che erſt zu Ende des Auguſti foh-
let, die laͤßt man den Sommer
uͤber zu dem Hirſch hinein lauffen,
und Tag und Nacht ſamt dem
Fohlen bey ihm bleiben, damit ſie
einander gewohnen, ſonſten aber
muß kein Thier dabey ſeyn; wann
dann nun die Beunſt-Zeit herbey
kommet, und die Stute gefohlet
hat, ſo wird der Hirſch fuͤr Brunſt
(dieweil er kein Wild haben kan)
die Stute beſteigen, daß ſie con-
[Spaltenumbruch]

Cha
cipiret, und dergleichen Hirſch-
Eſel oder ein Pferd mit Hirſch-
klauen zur Welt bringet, welches
ſehr fluͤchtige Thiere giebt, derglei-
chen in Engelland gezogen werden.

Cerodetos,

Hieß die von dem Marſya er-
fundene und mit Wachs zuſam-
men geſetzte Pfeiffe.

Ceroma,

Eine aus Wachs und Oel berei-
tete Salbe, damit ſich vor Zeiten
die Kaͤmpfer ſalbeten.

Ces,

Koͤnte man das mit einem b be-
zeichnete c fuͤglich nennen, um es
von dem rechten h zu unterſchei-
den.

Cetera Tedeſca,

Jſt ein mit zehn Saiten bezo-
genes Lauten-maͤßiges Jnſtru-
ment bey den Deutſchen, deſſen
Corpus etwas platt, und in der
Runde aus- und eingebogen iſt, ſo
daß es wie eine Roſe anzuſehen
iſt.

Chaconne, Ciacona,

Jſt eigentlich ein Tantz und ein
Jnſtrumental-Stuͤck, deſſen Baß-
Subjectum oder Thema gemeinig-
lich aus vier Tacten in Drey-
Vierteln beſtehet, und, ſo lange
als die daruͤber geſetzte Variationes
oder Couplets waͤhren, immer
obligat, das iſt, unveraͤndert blei-
bet. Es kan aber auch das The-
ma des Baſſes ſelbſt diminuiret
und veraͤndert, iedoch den Tacten
nach nicht verlaͤngert werden, ſo
daß z. E. an ſtat voriger 4 Tacte
in der Veraͤnderung 5 oder 6 dar-
aus gemacht wuͤrden. Auch in
Vocal-Sachen findet man zuwei-
len dergleichen Compoſitions-Art

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Ritter-Lexic. L
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[0181] Cer Cha beraubet worden ſind, wol ſo ſtarck und noch ſtaͤrcker als ein zehen- zwoͤlff- oder funffzehenjaͤhriger Hirſch ſind. Sonſt hat ein Hirſch einen doppelten Magen, wegen ſeines Wiederkauens; an der Leber aber iſt keine Galle zu finden, hin- gegen ſiehet ſowel bey dem Hir- ſchen, als dem Thiere, die Blume oder Buͤrtzel (Schwantz) gantz Gallen-gruͤn aus, und iſt eines dergeſtalt bittern Geſchmacks, daß ſie auch die Hunde nicht freſſen moͤgen, dahero ſie auch von eini- gen vor das Behaͤltniß der Galle gehalten wird. So iſt auch das Geſcheide gantz bitter. Ein meh- rers ſ. Hirſch. Cerf, mal de cerf, Jſt eine Art eines Fluſſes, ſo auf die Kinnbacken und untere Theile des Vorder-Mauls eines Pferds faͤllt, und ſolches verhin- dert, daß es ſein Futter nicht ge- nieſſen kan, dieſer Strauben-Fluß nimmt auch zum oͤfftern die hin- tern Theile der Schenckel ein. Cerf d’ ane, Hirſch-Eſel oder Pferde mit Hirſchklauen. Dieſe werden fol- gender Geſtalt erzielet: Man haͤlt einen groſſen Jagdbaren Hirſch in einem Thier-Garten, und darne- ben eine mittelmaͤßige Stute, wel- che erſt zu Ende des Auguſti foh- let, die laͤßt man den Sommer uͤber zu dem Hirſch hinein lauffen, und Tag und Nacht ſamt dem Fohlen bey ihm bleiben, damit ſie einander gewohnen, ſonſten aber muß kein Thier dabey ſeyn; wann dann nun die Beunſt-Zeit herbey kommet, und die Stute gefohlet hat, ſo wird der Hirſch fuͤr Brunſt (dieweil er kein Wild haben kan) die Stute beſteigen, daß ſie con- cipiret, und dergleichen Hirſch- Eſel oder ein Pferd mit Hirſch- klauen zur Welt bringet, welches ſehr fluͤchtige Thiere giebt, derglei- chen in Engelland gezogen werden. Cerodetos, Hieß die von dem Marſya er- fundene und mit Wachs zuſam- men geſetzte Pfeiffe. Ceroma, Eine aus Wachs und Oel berei- tete Salbe, damit ſich vor Zeiten die Kaͤmpfer ſalbeten. Ces, Koͤnte man das mit einem b be- zeichnete c fuͤglich nennen, um es von dem rechten h zu unterſchei- den. Cetera Tedeſca, Jſt ein mit zehn Saiten bezo- genes Lauten-maͤßiges Jnſtru- ment bey den Deutſchen, deſſen Corpus etwas platt, und in der Runde aus- und eingebogen iſt, ſo daß es wie eine Roſe anzuſehen iſt. Chaconne, Ciacona, Jſt eigentlich ein Tantz und ein Jnſtrumental-Stuͤck, deſſen Baß- Subjectum oder Thema gemeinig- lich aus vier Tacten in Drey- Vierteln beſtehet, und, ſo lange als die daruͤber geſetzte Variationes oder Couplets waͤhren, immer obligat, das iſt, unveraͤndert blei- bet. Es kan aber auch das The- ma des Baſſes ſelbſt diminuiret und veraͤndert, iedoch den Tacten nach nicht verlaͤngert werden, ſo daß z. E. an ſtat voriger 4 Tacte in der Veraͤnderung 5 oder 6 dar- aus gemacht wuͤrden. Auch in Vocal-Sachen findet man zuwei- len dergleichen Compoſitions-Art ange- Ritter-Lexic. L

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/181>, abgerufen am 25.11.2024.