Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Cav tzen. 2) Wenn eine Arie, oder et-was anders, ungemein wohl aus- geführet, und nach Wunsche ge- lungen ist. Jn dem vollkomme- nen Capellmeister fol. 213 beschreibt sie Herr Mattheson also: Cavata ist eine besondere Gattung der Melodien; zu derselben gehören die Madrigale, Aufschrifften, Kling-Gedichte und dergleichen. Eine solche Cavata nun ist ein Ge- sang mit Jnstrumenten, der keine solche Eintheilungen, dabey aber einen weitern Begriff hat, als die Arien, und mehr auf eine scharf- sinnige Betrachtung, als einen starcken Affect siehet. Er fügt da- selbst ferner bey: die Leidenschaf- ten sind von der Cavata und dem Arioso nicht schlechterdings aus- geschlossen, sondern sind in diesen beyden Stücken nur nicht so aus- nehmend als in andern. Die Ca- vata will allemal eine reiche Be- gleitung haben, und kan unmög- lich in wenig Worten bestehen; ob sie gleich von Rechts wegen nur ei- nen eintzigen Satz oder Paragra- phum ausmachen solte. Sie muß was ausnehmendes, nicht nur in demjenigen Umstande aufweisen, daß sie vom Recitativ, vom Ario- so und von einer Arie unterschie- den ist, sondern auch darinnen, daß sie sehr wohl ausgearbeitet werde; welches sich bey einem kur- tzen Arioso gantz anders verhält. Hieher gehören demnach solche Sätze, die weder den Bezirck, noch die Eintheilung einer Aria haben, sich mit ihren Erwegungen weit über den gemeinen Recitativ erheben, und viel mehr als ein Arioso sagen wollen. Wegen der Jnstrumenten erinnert er, wenn man keine haben könne oder wol- le, so dürfe man nur dem unent- [Spaltenumbruch] Cav behrlichen Clavier bey einer Cava-ta was ausserordentliches zu thun geben; denn dieses Werckzeug müsse auch sonsten offt die Stelle aller andern vertreten. Endlich zeiget er auch an, wo man Cava- ten finde. Cavation, s. Caviren. Cavations-Finten, s. Finten. Cauda, s. Coda. Cavea, War in den Theatris, Amphi- Cavesson, Eine Art von einem Nasen- Ver-
[Spaltenumbruch] Cav tzen. 2) Wenn eine Arie, oder et-was anders, ungemein wohl aus- gefuͤhret, und nach Wunſche ge- lungen iſt. Jn dem vollkomme- nen Capellmeiſter fol. 213 beſchreibt ſie Herr Mattheſon alſo: Cavata iſt eine beſondere Gattung der Melodien; zu derſelben gehoͤren die Madrigale, Aufſchrifften, Kling-Gedichte und dergleichen. Eine ſolche Cavata nun iſt ein Ge- ſang mit Jnſtrumenten, der keine ſolche Eintheilungen, dabey aber einen weitern Begriff hat, als die Arien, und mehr auf eine ſcharf- ſinnige Betrachtung, als einen ſtarcken Affect ſiehet. Er fuͤgt da- ſelbſt ferner bey: die Leidenſchaf- ten ſind von der Cavata und dem Arioſo nicht ſchlechterdings aus- geſchloſſen, ſondern ſind in dieſen beyden Stuͤcken nur nicht ſo aus- nehmend als in andern. Die Ca- vata will allemal eine reiche Be- gleitung haben, und kan unmoͤg- lich in wenig Worten beſtehen; ob ſie gleich von Rechts wegen nur ei- nen eintzigen Satz oder Paragra- phum ausmachen ſolte. Sie muß was ausnehmendes, nicht nur in demjenigen Umſtande aufweiſen, daß ſie vom Recitativ, vom Ario- ſo und von einer Arie unterſchie- den iſt, ſondern auch darinnen, daß ſie ſehr wohl ausgearbeitet werde; welches ſich bey einem kur- tzen Arioſo gantz anders verhaͤlt. Hieher gehoͤren demnach ſolche Saͤtze, die weder den Bezirck, noch die Eintheilung einer Aria haben, ſich mit ihren Erwegungen weit uͤber den gemeinen Recitativ erheben, und viel mehr als ein Arioſo ſagen wollen. Wegen der Jnſtrumenten erinnert er, wenn man keine haben koͤnne oder wol- le, ſo duͤrfe man nur dem unent- [Spaltenumbruch] Cav behrlichen Clavier bey einer Cava-ta was auſſerordentliches zu thun geben; denn dieſes Werckzeug muͤſſe auch ſonſten offt die Stelle aller andern vertreten. Endlich zeiget er auch an, wo man Cava- ten finde. Cavation, ſ. Caviren. Cavations-Finten, ſ. Finten. Cauda, ſ. Coda. Cavea, War in den Theatris, Amphi- Caveſſon, Eine Art von einem Naſen- Ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0175"/><cb n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Cav</hi></hi></fw><lb/> tzen. 2) Wenn eine Arie, oder et-<lb/> was anders, ungemein wohl aus-<lb/> gefuͤhret, und nach Wunſche ge-<lb/> lungen iſt. Jn dem vollkomme-<lb/> nen Capellmeiſter fol. 213 beſchreibt<lb/> ſie Herr Mattheſon alſo: <hi rendition="#aq">Cavata</hi><lb/> iſt eine beſondere Gattung der<lb/> Melodien; zu derſelben gehoͤren<lb/> die Madrigale, Aufſchrifften,<lb/> Kling-Gedichte und dergleichen.<lb/> Eine ſolche <hi rendition="#aq">Cavata</hi> nun iſt ein Ge-<lb/> ſang mit Jnſtrumenten, der keine<lb/> ſolche Eintheilungen, dabey aber<lb/> einen weitern Begriff hat, als die<lb/> Arien, und mehr auf eine ſcharf-<lb/> ſinnige Betrachtung, als einen<lb/> ſtarcken Affect ſiehet. Er fuͤgt da-<lb/> ſelbſt ferner bey: die Leidenſchaf-<lb/> ten ſind von der <hi rendition="#aq">Cavata</hi> und dem<lb/><hi rendition="#aq">Arioſo</hi> nicht ſchlechterdings aus-<lb/> geſchloſſen, ſondern ſind in dieſen<lb/> beyden Stuͤcken nur nicht ſo aus-<lb/> nehmend als in andern. Die <hi rendition="#aq">Ca-<lb/> vata</hi> will allemal eine reiche Be-<lb/> gleitung haben, und kan unmoͤg-<lb/> lich in wenig Worten beſtehen; ob<lb/> ſie gleich von Rechts wegen nur ei-<lb/> nen eintzigen Satz oder Paragra-<lb/> phum ausmachen ſolte. Sie muß<lb/> was ausnehmendes, nicht nur in<lb/> demjenigen Umſtande aufweiſen,<lb/> daß ſie vom Recitativ, vom Ario-<lb/> ſo und von einer Arie unterſchie-<lb/> den iſt, ſondern auch darinnen,<lb/> daß ſie ſehr wohl ausgearbeitet<lb/> werde; welches ſich bey einem kur-<lb/> tzen Arioſo gantz anders verhaͤlt.<lb/> Hieher gehoͤren demnach ſolche<lb/> Saͤtze, die weder den Bezirck,<lb/> noch die Eintheilung einer Aria<lb/> haben, ſich mit ihren Erwegungen<lb/> weit uͤber den gemeinen Recitativ<lb/> erheben, und viel mehr als ein<lb/> Arioſo ſagen wollen. Wegen der<lb/> Jnſtrumenten erinnert er, wenn<lb/> man keine haben koͤnne oder wol-<lb/> le, ſo duͤrfe man nur dem unent-<lb/><cb n="310"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Cav</hi></hi></fw><lb/> behrlichen Clavier bey einer Cava-<lb/> ta was auſſerordentliches zu thun<lb/> geben; denn dieſes Werckzeug<lb/> muͤſſe auch ſonſten offt die Stelle<lb/> aller andern vertreten. Endlich<lb/> zeiget er auch an, wo man Cava-<lb/> ten finde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cavation,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">ſ. Caviren.</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cavations-</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Finten, ſ. Finten.</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cauda,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">ſ.</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Coda.</hi> </hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cavea,</hi> </hi> </head><lb/> <p>War in den <hi rendition="#aq">Theatris, Amphi-<lb/> theatris</hi> und auch <hi rendition="#aq">Circis</hi> der alten<lb/> Roͤmer die innere Faſſung ſolcher<lb/> Schau-Oerter, welche von unten<lb/> an immer weiter und weiter aus<lb/> einander lieff, und den Zuſchau-<lb/> ern eigentlich zu ihren Sitzen die-<lb/> nete. Sie heiſſet dem Nahmen<lb/> nach ſo viel als eine Grube, und<lb/> mag ſolche Benennung daher ent-<lb/> ſtanden ſeyn, daß, da zuerſt die<lb/> Comoͤdien und dergleichen Dinge<lb/> auf freyen Plaͤtzen geſpielet wur-<lb/> den, und mithin die Zuſchauer im<lb/> Kreiſe um die Spielenden herum<lb/> ſtunden, ſie zum theil, um deſto<lb/> beſſer vor denen Vorſtehenden ſe-<lb/> hen zu koͤnnen, Raſen zuſammen<lb/> getragen und auf ſolche getreten;<lb/> welche denn nachgehends, wenn<lb/> die Leute davon weg waren, eine<lb/> groſſe Grube vorſtelleten, und da<lb/> die <hi rendition="#aq">Theatra</hi> u. d. g. auch auf gleiche<lb/> Art gebauet worden, der Nahme<lb/> hernachmals auch geblieben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Caveſſon,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Eine Art von einem Naſen-<lb/> band, entweder von Eiſen, Leder<lb/> oder geflochtenen Stricken, wel-<lb/> ches man um die Naſe des Pfer-<lb/> des anlegt, und feſt ſchnal-<lb/> let, um ſolches dadurch zu zwin-<lb/> gen, den Hals und Kopf, (mit<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0175]
Cav
Cav
tzen. 2) Wenn eine Arie, oder et-
was anders, ungemein wohl aus-
gefuͤhret, und nach Wunſche ge-
lungen iſt. Jn dem vollkomme-
nen Capellmeiſter fol. 213 beſchreibt
ſie Herr Mattheſon alſo: Cavata
iſt eine beſondere Gattung der
Melodien; zu derſelben gehoͤren
die Madrigale, Aufſchrifften,
Kling-Gedichte und dergleichen.
Eine ſolche Cavata nun iſt ein Ge-
ſang mit Jnſtrumenten, der keine
ſolche Eintheilungen, dabey aber
einen weitern Begriff hat, als die
Arien, und mehr auf eine ſcharf-
ſinnige Betrachtung, als einen
ſtarcken Affect ſiehet. Er fuͤgt da-
ſelbſt ferner bey: die Leidenſchaf-
ten ſind von der Cavata und dem
Arioſo nicht ſchlechterdings aus-
geſchloſſen, ſondern ſind in dieſen
beyden Stuͤcken nur nicht ſo aus-
nehmend als in andern. Die Ca-
vata will allemal eine reiche Be-
gleitung haben, und kan unmoͤg-
lich in wenig Worten beſtehen; ob
ſie gleich von Rechts wegen nur ei-
nen eintzigen Satz oder Paragra-
phum ausmachen ſolte. Sie muß
was ausnehmendes, nicht nur in
demjenigen Umſtande aufweiſen,
daß ſie vom Recitativ, vom Ario-
ſo und von einer Arie unterſchie-
den iſt, ſondern auch darinnen,
daß ſie ſehr wohl ausgearbeitet
werde; welches ſich bey einem kur-
tzen Arioſo gantz anders verhaͤlt.
Hieher gehoͤren demnach ſolche
Saͤtze, die weder den Bezirck,
noch die Eintheilung einer Aria
haben, ſich mit ihren Erwegungen
weit uͤber den gemeinen Recitativ
erheben, und viel mehr als ein
Arioſo ſagen wollen. Wegen der
Jnſtrumenten erinnert er, wenn
man keine haben koͤnne oder wol-
le, ſo duͤrfe man nur dem unent-
behrlichen Clavier bey einer Cava-
ta was auſſerordentliches zu thun
geben; denn dieſes Werckzeug
muͤſſe auch ſonſten offt die Stelle
aller andern vertreten. Endlich
zeiget er auch an, wo man Cava-
ten finde.
Cavation, ſ. Caviren.
Cavations-Finten, ſ. Finten.
Cauda, ſ. Coda.
Cavea,
War in den Theatris, Amphi-
theatris und auch Circis der alten
Roͤmer die innere Faſſung ſolcher
Schau-Oerter, welche von unten
an immer weiter und weiter aus
einander lieff, und den Zuſchau-
ern eigentlich zu ihren Sitzen die-
nete. Sie heiſſet dem Nahmen
nach ſo viel als eine Grube, und
mag ſolche Benennung daher ent-
ſtanden ſeyn, daß, da zuerſt die
Comoͤdien und dergleichen Dinge
auf freyen Plaͤtzen geſpielet wur-
den, und mithin die Zuſchauer im
Kreiſe um die Spielenden herum
ſtunden, ſie zum theil, um deſto
beſſer vor denen Vorſtehenden ſe-
hen zu koͤnnen, Raſen zuſammen
getragen und auf ſolche getreten;
welche denn nachgehends, wenn
die Leute davon weg waren, eine
groſſe Grube vorſtelleten, und da
die Theatra u. d. g. auch auf gleiche
Art gebauet worden, der Nahme
hernachmals auch geblieben.
Caveſſon,
Eine Art von einem Naſen-
band, entweder von Eiſen, Leder
oder geflochtenen Stricken, wel-
ches man um die Naſe des Pfer-
des anlegt, und feſt ſchnal-
let, um ſolches dadurch zu zwin-
gen, den Hals und Kopf, (mit
Ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |