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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Cav
umkehren, und zu ihrem meist un-
vermutheten Ausgange sich legen.

Cavalcade,

Jst ein statlicher Ausritt, zur
Einholung und Begleitung vor-
nehmer Herren und Personen.

Cavalcadour,

Dieses Wort bedeutet den
Stallmeister, der in einem Kö-
niglichen Marstalle über die Be-
diente und Pferde zu befehlen hat;
Es bedeutet auch bey den Jtalie-
nern die Pastinen-Bereuter, wel-
che die aufgestellten wilden Fohlen
anreiten, und solche auf den
Gurt-Sattel austrottiren, und
thätig machen. V. Bardeille.

Cavalier,

Heißt eigentlich ein Reuter, ins-
gemein aber braucht man dieses
Wort von einem Edelmanne, wel-
cher entweder im Kriege oder
durch Hof-Dienste dem Lands-
Herrn und Vaterlande ersprießli-
che Dienste leistet, und wenn er
sich durch den ersten Weg vor an-
dern hervorgethan hat, so wird er
ein edler, tapferer Ritters-Mann
oder Ritter genennet. Seine ade-
liche Geburt verbindet ihn, den
Ruhm und Glantz seiner tapfern
und tugendhafften Vorfahren,
durch sein Verhalten nicht zu ver-
dunckeln, sondern in mehrers Lu-
stre
zu setzen. Und da ihm seine
edle Geburt vor denen vom Bür-
ger-Stande den Weg zu hohen
Kriegs- und Hof-Chargen bahnet,
so soll er sich hierzu auch geschickt
machen, und in seinen jungen
Jahren die Mittel nicht verabsäu-
men, welche ihn dazu führen.
Diese sind nun keine andere, als
Studia und die Ritterlichen Exer-
citia.
Von der Nothwendigkeit
[Spaltenumbruch]

Cav
der Studiorum ist schon oben
pag. 42 sq. unter Amousos etwas
beygebracht worden, es wird aber
noch mehr gesagt werden unter
dem Titel: Cavalierement studi-
ren. Daß aber die Ritterlichen
Exercitia einem von Adel unent-
behrlich seyn, zeiget der Nahme
selbst schon an. Sie heissen Exer-
citia equestria,
Ritterliche oder
Adeliche Uibungen, und sollen
folglich von den Adelichen geübet
werden. Die Tantz-Kunst ist das
erste, wodurch man an einem Men-
schen die daraus erlernte bonne
grace
und Geschicklichkeit im ersten
Anblick gewahr wird, sie macht,
daß man sich eine schöne Stellung
des Leibes, einen zierlichen Gang
und anmuthige Beugung ange-
wöhnet, und bey angestellten Frö-
lichkeiten seine Person wohl spie-
len könne; ja sie ist eine äusserli-
che Sitten-Schule, und thut den
andern Ritterlichen Uibungen die
Thüre auf und zu, und ist ihnen,
wo nicht mehr, doch eben so viel,
als die Philosophie den drey Fa-
cultäten der Gelehrsamkeit. Hier-
aus wird ein ieder so zu sagen mit
Händen greiffen, es sey einem jun-
gen Edelmann unumgänglich nö-
thig, eine so edle Kunst zu erler-
nen. Die Fecht-Kunst zu trei-
ben nöthiget die Bosheit der Men-
schen einen Cavalier, damit er nem-
lich im Stande sey, sich gegen die-
jenigen klüglich und vortheilhafft
zu wehren, welche ihn unbillig
angreiffen. Die Reit-Kunst leh-
ret ihn, wie er selbst geschickt zu
Pferde sitzen, und sich eines Pfer-
des sowol im Kriege, als auch zur
Parade, bey prächtigen Aufzügen,
bey öffentlichen Schau-Spielen
und andern Gelegenheiten klüglich
bedienen solle. Und da ein Cavalier

ur-

[Spaltenumbruch]

Cav
umkehren, und zu ihrem meiſt un-
vermutheten Ausgange ſich legen.

Cavalcade,

Jſt ein ſtatlicher Ausritt, zur
Einholung und Begleitung vor-
nehmer Herren und Perſonen.

Cavalcadour,

Dieſes Wort bedeutet den
Stallmeiſter, der in einem Koͤ-
niglichen Marſtalle uͤber die Be-
diente und Pferde zu befehlen hat;
Es bedeutet auch bey den Jtalie-
nern die Paſtinen-Bereuter, wel-
che die aufgeſtellten wilden Fohlen
anreiten, und ſolche auf den
Gurt-Sattel austrottiren, und
thaͤtig machen. V. Bardeille.

Cavalier,

Heißt eigentlich ein Reuter, ins-
gemein aber braucht man dieſes
Wort von einem Edelmanne, wel-
cher entweder im Kriege oder
durch Hof-Dienſte dem Lands-
Herrn und Vaterlande erſprießli-
che Dienſte leiſtet, und wenn er
ſich durch den erſten Weg vor an-
dern hervorgethan hat, ſo wird er
ein edler, tapferer Ritters-Mann
oder Ritter genennet. Seine ade-
liche Geburt verbindet ihn, den
Ruhm und Glantz ſeiner tapfern
und tugendhafften Vorfahren,
durch ſein Verhalten nicht zu ver-
dunckeln, ſondern in mehrers Lu-
ſtre
zu ſetzen. Und da ihm ſeine
edle Geburt vor denen vom Buͤr-
ger-Stande den Weg zu hohen
Kriegs- und Hof-Chargen bahnet,
ſo ſoll er ſich hierzu auch geſchickt
machen, und in ſeinen jungen
Jahren die Mittel nicht verabſaͤu-
men, welche ihn dazu fuͤhren.
Dieſe ſind nun keine andere, als
Studia und die Ritterlichen Exer-
citia.
Von der Nothwendigkeit
[Spaltenumbruch]

Cav
der Studiorum iſt ſchon oben
pag. 42 ſq. unter Ἄμοὐσος etwas
beygebracht worden, es wird aber
noch mehr geſagt werden unter
dem Titel: Cavalierement ſtudi-
ren. Daß aber die Ritterlichen
Exercitia einem von Adel unent-
behrlich ſeyn, zeiget der Nahme
ſelbſt ſchon an. Sie heiſſen Exer-
citia equeſtria,
Ritterliche oder
Adeliche Uibungen, und ſollen
folglich von den Adelichen geuͤbet
werden. Die Tantz-Kunſt iſt das
erſte, wodurch man an einem Men-
ſchen die daraus erlernte bonne
grace
und Geſchicklichkeit im erſten
Anblick gewahr wird, ſie macht,
daß man ſich eine ſchoͤne Stellung
des Leibes, einen zierlichen Gang
und anmuthige Beugung ange-
woͤhnet, und bey angeſtellten Froͤ-
lichkeiten ſeine Perſon wohl ſpie-
len koͤnne; ja ſie iſt eine aͤuſſerli-
che Sitten-Schule, und thut den
andern Ritterlichen Uibungen die
Thuͤre auf und zu, und iſt ihnen,
wo nicht mehr, doch eben ſo viel,
als die Philoſophie den drey Fa-
cultaͤten der Gelehrſamkeit. Hier-
aus wird ein ieder ſo zu ſagen mit
Haͤnden greiffen, es ſey einem jun-
gen Edelmann unumgaͤnglich noͤ-
thig, eine ſo edle Kunſt zu erler-
nen. Die Fecht-Kunſt zu trei-
ben noͤthiget die Bosheit der Men-
ſchen einen Cavalier, damit er nem-
lich im Stande ſey, ſich gegen die-
jenigen kluͤglich und vortheilhafft
zu wehren, welche ihn unbillig
angreiffen. Die Reit-Kunſt leh-
ret ihn, wie er ſelbſt geſchickt zu
Pferde ſitzen, und ſich eines Pfer-
des ſowol im Kriege, als auch zur
Parade, bey praͤchtigen Aufzuͤgen,
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[0172] Cav Cav umkehren, und zu ihrem meiſt un- vermutheten Ausgange ſich legen. Cavalcade, Jſt ein ſtatlicher Ausritt, zur Einholung und Begleitung vor- nehmer Herren und Perſonen. Cavalcadour, Dieſes Wort bedeutet den Stallmeiſter, der in einem Koͤ- niglichen Marſtalle uͤber die Be- diente und Pferde zu befehlen hat; Es bedeutet auch bey den Jtalie- nern die Paſtinen-Bereuter, wel- che die aufgeſtellten wilden Fohlen anreiten, und ſolche auf den Gurt-Sattel austrottiren, und thaͤtig machen. V. Bardeille. Cavalier, Heißt eigentlich ein Reuter, ins- gemein aber braucht man dieſes Wort von einem Edelmanne, wel- cher entweder im Kriege oder durch Hof-Dienſte dem Lands- Herrn und Vaterlande erſprießli- che Dienſte leiſtet, und wenn er ſich durch den erſten Weg vor an- dern hervorgethan hat, ſo wird er ein edler, tapferer Ritters-Mann oder Ritter genennet. Seine ade- liche Geburt verbindet ihn, den Ruhm und Glantz ſeiner tapfern und tugendhafften Vorfahren, durch ſein Verhalten nicht zu ver- dunckeln, ſondern in mehrers Lu- ſtre zu ſetzen. Und da ihm ſeine edle Geburt vor denen vom Buͤr- ger-Stande den Weg zu hohen Kriegs- und Hof-Chargen bahnet, ſo ſoll er ſich hierzu auch geſchickt machen, und in ſeinen jungen Jahren die Mittel nicht verabſaͤu- men, welche ihn dazu fuͤhren. Dieſe ſind nun keine andere, als Studia und die Ritterlichen Exer- citia. Von der Nothwendigkeit der Studiorum iſt ſchon oben pag. 42 ſq. unter Ἄμοὐσος etwas beygebracht worden, es wird aber noch mehr geſagt werden unter dem Titel: Cavalierement ſtudi- ren. Daß aber die Ritterlichen Exercitia einem von Adel unent- behrlich ſeyn, zeiget der Nahme ſelbſt ſchon an. Sie heiſſen Exer- citia equeſtria, Ritterliche oder Adeliche Uibungen, und ſollen folglich von den Adelichen geuͤbet werden. Die Tantz-Kunſt iſt das erſte, wodurch man an einem Men- ſchen die daraus erlernte bonne grace und Geſchicklichkeit im erſten Anblick gewahr wird, ſie macht, daß man ſich eine ſchoͤne Stellung des Leibes, einen zierlichen Gang und anmuthige Beugung ange- woͤhnet, und bey angeſtellten Froͤ- lichkeiten ſeine Perſon wohl ſpie- len koͤnne; ja ſie iſt eine aͤuſſerli- che Sitten-Schule, und thut den andern Ritterlichen Uibungen die Thuͤre auf und zu, und iſt ihnen, wo nicht mehr, doch eben ſo viel, als die Philoſophie den drey Fa- cultaͤten der Gelehrſamkeit. Hier- aus wird ein ieder ſo zu ſagen mit Haͤnden greiffen, es ſey einem jun- gen Edelmann unumgaͤnglich noͤ- thig, eine ſo edle Kunſt zu erler- nen. Die Fecht-Kunſt zu trei- ben noͤthiget die Bosheit der Men- ſchen einen Cavalier, damit er nem- lich im Stande ſey, ſich gegen die- jenigen kluͤglich und vortheilhafft zu wehren, welche ihn unbillig angreiffen. Die Reit-Kunſt leh- ret ihn, wie er ſelbſt geſchickt zu Pferde ſitzen, und ſich eines Pfer- des ſowol im Kriege, als auch zur Parade, bey praͤchtigen Aufzuͤgen, bey oͤffentlichen Schau-Spielen und andern Gelegenheiten kluͤglich bedienen ſolle. Und da ein Cavalier ur-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/172>, abgerufen am 21.11.2024.