Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Cap Cap de More, cheval cap de More, Heißt ein Roth-Schimmel, der Capelet, Jst eine harte Geschwulst, so am Capella, s. Chapelle. Capell-Meister, Jst an grosser Herren Höfen ei- Cap lehrten Wissenschafften, Vernunfft-Lehre, Sitten-Lehre etc. nicht be- sässe. Jn der Dichtkunst und de- ren Grundsätzen soll er wohl be- wandert seyn, und zulänglichen Unterricht von allen Vers-Arten haben, und dafern er ja auf den Nothfall nicht selbst ein gut Ge- dicht machen könte, dennoch einen solchen Poetischen Geschmack besi- tzen, daß er ein musicalisches Ge- dicht gründlich zu beurtheilen, klüglich zu wehlen, und dem in der Music unerfahrnen Dichter, der ihm den Text zu einem Sing-Ge- dichte verfertigen soll, zu recht zu weisen wisse. Nebst einem guten Naturell soll er Lust und Liebe zur Music, und unermüdete Arbeit und ämsigen Fleiß in seinen musi- calischen Verrichtungen bezeigen, und sich sonderlich im Schreiben und Setzen beständig üben. Die Pflege der menschlichen Stimme soll er seiner Untergebenen halber fleißig untersuchen. Jn der Sin- ge-Kunst soll er wohl erfahren, und entweder selbst ein guter Sänger seyn, oder da ihm die Stimme fehlet, doch wenigstens die Natur und das rechte Wesen des Singens aus dem Grunde verstehen, weil er ausser diesen kei- ne verständliche, deutliche und nachdrückliche Melodie zu setzen vermag. Auf den Jnstrumenten oder Klinge-Zeugen, vornehmlich auf den gebräuchlichsten, soll er Schul-Recht machen können, oder dieselbe soferne in seiner Gewalt haben, daß er deren Stärcke und Schwäche vollkommen kenne; das Clavier, als das besondere Com- ponisten-Werckzeug, soll ihm als sein Haupt-Jnstrument stets bey der Hand seyn. Weil der Music Endzweck nebst dem Lobe Gottes, die
[Spaltenumbruch]
Cap Cap de More, cheval cap de More, Heißt ein Roth-Schimmel, der Capelet, Jſt eine harte Geſchwulſt, ſo am Capella, ſ. Chapelle. Capell-Meiſter, Jſt an groſſer Herren Hoͤfen ei- Cap lehrten Wiſſenſchafften, Vernunfft-Lehre, Sitten-Lehre ꝛc. nicht be- ſaͤſſe. Jn der Dichtkunſt und de- ren Grundſaͤtzen ſoll er wohl be- wandert ſeyn, und zulaͤnglichen Unterricht von allen Vers-Arten haben, und dafern er ja auf den Nothfall nicht ſelbſt ein gut Ge- dicht machen koͤnte, dennoch einen ſolchen Poetiſchen Geſchmack beſi- tzen, daß er ein muſicaliſches Ge- dicht gruͤndlich zu beurtheilen, kluͤglich zu wehlen, und dem in der Muſic unerfahrnen Dichter, der ihm den Text zu einem Sing-Ge- dichte verfertigen ſoll, zu recht zu weiſen wiſſe. Nebſt einem guten Naturell ſoll er Luſt und Liebe zur Muſic, und unermuͤdete Arbeit und aͤmſigen Fleiß in ſeinen muſi- caliſchen Verrichtungen bezeigen, und ſich ſonderlich im Schreiben und Setzen beſtaͤndig uͤben. Die Pflege der menſchlichen Stimme ſoll er ſeiner Untergebenen halber fleißig unterſuchen. Jn der Sin- ge-Kunſt ſoll er wohl erfahren, und entweder ſelbſt ein guter Saͤnger ſeyn, oder da ihm die Stimme fehlet, doch wenigſtens die Natur und das rechte Weſen des Singens aus dem Grunde verſtehen, weil er auſſer dieſen kei- ne verſtaͤndliche, deutliche und nachdruͤckliche Melodie zu ſetzen vermag. Auf den Jnſtrumenten oder Klinge-Zeugen, vornehmlich auf den gebraͤuchlichſten, ſoll er Schul-Recht machen koͤnnen, oder dieſelbe ſoferne in ſeiner Gewalt haben, daß er deren Staͤrcke und Schwaͤche vollkommen kenne; das Clavier, als das beſondere Com- poniſten-Werckzeug, ſoll ihm als ſein Haupt-Jnſtrument ſtets bey der Hand ſeyn. Weil der Muſic Endzweck nebſt dem Lobe Gottes, die
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Cap
Cap
Cap de More, cheval cap
de More,
Heißt ein Roth-Schimmel, der
uͤber ſeine roth und weiß vermiſch-
ten Haare den Kopff und Maͤhne
ſchwartz hat. V. Rouan.
Capelet,
Jſt eine harte Geſchwulſt, ſo am
aͤuſſerſten hintern Knie eines hal-
ben Spiel-Ballens groß erſcheinet,
und die Pferde ſteiff, auch wol gar
hinckend macht.
Capella, ſ. Chapelle.
Capell-Meiſter,
Jſt an groſſer Herren Hoͤfen ei-
ne Perſon, welche die oberſte Ver-
ordnung in muſicaliſchen Sachen
hat, und der Muſic-Geſellſchafft
des Hofes vorgeſetzt iſt, und ſie re-
gieren ſoll. Von einem ſolchen
Manne wird erfodert, daß er der
Lateiniſchen und zur Noth auch
Griechiſchen Sprache in ſo weit
maͤchtig ſey, damit er die in ſolchen
Sprachen von ſeiner Kunſt ge-
ſchriebenen Buͤcher leſen und ver-
ſtehen koͤnne: Jn der Frantzoͤſi-
ſchen und Jtalieniſchen Sprache
aber ſoll er dergeſtalt bewandert
ſeyn, daß er ſie als ein Hofmann
nicht nur perfect reden, ſondern
auch gluͤcklich und geſchickt uͤberſe-
tzen koͤnne; er ſoll auch die Proſo-
die dieſer Sprachen ſich bekandt
gemacht haben, weil ſie, vornem-
lich aber die Welſche, in groſſer
Herren Gemaͤchern und bey Schau-
ſpielen in der Muſic faſt taͤglich
vorkommen. Da die Muſic ſein
Metier iſt, ſo wuͤrde es ihm uͤbel
anſtehen, wenn er in den Geſchich-
ten der Muſic unerfahren waͤre;
gleichwie er uͤberhaupt einen
ſchlechten Helden in ſeiner Kunſt
vorſtellen wuͤrde, wenn er die ge-
lehrten Wiſſenſchafften, Vernunfft-
Lehre, Sitten-Lehre ꝛc. nicht be-
ſaͤſſe. Jn der Dichtkunſt und de-
ren Grundſaͤtzen ſoll er wohl be-
wandert ſeyn, und zulaͤnglichen
Unterricht von allen Vers-Arten
haben, und dafern er ja auf den
Nothfall nicht ſelbſt ein gut Ge-
dicht machen koͤnte, dennoch einen
ſolchen Poetiſchen Geſchmack beſi-
tzen, daß er ein muſicaliſches Ge-
dicht gruͤndlich zu beurtheilen,
kluͤglich zu wehlen, und dem in der
Muſic unerfahrnen Dichter, der
ihm den Text zu einem Sing-Ge-
dichte verfertigen ſoll, zu recht zu
weiſen wiſſe. Nebſt einem guten
Naturell ſoll er Luſt und Liebe zur
Muſic, und unermuͤdete Arbeit
und aͤmſigen Fleiß in ſeinen muſi-
caliſchen Verrichtungen bezeigen,
und ſich ſonderlich im Schreiben
und Setzen beſtaͤndig uͤben. Die
Pflege der menſchlichen Stimme
ſoll er ſeiner Untergebenen halber
fleißig unterſuchen. Jn der Sin-
ge-Kunſt ſoll er wohl erfahren,
und entweder ſelbſt ein guter
Saͤnger ſeyn, oder da ihm die
Stimme fehlet, doch wenigſtens
die Natur und das rechte Weſen
des Singens aus dem Grunde
verſtehen, weil er auſſer dieſen kei-
ne verſtaͤndliche, deutliche und
nachdruͤckliche Melodie zu ſetzen
vermag. Auf den Jnſtrumenten
oder Klinge-Zeugen, vornehmlich
auf den gebraͤuchlichſten, ſoll er
Schul-Recht machen koͤnnen, oder
dieſelbe ſoferne in ſeiner Gewalt
haben, daß er deren Staͤrcke und
Schwaͤche vollkommen kenne; das
Clavier, als das beſondere Com-
poniſten-Werckzeug, ſoll ihm als
ſein Haupt-Jnſtrument ſtets bey
der Hand ſeyn. Weil der Muſic
Endzweck nebſt dem Lobe Gottes,
die
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