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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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ändernd auf die Reitzbarkeit und auf die Thä-
tigkeit der Bildungskraft wirken, und zwar vor-
züglich oder ausschliesslich auf die Reitzbarkeit
und Bildungskraft einzelner, für jede Art von
Gemüthsbewegung verschiedener Organe. Dieses
ist das allgemeine Gesetz, nach welchem alles
Wirken des denkenden Ichs auf den Organismus
geschieht.

Als Reitz wirkt der Wille auf ähnliche Art
wie alle übrige Irritamente. Doch besitzt er
das, keinem äussern chemischen oder mechani-
schen Reitz eigene Vermögen, die ihm unterwor-
fenen Muskeln in einem bestimmten Grade von
Zusammenziehung r) zu erhalten. Nur gewisse
innere Reitze wirken auf ähnliche Weise im Te-
tanus und der Catalepsie.

Alles willkührliche Wirken auf den Organis-
mus findet nur da statt, wo das Resultat des-
selben als etwas Objektives durch die äussern
Sinne zum Bewusstseyn gelangt. Auf Verände-
rungen, die blos subjektiv und nicht Gegen-
stände der äussern Sinne sind, hat zwar der

Wille
r) Force de situation fixe des molecules des fibres
musculaires vivantes von Barthez (Nouveaux Ele-
ments de la science de l'homme. T. I. p. 77.) ge-
nannt.
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ändernd auf die Reitzbarkeit und auf die Thä-
tigkeit der Bildungskraft wirken, und zwar vor-
züglich oder ausschlieſslich auf die Reitzbarkeit
und Bildungskraft einzelner, für jede Art von
Gemüthsbewegung verschiedener Organe. Dieses
ist das allgemeine Gesetz, nach welchem alles
Wirken des denkenden Ichs auf den Organismus
geschieht.

Als Reitz wirkt der Wille auf ähnliche Art
wie alle übrige Irritamente. Doch besitzt er
das, keinem äuſsern chemischen oder mechani-
schen Reitz eigene Vermögen, die ihm unterwor-
fenen Muskeln in einem bestimmten Grade von
Zusammenziehung r) zu erhalten. Nur gewisse
innere Reitze wirken auf ähnliche Weise im Te-
tanus und der Catalepsie.

Alles willkührliche Wirken auf den Organis-
mus findet nur da statt, wo das Resultat des-
selben als etwas Objektives durch die äuſsern
Sinne zum Bewuſstseyn gelangt. Auf Verände-
rungen, die blos subjektiv und nicht Gegen-
stände der äuſsern Sinne sind, hat zwar der

Wille
r) Force de situation fixe des molécules des fibres
musculaires vivantes von Barthez (Nouveaux Elé-
ments de la science de l’homme. T. I. p. 77.) ge-
nannt.
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[57/0069] ändernd auf die Reitzbarkeit und auf die Thä- tigkeit der Bildungskraft wirken, und zwar vor- züglich oder ausschlieſslich auf die Reitzbarkeit und Bildungskraft einzelner, für jede Art von Gemüthsbewegung verschiedener Organe. Dieses ist das allgemeine Gesetz, nach welchem alles Wirken des denkenden Ichs auf den Organismus geschieht. Als Reitz wirkt der Wille auf ähnliche Art wie alle übrige Irritamente. Doch besitzt er das, keinem äuſsern chemischen oder mechani- schen Reitz eigene Vermögen, die ihm unterwor- fenen Muskeln in einem bestimmten Grade von Zusammenziehung r) zu erhalten. Nur gewisse innere Reitze wirken auf ähnliche Weise im Te- tanus und der Catalepsie. Alles willkührliche Wirken auf den Organis- mus findet nur da statt, wo das Resultat des- selben als etwas Objektives durch die äuſsern Sinne zum Bewuſstseyn gelangt. Auf Verände- rungen, die blos subjektiv und nicht Gegen- stände der äuſsern Sinne sind, hat zwar der Wille r) Force de situation fixe des molécules des fibres musculaires vivantes von Barthez (Nouveaux Elé- ments de la science de l’homme. T. I. p. 77.) ge- nannt. D 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/69>, abgerufen am 03.05.2024.