den zweyten Einwurf ist, dass nur die freyen Enden der Ciliarfortsätze vom Lichte erreicht zu werden brauchen, und auch diese nur von den, unter sehr schiefen Winkeln durch die Pupille gehenden Strahlen, um die Verengerung der letztern hervorzubringen. Einen solchen Zutritt des Lichts zu denselben wird aber Nie- mand, der den Bau des Auges und die Gesetze der Verbreitung des Lichts kennt, bezweifeln können. Die Erfahrung, von welcher der dritte Einwurf hergenommen ist, beweist blos, dass die Regenbogenhäute beyder Augen in ge- nauer Sympathie stehen, und dass die Ciliar- nerven eines amaurotischen Auges, dessen Pu- pille sich nicht anders als gemeinschaftlich mit dem Stern des gesunden Auges verengert, an der Krankheit des Sehenerven jenes erstern in der Unempfänglichkeit für den Eindruck des Lichts mit Theil genommen haben muss. Das Weitere hierbey erklärt sich eben so befriedi- gend bey unserer Meinung aus der analogen Thatsache, dass in gelähmten Gliedern die Em- pfänglichkeit für äussere Reitze verloren ge- gangen seyn kann, während Eindrücke des Sensorium fortwährend auf sie wirken, als aus der gegenseitigen Hypothese. Einige andere, gegen jene Meinung erhobene Einwürfe übrigens treffen nur die Art, wie ich sie in dem er- wähnten frühern Aufsatze vorgetragen habe,
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den zweyten Einwurf ist, daſs nur die freyen Enden der Ciliarfortsätze vom Lichte erreicht zu werden brauchen, und auch diese nur von den, unter sehr schiefen Winkeln durch die Pupille gehenden Strahlen, um die Verengerung der letztern hervorzubringen. Einen solchen Zutritt des Lichts zu denselben wird aber Nie- mand, der den Bau des Auges und die Gesetze der Verbreitung des Lichts kennt, bezweifeln können. Die Erfahrung, von welcher der dritte Einwurf hergenommen ist, beweist blos, daſs die Regenbogenhäute beyder Augen in ge- nauer Sympathie stehen, und daſs die Ciliar- nerven eines amaurotischen Auges, dessen Pu- pille sich nicht anders als gemeinschaftlich mit dem Stern des gesunden Auges verengert, an der Krankheit des Sehenerven jenes erstern in der Unempfänglichkeit für den Eindruck des Lichts mit Theil genommen haben muſs. Das Weitere hierbey erklärt sich eben so befriedi- gend bey unserer Meinung aus der analogen Thatsache, daſs in gelähmten Gliedern die Em- pfänglichkeit für äuſsere Reitze verloren ge- gangen seyn kann, während Eindrücke des Sensorium fortwährend auf sie wirken, als aus der gegenseitigen Hypothese. Einige andere, gegen jene Meinung erhobene Einwürfe übrigens treffen nur die Art, wie ich sie in dem er- wähnten frühern Aufsatze vorgetragen habe,
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den zweyten Einwurf ist, daſs nur die freyen
Enden der Ciliarfortsätze vom Lichte erreicht
zu werden brauchen, und auch diese nur von
den, unter sehr schiefen Winkeln durch die
Pupille gehenden Strahlen, um die Verengerung
der letztern hervorzubringen. Einen solchen
Zutritt des Lichts zu denselben wird aber Nie-
mand, der den Bau des Auges und die Gesetze
der Verbreitung des Lichts kennt, bezweifeln
können. Die Erfahrung, von welcher der dritte
Einwurf hergenommen ist, beweist blos, daſs
die Regenbogenhäute beyder Augen in ge-
nauer Sympathie stehen, und daſs die Ciliar-
nerven eines amaurotischen Auges, dessen Pu-
pille sich nicht anders als gemeinschaftlich mit
dem Stern des gesunden Auges verengert, an
der Krankheit des Sehenerven jenes erstern in
der Unempfänglichkeit für den Eindruck des
Lichts mit Theil genommen haben muſs. Das
Weitere hierbey erklärt sich eben so befriedi-
gend bey unserer Meinung aus der analogen
Thatsache, daſs in gelähmten Gliedern die Em-
pfänglichkeit für äuſsere Reitze verloren ge-
gangen seyn kann, während Eindrücke des
Sensorium fortwährend auf sie wirken, als aus
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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