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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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ob nicht die Iris einiger Fische ebenfalls einige
Beweglichkeit hat *).

Ausser dem Lichte wirken auf die Iris auch
Gemüthsbewegungen, chemische Einflüsse und
andere, das Nervensystem erregende Agentien.
Die Abhängigkeit ihres Zusammenziehungsver-
mögens von Gemüthsbewegungen ist vorzüglich
sichtbar bey den Vögeln, wo sie überhaupt eine
grosse Beweglichkeit hat. Dass sie, wie man
gesagt hat, bey diesen Thieren unter der Herr-
schaft der Willkühr stehe, ist eine unbewiesene
und unerweisliche Behauptung. Dass sie sich
aber bey einerley Lichte bald verengert, bald
erweitert, je nachdem Furcht, Schrecken, Zorn
u. s. w. auf den Vogel Einfluss haben, lässt sich
vorzüglich bey Papageyen leicht beobachten.
Eben diese Ursachen wirken auf sie auch bey
dem Menschen und den Säugthieren. Fonta-

na
*) Haller (A. a. O. (m)) citirt eine Stelle aus Redi's
Esper. (p. 28.), nach welcher sich beym Zitterrochen
die Pupille zusammenziehen soll. In der Lateini-
schen Uebersetzung dieses Werks (Experimenta circa
varias res naturales. Amstel. 1685.) finde ich zwar
gesagt, dass die Pupille des Zitterrochens sich
schliesse, wenn der convexe Theil der Iris in den
Ausschnitt derselben tritt, nicht aber, dass Redi das
Schliessen wirklich am lebenden Fisch beobachtet
hat.

ob nicht die Iris einiger Fische ebenfalls einige
Beweglichkeit hat *).

Auſser dem Lichte wirken auf die Iris auch
Gemüthsbewegungen, chemische Einflüsse und
andere, das Nervensystem erregende Agentien.
Die Abhängigkeit ihres Zusammenziehungsver-
mögens von Gemüthsbewegungen ist vorzüglich
sichtbar bey den Vögeln, wo sie überhaupt eine
groſse Beweglichkeit hat. Daſs sie, wie man
gesagt hat, bey diesen Thieren unter der Herr-
schaft der Willkühr stehe, ist eine unbewiesene
und unerweisliche Behauptung. Daſs sie sich
aber bey einerley Lichte bald verengert, bald
erweitert, je nachdem Furcht, Schrecken, Zorn
u. s. w. auf den Vogel Einfluſs haben, läſst sich
vorzüglich bey Papageyen leicht beobachten.
Eben diese Ursachen wirken auf sie auch bey
dem Menschen und den Säugthieren. Fonta-

na
*) Haller (A. a. O. (m)) citirt eine Stelle aus Redi’s
Esper. (p. 28.), nach welcher sich beym Zitterrochen
die Pupille zusammenziehen soll. In der Lateini-
schen Uebersetzung dieses Werks (Experimenta circa
varias res naturales. Amstel. 1685.) finde ich zwar
gesagt, daſs die Pupille des Zitterrochens sich
schlieſse, wenn der convexe Theil der Iris in den
Ausschnitt derselben tritt, nicht aber, daſs Redi das
Schlieſsen wirklich am lebenden Fisch beobachtet
hat.
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[472/0494] ob nicht die Iris einiger Fische ebenfalls einige Beweglichkeit hat *). Auſser dem Lichte wirken auf die Iris auch Gemüthsbewegungen, chemische Einflüsse und andere, das Nervensystem erregende Agentien. Die Abhängigkeit ihres Zusammenziehungsver- mögens von Gemüthsbewegungen ist vorzüglich sichtbar bey den Vögeln, wo sie überhaupt eine groſse Beweglichkeit hat. Daſs sie, wie man gesagt hat, bey diesen Thieren unter der Herr- schaft der Willkühr stehe, ist eine unbewiesene und unerweisliche Behauptung. Daſs sie sich aber bey einerley Lichte bald verengert, bald erweitert, je nachdem Furcht, Schrecken, Zorn u. s. w. auf den Vogel Einfluſs haben, läſst sich vorzüglich bey Papageyen leicht beobachten. Eben diese Ursachen wirken auf sie auch bey dem Menschen und den Säugthieren. Fonta- na *) Haller (A. a. O. (m)) citirt eine Stelle aus Redi’s Esper. (p. 28.), nach welcher sich beym Zitterrochen die Pupille zusammenziehen soll. In der Lateini- schen Uebersetzung dieses Werks (Experimenta circa varias res naturales. Amstel. 1685.) finde ich zwar gesagt, daſs die Pupille des Zitterrochens sich schlieſse, wenn der convexe Theil der Iris in den Ausschnitt derselben tritt, nicht aber, daſs Redi das Schlieſsen wirklich am lebenden Fisch beobachtet hat.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/494>, abgerufen am 20.05.2024.