Linse ist, womit der Grad des Fern- und Nahesehens in Verhältniss steht, dass aber auch viele Ausnahmen hiervon sind, in welchen sich dieser Grad als eben so abhängig von der hintern Krümmung der Linse und der Convexi- tät der Cornea zeigt, oder wo die Dichtigkeit und Mischung der Feuchtigkeiten des Auges einen nicht weniger grossen Antheil, als die Formen der festen Theile desselben, an der Brechung der Strahlen haben müssen. Jene Zahlen können nicht auf mathematische Ge- nauigkeit Anspruch machen. Wer mit den Schwierigkeiten der Ausmessung des innern Auges einigermaassen bekannt ist, und bedenkt, dass man die meisten Thiere zu dergleichen Untersuchungen nehmen muss, wie sie der Zufall giebt, wird eine solche auch nicht er- warten. Zu Vergleichungen, um allgemeine Resultate zu ziehen, bedarf es ihrer aber auch nicht. Indess habe ich keine Messungen mit aufgenommen, in deren Richtigkeit ich Miss- trauen zu setzen Ursache hatte *).
Die
*) So fand ich z. B. Sömmerring's Ausmessung des Schwanenauges von der meinigen so abweichend, dass ich beyde unterdrücken zu müssen geglaubt habe. Petit's Ausmessungen (in den Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. A. 1730. p. 4. der Octav-Ausg.) scheinen mir meist genau. A. Monro's Einwurf ge-
gen
Linse ist, womit der Grad des Fern- und Nahesehens in Verhältniſs steht, daſs aber auch viele Ausnahmen hiervon sind, in welchen sich dieser Grad als eben so abhängig von der hintern Krümmung der Linse und der Convexi- tät der Cornea zeigt, oder wo die Dichtigkeit und Mischung der Feuchtigkeiten des Auges einen nicht weniger groſsen Antheil, als die Formen der festen Theile desselben, an der Brechung der Strahlen haben müssen. Jene Zahlen können nicht auf mathematische Ge- nauigkeit Anspruch machen. Wer mit den Schwierigkeiten der Ausmessung des innern Auges einigermaaſsen bekannt ist, und bedenkt, daſs man die meisten Thiere zu dergleichen Untersuchungen nehmen muſs, wie sie der Zufall giebt, wird eine solche auch nicht er- warten. Zu Vergleichungen, um allgemeine Resultate zu ziehen, bedarf es ihrer aber auch nicht. Indeſs habe ich keine Messungen mit aufgenommen, in deren Richtigkeit ich Miſs- trauen zu setzen Ursache hatte *).
Die
*) So fand ich z. B. Sömmerring’s Ausmessung des Schwanenauges von der meinigen so abweichend, daſs ich beyde unterdrücken zu müssen geglaubt habe. Petit’s Ausmessungen (in den Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1730. p. 4. der Octav-Ausg.) scheinen mir meist genau. A. Monro’s Einwurf ge-
gen
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Linse ist, womit der Grad des Fern- und
Nahesehens in Verhältniſs steht, daſs aber auch
viele Ausnahmen hiervon sind, in welchen sich
dieser Grad als eben so abhängig von der
hintern Krümmung der Linse und der Convexi-
tät der Cornea zeigt, oder wo die Dichtigkeit
und Mischung der Feuchtigkeiten des Auges
einen nicht weniger groſsen Antheil, als die
Formen der festen Theile desselben, an der
Brechung der Strahlen haben müssen. Jene
Zahlen können nicht auf mathematische Ge-
nauigkeit Anspruch machen. Wer mit den
Schwierigkeiten der Ausmessung des innern
Auges einigermaaſsen bekannt ist, und bedenkt,
daſs man die meisten Thiere zu dergleichen
Untersuchungen nehmen muſs, wie sie der
Zufall giebt, wird eine solche auch nicht er-
warten. Zu Vergleichungen, um allgemeine
Resultate zu ziehen, bedarf es ihrer aber auch
nicht. Indeſs habe ich keine Messungen mit
aufgenommen, in deren Richtigkeit ich Miſs-
trauen zu setzen Ursache hatte *).
Die
*) So fand ich z. B. Sömmerring’s Ausmessung des
Schwanenauges von der meinigen so abweichend,
daſs ich beyde unterdrücken zu müssen geglaubt
habe. Petit’s Ausmessungen (in den Mém. de l’Acad.
des sc. de Paris. A. 1730. p. 4. der Octav-Ausg.)
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/482>, abgerufen am 26.11.2024.
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