len dieser Art, die bisjetzt aufgezeichnet sind, erstreckte sich aber der Mangel an Unterschei- dungsvermögen nur auf gewisse Farben. Das Auge sahe nur Blau, Gelb und zuweilen auch Roth auf ähnliche Art wie ein gesundes Auge. Alle übrige Farben erschienen als Abänderungen oder Abstufungen von diesen. In dem einen der beyden Fälle, die Nichols beschrieben hat, erkannte ein eilfjähriger Knabe durch ein Prisma nur drey Farben: Roth, Gelb und Purpur. In dem andern erschien einem Manne von neun und vierzig Jahren der Regenbogen als eine Mischung von Gelb und Blau; die Mitte war ihm gelb; gegen die Ränder zu sahe er ihn blau. In den meisten dieser Beyspiele war die unvollkommene Beschaffenheit des Gesichts ein Familienfehler.
Unter den räumlichen Verhältnissen der Körper sind die Grösse, Gestalt, Lage, Entfer- nung und Bewegung derselben begriffen. Wir sehen diese Attribute der Körper als Attribute derselben; aber wir erkennen sie als Verhältnisse nur, indem wir sie zugleich auf unsere übrige Sinne, besonders auf den des Getastes, bezie- hen. Dieses Beziehen geschieht durch Urtheile, jedoch durch Urtheile, die Resultate eines ange- bohrnen, bewusstlos und bey allen Individuen auf gleiche Art wirkenden Vermögens sind.
Der
len dieser Art, die bisjetzt aufgezeichnet sind, erstreckte sich aber der Mangel an Unterschei- dungsvermögen nur auf gewisse Farben. Das Auge sahe nur Blau, Gelb und zuweilen auch Roth auf ähnliche Art wie ein gesundes Auge. Alle übrige Farben erschienen als Abänderungen oder Abstufungen von diesen. In dem einen der beyden Fälle, die Nichols beschrieben hat, erkannte ein eilfjähriger Knabe durch ein Prisma nur drey Farben: Roth, Gelb und Purpur. In dem andern erschien einem Manne von neun und vierzig Jahren der Regenbogen als eine Mischung von Gelb und Blau; die Mitte war ihm gelb; gegen die Ränder zu sahe er ihn blau. In den meisten dieser Beyspiele war die unvollkommene Beschaffenheit des Gesichts ein Familienfehler.
Unter den räumlichen Verhältnissen der Körper sind die Gröſse, Gestalt, Lage, Entfer- nung und Bewegung derselben begriffen. Wir sehen diese Attribute der Körper als Attribute derselben; aber wir erkennen sie als Verhältnisse nur, indem wir sie zugleich auf unsere übrige Sinne, besonders auf den des Getastes, bezie- hen. Dieses Beziehen geschieht durch Urtheile, jedoch durch Urtheile, die Resultate eines ange- bohrnen, bewuſstlos und bey allen Individuen auf gleiche Art wirkenden Vermögens sind.
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len dieser Art, die bisjetzt aufgezeichnet sind,
erstreckte sich aber der Mangel an Unterschei-
dungsvermögen nur auf gewisse Farben. Das
Auge sahe nur Blau, Gelb und zuweilen auch
Roth auf ähnliche Art wie ein gesundes Auge.
Alle übrige Farben erschienen als Abänderungen
oder Abstufungen von diesen. In dem einen der
beyden Fälle, die Nichols beschrieben hat,
erkannte ein eilfjähriger Knabe durch ein Prisma
nur drey Farben: Roth, Gelb und Purpur. In
dem andern erschien einem Manne von neun
und vierzig Jahren der Regenbogen als eine
Mischung von Gelb und Blau; die Mitte war
ihm gelb; gegen die Ränder zu sahe er ihn
blau. In den meisten dieser Beyspiele war die
unvollkommene Beschaffenheit des Gesichts ein
Familienfehler.
Unter den räumlichen Verhältnissen der
Körper sind die Gröſse, Gestalt, Lage, Entfer-
nung und Bewegung derselben begriffen. Wir
sehen diese Attribute der Körper als Attribute
derselben; aber wir erkennen sie als Verhältnisse
nur, indem wir sie zugleich auf unsere übrige
Sinne, besonders auf den des Getastes, bezie-
hen. Dieses Beziehen geschieht durch Urtheile,
jedoch durch Urtheile, die Resultate eines ange-
bohrnen, bewuſstlos und bey allen Individuen
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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