Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.auf das Getast zurückführen. Sehen ist Tasten Dieses wenn sie bey mehrern Individuen einer und derselben
Art oft und unter sehr verschiedenen Umständen angestellt wären, und doch auch dann nur einen Schluss auf grössere oder geringere Empfänglichkeit für den Ton des Schallmessers allein zulassen. Aus der Länge des Hörnerven, sowohl der absoluten, als der relativen, lässt sich nichts schliessen; diese Di- mension ist bey keinem Sinnesnerven, der nicht während seines Verlaufs Seitenzweige abgiebt, von Wichtigkeit. Das Verhältniss der Dicke des Hörner- ven zur blossen Länge des Gehirns lehrt ebenfalls nichts: denn bey einerley Länge des letztern können die übrigen Dimensionen desselben sehr verschieden seyn. In der Härte der verschiedenen Nervenpaare finden zwar Abstufungen bey einem und demselben Individuum statt; aber bey verschiedenen Individuen wechselt die Härte eines und desselben Nerven so sehr, dass eine sehr grosse Zahl von Beobachtungen erforderlich seyn würde, um die Unterschiede, die es in dieser Hinsicht unter den Arten der Thiere giebt, mit einiger Zuverlässigkeit auszumachen. Das Gewichtsverhältniss des Hörnerven zum ganzen Ge- hirn giebt eben so wenig Aufschlüsse über die Be- schaffenheit des Gehörs; jedes einzelne Hirnorgan kann bey einerley Exponenten dieses Verhältnisses auf die mannichfaltigste Weise abgeändert seyn. Ue- brigens finde ich auch, wenn ich aus den von Krimer angegebenen Ausmessungen und Abwägun- gen auf das Getast zurückführen. Sehen ist Tasten Dieses wenn sie bey mehrern Individuen einer und derselben
Art oft und unter sehr verschiedenen Umständen angestellt wären, und doch auch dann nur einen Schluſs auf gröſsere oder geringere Empfänglichkeit für den Ton des Schallmessers allein zulassen. Aus der Länge des Hörnerven, sowohl der absoluten, als der relativen, läſst sich nichts schlieſsen; diese Di- mension ist bey keinem Sinnesnerven, der nicht während seines Verlaufs Seitenzweige abgiebt, von Wichtigkeit. Das Verhältniſs der Dicke des Hörner- ven zur bloſsen Länge des Gehirns lehrt ebenfalls nichts: denn bey einerley Länge des letztern können die übrigen Dimensionen desselben sehr verschieden seyn. In der Härte der verschiedenen Nervenpaare finden zwar Abstufungen bey einem und demselben Individuum statt; aber bey verschiedenen Individuen wechselt die Härte eines und desselben Nerven so sehr, daſs eine sehr groſse Zahl von Beobachtungen erforderlich seyn würde, um die Unterschiede, die es in dieser Hinsicht unter den Arten der Thiere giebt, mit einiger Zuverlässigkeit auszumachen. Das Gewichtsverhältniſs des Hörnerven zum ganzen Ge- hirn giebt eben so wenig Aufschlüsse über die Be- schaffenheit des Gehörs; jedes einzelne Hirnorgan kann bey einerley Exponenten dieses Verhältnisses auf die mannichfaltigste Weise abgeändert seyn. Ue- brigens finde ich auch, wenn ich aus den von Krimer angegebenen Ausmessungen und Abwägun- gen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0440" n="422"/> auf das Getast zurückführen. Sehen ist Tasten<lb/> aus der Ferne, vermittelt durch das Licht.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dieses</fw><lb/><note next="#seg2pn_20_4" xml:id="seg2pn_20_3" prev="#seg2pn_20_2" place="foot" n="*)">wenn sie bey mehrern Individuen einer und derselben<lb/> Art oft und unter sehr verschiedenen Umständen<lb/> angestellt wären, und doch auch dann nur einen<lb/> Schluſs auf gröſsere oder geringere Empfänglichkeit<lb/> für den Ton des Schallmessers allein zulassen. Aus<lb/> der Länge des Hörnerven, sowohl der absoluten, als<lb/> der relativen, läſst sich nichts schlieſsen; diese Di-<lb/> mension ist bey keinem Sinnesnerven, der nicht<lb/> während seines Verlaufs Seitenzweige abgiebt, von<lb/> Wichtigkeit. Das Verhältniſs der Dicke des Hörner-<lb/> ven zur bloſsen Länge des Gehirns lehrt ebenfalls<lb/> nichts: denn bey einerley Länge des letztern können<lb/> die übrigen Dimensionen desselben sehr verschieden<lb/> seyn. In der Härte der verschiedenen Nervenpaare<lb/> finden zwar Abstufungen bey einem und demselben<lb/> Individuum statt; aber bey verschiedenen Individuen<lb/> wechselt die Härte eines und desselben Nerven so<lb/> sehr, daſs eine sehr groſse Zahl von Beobachtungen<lb/> erforderlich seyn würde, um die Unterschiede, die<lb/> es in dieser Hinsicht unter den Arten der Thiere<lb/> giebt, mit einiger Zuverlässigkeit auszumachen. Das<lb/> Gewichtsverhältniſs des Hörnerven zum ganzen Ge-<lb/> hirn giebt eben so wenig Aufschlüsse über die Be-<lb/> schaffenheit des Gehörs; jedes einzelne Hirnorgan<lb/> kann bey einerley Exponenten dieses Verhältnisses<lb/> auf die mannichfaltigste Weise abgeändert seyn. Ue-<lb/> brigens finde ich auch, wenn ich aus den von<lb/><hi rendition="#k">Krimer</hi> angegebenen Ausmessungen und Abwägun-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen</fw></note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [422/0440]
auf das Getast zurückführen. Sehen ist Tasten
aus der Ferne, vermittelt durch das Licht.
Dieses
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*) wenn sie bey mehrern Individuen einer und derselben
Art oft und unter sehr verschiedenen Umständen
angestellt wären, und doch auch dann nur einen
Schluſs auf gröſsere oder geringere Empfänglichkeit
für den Ton des Schallmessers allein zulassen. Aus
der Länge des Hörnerven, sowohl der absoluten, als
der relativen, läſst sich nichts schlieſsen; diese Di-
mension ist bey keinem Sinnesnerven, der nicht
während seines Verlaufs Seitenzweige abgiebt, von
Wichtigkeit. Das Verhältniſs der Dicke des Hörner-
ven zur bloſsen Länge des Gehirns lehrt ebenfalls
nichts: denn bey einerley Länge des letztern können
die übrigen Dimensionen desselben sehr verschieden
seyn. In der Härte der verschiedenen Nervenpaare
finden zwar Abstufungen bey einem und demselben
Individuum statt; aber bey verschiedenen Individuen
wechselt die Härte eines und desselben Nerven so
sehr, daſs eine sehr groſse Zahl von Beobachtungen
erforderlich seyn würde, um die Unterschiede, die
es in dieser Hinsicht unter den Arten der Thiere
giebt, mit einiger Zuverlässigkeit auszumachen. Das
Gewichtsverhältniſs des Hörnerven zum ganzen Ge-
hirn giebt eben so wenig Aufschlüsse über die Be-
schaffenheit des Gehörs; jedes einzelne Hirnorgan
kann bey einerley Exponenten dieses Verhältnisses
auf die mannichfaltigste Weise abgeändert seyn. Ue-
brigens finde ich auch, wenn ich aus den von
Krimer angegebenen Ausmessungen und Abwägun-
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