Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

und gab dieses an Matonabbi mit der Weisung,
dasselbe so bekannt wie möglich zu machen.
Der Feind Matonabbi's, der sich vollkommen
wohl befand, hatte kaum von dem Papier ge-
hört, als er trübsinnig wurde, sich weigerte Nah-
rung zu nehmen und in wenig Tagen starb. --
Gebt mir einen festen Punkt, sagte Archime-
des
, und ich will die Erde bewegen! Gleich
ihm kann der Unwissendste unter den Aerzten
sprechen: Gebt mir eine Handvoll Sand und
den festen Glauben der Menschen, dieser Sand
sey eine Panacee, und ich will mit jedem Korn
desselben eine schwere Krankheit heilen!

Auch bey den Thieren beobachten wir die-
ses Gesetz der physischen Wirkungen fixer Ideen.
Eine Folge desselben ist es, was Aristoteles h)
bemerkte, dass in manchen Fällen die Neigungen
der Thiere sich nach gewissen Handlungen ver-
ändern, so wie sonst ihre Handlungen sich nach
ihren Neigungen richten, und dass jene Verän-
derung zuweilen selbst einen Einfluss auf die
Organisation hat. "Dies", sagt der Stagirit, "ist
"vorzüglich bey den Vögeln der Fall. Hühner,
"die einen Hahn überwunden haben, krähen,
"und versuchen nach Art der Männchen andere
"Hühner zu besteigen. Auch wächst ihnen der
"Kamm und der Schwanz, so dass man nicht

"mehr
h) A. a. O. L. IX. c. 75.

und gab dieses an Matonabbi mit der Weisung,
dasselbe so bekannt wie möglich zu machen.
Der Feind Matonabbi’s, der sich vollkommen
wohl befand, hatte kaum von dem Papier ge-
hört, als er trübsinnig wurde, sich weigerte Nah-
rung zu nehmen und in wenig Tagen starb. —
Gebt mir einen festen Punkt, sagte Archime-
des
, und ich will die Erde bewegen! Gleich
ihm kann der Unwissendste unter den Aerzten
sprechen: Gebt mir eine Handvoll Sand und
den festen Glauben der Menschen, dieser Sand
sey eine Panacee, und ich will mit jedem Korn
desselben eine schwere Krankheit heilen!

Auch bey den Thieren beobachten wir die-
ses Gesetz der physischen Wirkungen fixer Ideen.
Eine Folge desselben ist es, was Aristoteles h)
bemerkte, daſs in manchen Fällen die Neigungen
der Thiere sich nach gewissen Handlungen ver-
ändern, so wie sonst ihre Handlungen sich nach
ihren Neigungen richten, und daſs jene Verän-
derung zuweilen selbst einen Einfluſs auf die
Organisation hat. “Dies”, sagt der Stagirit, “ist
„vorzüglich bey den Vögeln der Fall. Hühner,
„die einen Hahn überwunden haben, krähen,
„und versuchen nach Art der Männchen andere
„Hühner zu besteigen. Auch wächst ihnen der
„Kamm und der Schwanz, so daſs man nicht

„mehr
h) A. a. O. L. IX. c. 75.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0044" n="32"/>
und gab dieses an <hi rendition="#k">Matonabbi</hi> mit der Weisung,<lb/>
dasselbe so bekannt wie möglich zu machen.<lb/>
Der Feind <hi rendition="#k">Matonabbi</hi>&#x2019;s, der sich vollkommen<lb/>
wohl befand, hatte kaum von dem Papier ge-<lb/>
hört, als er trübsinnig wurde, sich weigerte Nah-<lb/>
rung zu nehmen und in wenig Tagen starb. &#x2014;<lb/>
Gebt mir einen festen Punkt, sagte <hi rendition="#k">Archime-<lb/>
des</hi>, und ich will die Erde bewegen! Gleich<lb/>
ihm kann der Unwissendste unter den Aerzten<lb/>
sprechen: Gebt mir eine Handvoll Sand und<lb/>
den festen Glauben der Menschen, dieser Sand<lb/>
sey eine Panacee, und ich will mit jedem Korn<lb/>
desselben eine schwere Krankheit heilen!</p><lb/>
            <p>Auch bey den Thieren beobachten wir die-<lb/>
ses Gesetz der physischen Wirkungen fixer Ideen.<lb/>
Eine Folge desselben ist es, was <hi rendition="#k">Aristoteles</hi> <note place="foot" n="h)">A. a. O. L. IX. c. 75.</note><lb/>
bemerkte, da&#x017F;s in manchen Fällen die Neigungen<lb/>
der Thiere sich nach gewissen Handlungen ver-<lb/>
ändern, so wie sonst ihre Handlungen sich nach<lb/>
ihren Neigungen richten, und da&#x017F;s jene Verän-<lb/>
derung zuweilen selbst einen Einflu&#x017F;s auf die<lb/>
Organisation hat. &#x201C;Dies&#x201D;, sagt der Stagirit, &#x201C;ist<lb/>
&#x201E;vorzüglich bey den Vögeln der Fall. Hühner,<lb/>
&#x201E;die einen Hahn überwunden haben, krähen,<lb/>
&#x201E;und versuchen nach Art der Männchen andere<lb/>
&#x201E;Hühner zu besteigen. Auch wächst ihnen der<lb/>
&#x201E;Kamm und der Schwanz, so da&#x017F;s man nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;mehr</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0044] und gab dieses an Matonabbi mit der Weisung, dasselbe so bekannt wie möglich zu machen. Der Feind Matonabbi’s, der sich vollkommen wohl befand, hatte kaum von dem Papier ge- hört, als er trübsinnig wurde, sich weigerte Nah- rung zu nehmen und in wenig Tagen starb. — Gebt mir einen festen Punkt, sagte Archime- des, und ich will die Erde bewegen! Gleich ihm kann der Unwissendste unter den Aerzten sprechen: Gebt mir eine Handvoll Sand und den festen Glauben der Menschen, dieser Sand sey eine Panacee, und ich will mit jedem Korn desselben eine schwere Krankheit heilen! Auch bey den Thieren beobachten wir die- ses Gesetz der physischen Wirkungen fixer Ideen. Eine Folge desselben ist es, was Aristoteles h) bemerkte, daſs in manchen Fällen die Neigungen der Thiere sich nach gewissen Handlungen ver- ändern, so wie sonst ihre Handlungen sich nach ihren Neigungen richten, und daſs jene Verän- derung zuweilen selbst einen Einfluſs auf die Organisation hat. “Dies”, sagt der Stagirit, “ist „vorzüglich bey den Vögeln der Fall. Hühner, „die einen Hahn überwunden haben, krähen, „und versuchen nach Art der Männchen andere „Hühner zu besteigen. Auch wächst ihnen der „Kamm und der Schwanz, so daſs man nicht „mehr h) A. a. O. L. IX. c. 75.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/44
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/44>, abgerufen am 20.04.2024.