Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schnecke macht bey den Säugthieren
anderthalb bis drey Windungen. Jene Zahl
findet sich beym Maulwurf, diese beym Fuchs
und Hunde. Dem Maulwurf zunächst steht in
dieser Rücksicht die Fledermaus, deren Schnecke
zwey Windungen hat; dann folgt das Pferd,
bey welchem die Zahl der letztern zwey und
ein Viertel beträgt, und hierauf der Mensch,
der Ochse, das Schwein, das Kaninchen und
die Katze, welche drittehalb Schneckenwindun-
gen haben n). Die halbcirkelförmigen Canäle,
sowohl die knöchernen, als die häutigen, sind
weit kleiner, hingegen die Erweiterungen der-
selben eben so gross beym Ochsen und Pferde
als beym Menschen o). Die längsten Bogen-
gänge bey den kleinsten Säcken des Vorhofs
fand ich beym Cyclopterus Lumpus; hingegen
sind jene sehr kurz und diese von beträchtlicher
Länge beym Hering.

Es ist zu vermuthen, dass auch diese Ver-
schiedenheiten auf gewisse Modifikationen des
Gehörs Bezug haben. Frägt man, auf welche?
so gestehe ich, keine befriedigende Antwort zu
haben. Wer es wagt, hierauf zu antworten,

dem
n) Nach Autenrieth's und Kerner's Untersuchungen.
A. a. O. S. 350 fg.
o) Scarpa a. a. O. S. II. C. 2. §. 4.
D d 3

Die Schnecke macht bey den Säugthieren
anderthalb bis drey Windungen. Jene Zahl
findet sich beym Maulwurf, diese beym Fuchs
und Hunde. Dem Maulwurf zunächst steht in
dieser Rücksicht die Fledermaus, deren Schnecke
zwey Windungen hat; dann folgt das Pferd,
bey welchem die Zahl der letztern zwey und
ein Viertel beträgt, und hierauf der Mensch,
der Ochse, das Schwein, das Kaninchen und
die Katze, welche drittehalb Schneckenwindun-
gen haben n). Die halbcirkelförmigen Canäle,
sowohl die knöchernen, als die häutigen, sind
weit kleiner, hingegen die Erweiterungen der-
selben eben so groſs beym Ochsen und Pferde
als beym Menschen o). Die längsten Bogen-
gänge bey den kleinsten Säcken des Vorhofs
fand ich beym Cyclopterus Lumpus; hingegen
sind jene sehr kurz und diese von beträchtlicher
Länge beym Hering.

Es ist zu vermuthen, daſs auch diese Ver-
schiedenheiten auf gewisse Modifikationen des
Gehörs Bezug haben. Frägt man, auf welche?
so gestehe ich, keine befriedigende Antwort zu
haben. Wer es wagt, hierauf zu antworten,

dem
n) Nach Autenrieth’s und Kerner’s Untersuchungen.
A. a. O. S. 350 fg.
o) Scarpa a. a. O. S. II. C. 2. §. 4.
D d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0433" n="415"/>
                <p>Die Schnecke macht bey den Säugthieren<lb/>
anderthalb bis drey Windungen. Jene Zahl<lb/>
findet sich beym Maulwurf, diese beym Fuchs<lb/>
und Hunde. Dem Maulwurf zunächst steht in<lb/>
dieser Rücksicht die Fledermaus, deren Schnecke<lb/>
zwey Windungen hat; dann folgt das Pferd,<lb/>
bey welchem die Zahl der letztern zwey und<lb/>
ein Viertel beträgt, und hierauf der Mensch,<lb/>
der Ochse, das Schwein, das Kaninchen und<lb/>
die Katze, welche drittehalb Schneckenwindun-<lb/>
gen haben <note place="foot" n="n)">Nach <hi rendition="#k">Autenrieth</hi>&#x2019;s und <hi rendition="#k">Kerner</hi>&#x2019;s Untersuchungen.<lb/>
A. a. O. S. 350 fg.</note>. Die halbcirkelförmigen Canäle,<lb/>
sowohl die knöchernen, als die häutigen, sind<lb/>
weit kleiner, hingegen die Erweiterungen der-<lb/>
selben eben so gro&#x017F;s beym Ochsen und Pferde<lb/>
als beym Menschen <note place="foot" n="o)"><hi rendition="#k">Scarpa</hi> a. a. O. S. II. C. 2. §. 4.</note>. Die längsten Bogen-<lb/>
gänge bey den kleinsten Säcken des Vorhofs<lb/>
fand ich beym Cyclopterus Lumpus; hingegen<lb/>
sind jene sehr kurz und diese von beträchtlicher<lb/>
Länge beym Hering.</p><lb/>
                <p>Es ist zu vermuthen, da&#x017F;s auch diese Ver-<lb/>
schiedenheiten auf gewisse Modifikationen des<lb/>
Gehörs Bezug haben. Frägt man, auf welche?<lb/>
so gestehe ich, keine befriedigende Antwort zu<lb/>
haben. Wer es wagt, hierauf zu antworten,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 3</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0433] Die Schnecke macht bey den Säugthieren anderthalb bis drey Windungen. Jene Zahl findet sich beym Maulwurf, diese beym Fuchs und Hunde. Dem Maulwurf zunächst steht in dieser Rücksicht die Fledermaus, deren Schnecke zwey Windungen hat; dann folgt das Pferd, bey welchem die Zahl der letztern zwey und ein Viertel beträgt, und hierauf der Mensch, der Ochse, das Schwein, das Kaninchen und die Katze, welche drittehalb Schneckenwindun- gen haben n). Die halbcirkelförmigen Canäle, sowohl die knöchernen, als die häutigen, sind weit kleiner, hingegen die Erweiterungen der- selben eben so groſs beym Ochsen und Pferde als beym Menschen o). Die längsten Bogen- gänge bey den kleinsten Säcken des Vorhofs fand ich beym Cyclopterus Lumpus; hingegen sind jene sehr kurz und diese von beträchtlicher Länge beym Hering. Es ist zu vermuthen, daſs auch diese Ver- schiedenheiten auf gewisse Modifikationen des Gehörs Bezug haben. Frägt man, auf welche? so gestehe ich, keine befriedigende Antwort zu haben. Wer es wagt, hierauf zu antworten, dem n) Nach Autenrieth’s und Kerner’s Untersuchungen. A. a. O. S. 350 fg. o) Scarpa a. a. O. S. II. C. 2. §. 4. D d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/433
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/433>, abgerufen am 19.05.2024.