Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

den Hörnerven annehmen, welcher statt finden
müsste, wenn die halbcirkelförmigen Canäle auf
die von Autenrieth und Kerner angegebene
Weise zur Wahrnehmung der Richtung des
Schalls dienen sollten. Und auch einen solchen
Fortgang eingeräumt, so lässt sich hier, wo
man Endursachen als Beweise für eine Meinung
anführt, noch einwenden, dass eine passendere
Organisation zu dem angeblichen Zweck als die
vorhandene möglich gewesen wäre. Eine Aus-
breitung des Hörnerven in vielen, strahlen-
förmig nach allen Seiten gerichteten Canälen
würde allem Anschein nach demselben besser
entsprochen haben, als die Verbindung dieses
Nerven mit drey bogenförmigen Röhren, deren
Enden in einander übergehen und von welchen
keine eine Erschütterung erleiden kann, wo-
von nicht auch die übrigen mittelbar getroffen
werden.

Ich glaube nicht, dass bey unsern geringen
Kenntnissen von der Fortpflanzung des Schalls
durch Flüssigkeiten und bey unserer gänzlichen
Unbekanntschaft mit der Natur des Lauts eine
ganz genügende Beantwortung der Fragen,
wozu die so eigene Gestalt der Bogengänge vor-
handen ist und welche Bedeutung die dreyfache
Zahl der letztern hat? möglich ist. Einige
Aufklärung hierüber scheint mir jedoch die

Vor-

den Hörnerven annehmen, welcher statt finden
müſste, wenn die halbcirkelförmigen Canäle auf
die von Autenrieth und Kerner angegebene
Weise zur Wahrnehmung der Richtung des
Schalls dienen sollten. Und auch einen solchen
Fortgang eingeräumt, so läſst sich hier, wo
man Endursachen als Beweise für eine Meinung
anführt, noch einwenden, daſs eine passendere
Organisation zu dem angeblichen Zweck als die
vorhandene möglich gewesen wäre. Eine Aus-
breitung des Hörnerven in vielen, strahlen-
förmig nach allen Seiten gerichteten Canälen
würde allem Anschein nach demselben besser
entsprochen haben, als die Verbindung dieses
Nerven mit drey bogenförmigen Röhren, deren
Enden in einander übergehen und von welchen
keine eine Erschütterung erleiden kann, wo-
von nicht auch die übrigen mittelbar getroffen
werden.

Ich glaube nicht, daſs bey unsern geringen
Kenntnissen von der Fortpflanzung des Schalls
durch Flüssigkeiten und bey unserer gänzlichen
Unbekanntschaft mit der Natur des Lauts eine
ganz genügende Beantwortung der Fragen,
wozu die so eigene Gestalt der Bogengänge vor-
handen ist und welche Bedeutung die dreyfache
Zahl der letztern hat? möglich ist. Einige
Aufklärung hierüber scheint mir jedoch die

Vor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0428" n="410"/>
den Hörnerven annehmen, welcher statt finden<lb/>&#x017F;ste, wenn die halbcirkelförmigen Canäle auf<lb/>
die von <hi rendition="#k">Autenrieth</hi> und <hi rendition="#k">Kerner</hi> angegebene<lb/>
Weise zur Wahrnehmung der Richtung des<lb/>
Schalls dienen sollten. Und auch einen solchen<lb/>
Fortgang eingeräumt, so lä&#x017F;st sich hier, wo<lb/>
man Endursachen als Beweise für eine Meinung<lb/>
anführt, noch einwenden, da&#x017F;s eine passendere<lb/>
Organisation zu dem angeblichen Zweck als die<lb/>
vorhandene möglich gewesen wäre. Eine Aus-<lb/>
breitung des Hörnerven in vielen, strahlen-<lb/>
förmig nach allen Seiten gerichteten Canälen<lb/>
würde allem Anschein nach demselben besser<lb/>
entsprochen haben, als die Verbindung dieses<lb/>
Nerven mit drey bogenförmigen Röhren, deren<lb/>
Enden in einander übergehen und von welchen<lb/>
keine eine Erschütterung erleiden kann, wo-<lb/>
von nicht auch die übrigen mittelbar getroffen<lb/>
werden.</p><lb/>
                <p>Ich glaube nicht, da&#x017F;s bey unsern geringen<lb/>
Kenntnissen von der Fortpflanzung des Schalls<lb/>
durch Flüssigkeiten und bey unserer gänzlichen<lb/>
Unbekanntschaft mit der Natur des Lauts eine<lb/>
ganz genügende Beantwortung der Fragen,<lb/>
wozu die so eigene Gestalt der Bogengänge vor-<lb/>
handen ist und welche Bedeutung die dreyfache<lb/>
Zahl der letztern hat? möglich ist. Einige<lb/>
Aufklärung hierüber scheint mir jedoch die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vor-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0428] den Hörnerven annehmen, welcher statt finden müſste, wenn die halbcirkelförmigen Canäle auf die von Autenrieth und Kerner angegebene Weise zur Wahrnehmung der Richtung des Schalls dienen sollten. Und auch einen solchen Fortgang eingeräumt, so läſst sich hier, wo man Endursachen als Beweise für eine Meinung anführt, noch einwenden, daſs eine passendere Organisation zu dem angeblichen Zweck als die vorhandene möglich gewesen wäre. Eine Aus- breitung des Hörnerven in vielen, strahlen- förmig nach allen Seiten gerichteten Canälen würde allem Anschein nach demselben besser entsprochen haben, als die Verbindung dieses Nerven mit drey bogenförmigen Röhren, deren Enden in einander übergehen und von welchen keine eine Erschütterung erleiden kann, wo- von nicht auch die übrigen mittelbar getroffen werden. Ich glaube nicht, daſs bey unsern geringen Kenntnissen von der Fortpflanzung des Schalls durch Flüssigkeiten und bey unserer gänzlichen Unbekanntschaft mit der Natur des Lauts eine ganz genügende Beantwortung der Fragen, wozu die so eigene Gestalt der Bogengänge vor- handen ist und welche Bedeutung die dreyfache Zahl der letztern hat? möglich ist. Einige Aufklärung hierüber scheint mir jedoch die Vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/428
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/428>, abgerufen am 22.11.2024.