Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.an jener Leitung lässt sich dem letztern aber Haupt- bey dem Hasen giebt es einen eigenen Canal, der zum runden Fenster führt, und bey dem Maulwurf fehlt der Vorhof fast ganz. Beyde lassen sich wegen dieser Abweichungen mit den übrigen Säugthieren nicht vergleichen. Ob bey der Fledermaus wirklich das runde Fenster dem ovalen an Grösse nachsteht, muss ich dahin gestellt seyn lassen. Nach Cuvier's Angabe (Lec. d'Anat. comp. T. II. p. 489.) soll gerade das Gegentheil statt finden. Ist Scarpa's Beobach- tung die richtige, so hat die Fledermaus ein rundes Fenster von einem geringen Umfang in Vergleichung mit dem eyförmigen bey einer sehr grossen Schnecke in Verhältniss gegen die halbcirkelförmigen Canäle, und diese Thatsache widerspricht dann dem obigen, von ihm aufgestellten Gesetz, wogegen sich ausser- dem auch das Beyspiel der Vögel anführen lässt, bey denen durchgängig das runde Fenster grösser als das ovale ist, obgleich bey den meisten die halbcir- kelförmigen Canäle ein grosses Uebergewicht über die Schnecke haben. **) Wäre Du Verney's Beobachtung gegründet, dass
zwischen den Schenkeln des Steigbügels eine Haut ausgespannt ist, die mit der Membran des eyförmi- gen Fenst[ers] zusammenhängt, so würde jene ebenfalls von an jener Leitung läſst sich dem letztern aber Haupt- bey dem Hasen giebt es einen eigenen Canal, der zum runden Fenster führt, und bey dem Maulwurf fehlt der Vorhof fast ganz. Beyde lassen sich wegen dieser Abweichungen mit den übrigen Säugthieren nicht vergleichen. Ob bey der Fledermaus wirklich das runde Fenster dem ovalen an Gröſse nachsteht, muſs ich dahin gestellt seyn lassen. Nach Cuvier’s Angabe (Leç. d’Anat. comp. T. II. p. 489.) soll gerade das Gegentheil statt finden. Ist Scarpa’s Beobach- tung die richtige, so hat die Fledermaus ein rundes Fenster von einem geringen Umfang in Vergleichung mit dem eyförmigen bey einer sehr groſsen Schnecke in Verhältniſs gegen die halbcirkelförmigen Canäle, und diese Thatsache widerspricht dann dem obigen, von ihm aufgestellten Gesetz, wogegen sich auſser- dem auch das Beyspiel der Vögel anführen läſst, bey denen durchgängig das runde Fenster gröſser als das ovale ist, obgleich bey den meisten die halbcir- kelförmigen Canäle ein groſses Uebergewicht über die Schnecke haben. **) Wäre Du Verney’s Beobachtung gegründet, daſs
zwischen den Schenkeln des Steigbügels eine Haut ausgespannt ist, die mit der Membran des eyförmi- gen Fenst[ers] zusammenhängt, so würde jene ebenfalls von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0414" n="396"/> an jener Leitung läſst sich dem letztern aber<lb/> nicht absprechen. Durch die Haut desselben<lb/> kann wenigstens an den Stellen, wo sie nicht<lb/> von der Knochensubstanz des Steigbügels bedeckt<lb/> ist, der Schall fortgepflanzt werden <note xml:id="seg2pn_18_1" next="#seg2pn_18_2" place="foot" n="**)">Wäre <hi rendition="#k">Du Verney’s</hi> Beobachtung gegründet, daſs<lb/> zwischen den Schenkeln des Steigbügels eine Haut<lb/> ausgespannt ist, die mit der Membran des eyförmi-<lb/> gen Fenst<supplied>ers</supplied> zusammenhängt, so würde jene ebenfalls<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw></note>. Die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Haupt-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_17_2" prev="#seg2pn_17_1" place="foot" n="*)">bey dem Hasen giebt es einen eigenen Canal, der<lb/> zum runden Fenster führt, und bey dem Maulwurf<lb/> fehlt der Vorhof fast ganz. Beyde lassen sich wegen<lb/> dieser Abweichungen mit den übrigen Säugthieren<lb/> nicht vergleichen. Ob bey der Fledermaus wirklich<lb/> das runde Fenster dem ovalen an Gröſse nachsteht,<lb/> muſs ich dahin gestellt seyn lassen. Nach <hi rendition="#k">Cuvier’s</hi><lb/> Angabe (Leç. d’Anat. comp. T. II. p. 489.) soll gerade<lb/> das Gegentheil statt finden. Ist <hi rendition="#k">Scarpa</hi>’s Beobach-<lb/> tung die richtige, so hat die Fledermaus ein rundes<lb/> Fenster von einem geringen Umfang in Vergleichung<lb/> mit dem eyförmigen bey einer sehr groſsen Schnecke<lb/> in Verhältniſs gegen die halbcirkelförmigen Canäle,<lb/> und diese Thatsache widerspricht dann dem obigen,<lb/> von ihm aufgestellten Gesetz, wogegen sich auſser-<lb/> dem auch das Beyspiel der Vögel anführen läſst, bey<lb/> denen durchgängig das runde Fenster gröſser als<lb/> das ovale ist, obgleich bey den meisten die halbcir-<lb/> kelförmigen Canäle ein groſses Uebergewicht über die<lb/> Schnecke haben.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [396/0414]
an jener Leitung läſst sich dem letztern aber
nicht absprechen. Durch die Haut desselben
kann wenigstens an den Stellen, wo sie nicht
von der Knochensubstanz des Steigbügels bedeckt
ist, der Schall fortgepflanzt werden **). Die
Haupt-
*)
**) Wäre Du Verney’s Beobachtung gegründet, daſs
zwischen den Schenkeln des Steigbügels eine Haut
ausgespannt ist, die mit der Membran des eyförmi-
gen Fensters zusammenhängt, so würde jene ebenfalls
von
*) bey dem Hasen giebt es einen eigenen Canal, der
zum runden Fenster führt, und bey dem Maulwurf
fehlt der Vorhof fast ganz. Beyde lassen sich wegen
dieser Abweichungen mit den übrigen Säugthieren
nicht vergleichen. Ob bey der Fledermaus wirklich
das runde Fenster dem ovalen an Gröſse nachsteht,
muſs ich dahin gestellt seyn lassen. Nach Cuvier’s
Angabe (Leç. d’Anat. comp. T. II. p. 489.) soll gerade
das Gegentheil statt finden. Ist Scarpa’s Beobach-
tung die richtige, so hat die Fledermaus ein rundes
Fenster von einem geringen Umfang in Vergleichung
mit dem eyförmigen bey einer sehr groſsen Schnecke
in Verhältniſs gegen die halbcirkelförmigen Canäle,
und diese Thatsache widerspricht dann dem obigen,
von ihm aufgestellten Gesetz, wogegen sich auſser-
dem auch das Beyspiel der Vögel anführen läſst, bey
denen durchgängig das runde Fenster gröſser als
das ovale ist, obgleich bey den meisten die halbcir-
kelförmigen Canäle ein groſses Uebergewicht über die
Schnecke haben.
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Zitationshilfe: | Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/414>, abgerufen am 16.07.2024. |