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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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gellos und unzweckmässig sind, sobald sie nicht
von dem Verstande und der Vernunft beherrscht
werden, ohne unser Bewusstseyn unendlich
zweckmässiger als unter Leitung der höhern See-
lenkräfte wirken kann? Warum Bilder, die sich
auf den innern Zustand des Körpers, oder auf
das Verhältniss desselben zur äussern Welt be-
ziehen und wodurch zweckmässige Handlungen
veranlasst werden, bey dem Thier im gesunden,
bey dem Menschen aber nur im krankhaften Zu-
stande, oder in seltenen Fällen ohne Zuthun der
höhern Seelenkräfte entstehen? Dem, der die
erste dieser Fragen thut, können wir auf die im
vorigen Buche a) enthaltenen Bemerkungen über
Muttermäler verweisen, und für Den, welchem
Beweise für ein geistiges Wirken der Mutter
auf die Bildung der Frucht hier nicht hinrei-
chend sind, führen wir folgende Beyspiele an.

Hoffmann schrieb eine eigene Ahhandlung b)
über einen jungen Menschen, der nach dem ver-
meinten Anblick eines Gespensts Convulsionen
mit Geistesverwirrung bekam, wobey der son-
derbare Umstand statt fand, dass der Fuss, woran
er von dem Gespenst ergriffen zu seyn glaubte,
entzündet wurde und in Eiterung überging.

Tissot
a) Biologie. Bd. 5. S. 465 fg.
b) Morbus convulsivus a viso spectro. Jenae 1680.

gellos und unzweckmäſsig sind, sobald sie nicht
von dem Verstande und der Vernunft beherrscht
werden, ohne unser Bewuſstseyn unendlich
zweckmäſsiger als unter Leitung der höhern See-
lenkräfte wirken kann? Warum Bilder, die sich
auf den innern Zustand des Körpers, oder auf
das Verhältniſs desselben zur äuſsern Welt be-
ziehen und wodurch zweckmäſsige Handlungen
veranlaſst werden, bey dem Thier im gesunden,
bey dem Menschen aber nur im krankhaften Zu-
stande, oder in seltenen Fällen ohne Zuthun der
höhern Seelenkräfte entstehen? Dem, der die
erste dieser Fragen thut, können wir auf die im
vorigen Buche a) enthaltenen Bemerkungen über
Muttermäler verweisen, und für Den, welchem
Beweise für ein geistiges Wirken der Mutter
auf die Bildung der Frucht hier nicht hinrei-
chend sind, führen wir folgende Beyspiele an.

Hoffmann schrieb eine eigene Ahhandlung b)
über einen jungen Menschen, der nach dem ver-
meinten Anblick eines Gespensts Convulsionen
mit Geistesverwirrung bekam, wobey der son-
derbare Umstand statt fand, daſs der Fuſs, woran
er von dem Gespenst ergriffen zu seyn glaubte,
entzündet wurde und in Eiterung überging.

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a) Biologie. Bd. 5. S. 465 fg.
b) Morbus convulsivus a viso spectro. Jenae 1680.
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[29/0041] gellos und unzweckmäſsig sind, sobald sie nicht von dem Verstande und der Vernunft beherrscht werden, ohne unser Bewuſstseyn unendlich zweckmäſsiger als unter Leitung der höhern See- lenkräfte wirken kann? Warum Bilder, die sich auf den innern Zustand des Körpers, oder auf das Verhältniſs desselben zur äuſsern Welt be- ziehen und wodurch zweckmäſsige Handlungen veranlaſst werden, bey dem Thier im gesunden, bey dem Menschen aber nur im krankhaften Zu- stande, oder in seltenen Fällen ohne Zuthun der höhern Seelenkräfte entstehen? Dem, der die erste dieser Fragen thut, können wir auf die im vorigen Buche a) enthaltenen Bemerkungen über Muttermäler verweisen, und für Den, welchem Beweise für ein geistiges Wirken der Mutter auf die Bildung der Frucht hier nicht hinrei- chend sind, führen wir folgende Beyspiele an. Hoffmann schrieb eine eigene Ahhandlung b) über einen jungen Menschen, der nach dem ver- meinten Anblick eines Gespensts Convulsionen mit Geistesverwirrung bekam, wobey der son- derbare Umstand statt fand, daſs der Fuſs, woran er von dem Gespenst ergriffen zu seyn glaubte, entzündet wurde und in Eiterung überging. Tissot a) Biologie. Bd. 5. S. 465 fg. b) Morbus convulsivus a viso spectro. Jenae 1680.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/41>, abgerufen am 28.03.2024.