gesogen und durch Schleim ersetzt. Eine solche Schleimanhäufung fand er in zwey Leichen, in welchen diese Röhren verstopft waren.
Die letztere der beyden obigen Bestimmun- gen schrieb schon Boerhaavem) der Eusta- chischen Röhre zu. Er verband aber mit die- ser Meinung noch eine zweyte, die, obgleich auch von manchen spätern Schriftstellern wie- derholt, sich doch keineswegs vertheidigen lässt, indem er annahm, durch die Eustachische Röhre würden auch die Schallschwingungen, die in die Mundhöhle gelangen, zum innern Ohr ge- leitet. Die einfache Thatsache, dass man bey vollig verstopften Ohren das Schlagen einer Taschenuhr nicht hört, die man in den offenen Mund hält, ohne die Zähne damit zu berühren, würde allein schon das Gegentheil beweisen, wenn auch nicht der ganze Bau der Eustachi- schen Röhre, besonders der Umstand, dass ihre Mündung nicht nach der Mundhöhle hin ge- richtet ist, ihr geringer Durchmesser und der schleimige Ueberzug ihrer innern Fläche, jener Meinung widersprächen n). Man hat sich auf die Thatsache berufen, dass Kinder, Ungebildete und Harthörige beym aufmerksamen Hören den
Mund
m) Praelect. acad. Vol. III. p. 215.
n)Köllner in Reil's Archiv. f. d. Physiol. B. 2. S. 18.
gesogen und durch Schleim ersetzt. Eine solche Schleimanhäufung fand er in zwey Leichen, in welchen diese Röhren verstopft waren.
Die letztere der beyden obigen Bestimmun- gen schrieb schon Boerhaavem) der Eusta- chischen Röhre zu. Er verband aber mit die- ser Meinung noch eine zweyte, die, obgleich auch von manchen spätern Schriftstellern wie- derholt, sich doch keineswegs vertheidigen läſst, indem er annahm, durch die Eustachische Röhre würden auch die Schallschwingungen, die in die Mundhöhle gelangen, zum innern Ohr ge- leitet. Die einfache Thatsache, daſs man bey vollig verstopften Ohren das Schlagen einer Taschenuhr nicht hört, die man in den offenen Mund hält, ohne die Zähne damit zu berühren, würde allein schon das Gegentheil beweisen, wenn auch nicht der ganze Bau der Eustachi- schen Röhre, besonders der Umstand, daſs ihre Mündung nicht nach der Mundhöhle hin ge- richtet ist, ihr geringer Durchmesser und der schleimige Ueberzug ihrer innern Fläche, jener Meinung widersprächen n). Man hat sich auf die Thatsache berufen, daſs Kinder, Ungebildete und Harthörige beym aufmerksamen Hören den
Mund
m) Praelect. acad. Vol. III. p. 215.
n)Köllner in Reil’s Archiv. f. d. Physiol. B. 2. S. 18.
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gesogen und durch Schleim ersetzt. Eine solche
Schleimanhäufung fand er in zwey Leichen, in
welchen diese Röhren verstopft waren.
Die letztere der beyden obigen Bestimmun-
gen schrieb schon Boerhaave m) der Eusta-
chischen Röhre zu. Er verband aber mit die-
ser Meinung noch eine zweyte, die, obgleich
auch von manchen spätern Schriftstellern wie-
derholt, sich doch keineswegs vertheidigen läſst,
indem er annahm, durch die Eustachische Röhre
würden auch die Schallschwingungen, die in
die Mundhöhle gelangen, zum innern Ohr ge-
leitet. Die einfache Thatsache, daſs man bey
vollig verstopften Ohren das Schlagen einer
Taschenuhr nicht hört, die man in den offenen
Mund hält, ohne die Zähne damit zu berühren,
würde allein schon das Gegentheil beweisen,
wenn auch nicht der ganze Bau der Eustachi-
schen Röhre, besonders der Umstand, daſs ihre
Mündung nicht nach der Mundhöhle hin ge-
richtet ist, ihr geringer Durchmesser und der
schleimige Ueberzug ihrer innern Fläche, jener
Meinung widersprächen n). Man hat sich auf
die Thatsache berufen, daſs Kinder, Ungebildete
und Harthörige beym aufmerksamen Hören den
Mund
m) Praelect. acad. Vol. III. p. 215.
n) Köllner in Reil’s Archiv. f. d. Physiol. B. 2. S. 18.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/406>, abgerufen am 22.11.2024.
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