zeugen. Je kreisförmiger das Trommelfell eines Thiers ist, ein desto grösserer Theil desselben wird nach dieser Ansicht durch seine Schwin- gungen tiefen Tönen entsprechen; je elliptischer es ist, desto mehr wird es in Einklang mit höhern Tönen stehen. Mit dieser Meinung finden jene Schriftsteller auch ihre, im ersten Kapitel des gegenwärtigen Abschnitts erwähn- ten Versuche über die Empfänglichkeit des Ge- hörs mehrerer Thiere für hohe und tiefe Töne übereinstimmend. Gegen die Voraussetzung, dass es verstattet sey, die Radii des Trommel- fells als eben so viele gespannte Saiten anzu- sehen, lässt sich indess schon Manches erinnern. Cooperf) erzählt ein Beyspiel von einem jungen Manne, dem das Trommelfell beyder Ohren durch Eiterung sehr verletzt war, und welcher zwar nicht in solcher Ferne wie Per- sonen mit gesundem Ohr hörte, aber dennoch sehr gut die Flöte blies und sogar in Concerten mitspielte. Nach diesem Fall ist also das Trommelfell nur Bedingung des Vermögens, ferne Töne zu vernehmen, nicht aber der Em- pfänglichkeit für hohe und niedere Töne. Wenn man aber auch jene Annahme gelten lässt, so ist doch bey der obigen Folgerung ausser Acht gelassen, dass der Hammer nicht bey allen
Thie-
f) Philos. Transact. Y. 1800. p. 154. 155.
VI. Bd. B b
zeugen. Je kreisförmiger das Trommelfell eines Thiers ist, ein desto gröſserer Theil desselben wird nach dieser Ansicht durch seine Schwin- gungen tiefen Tönen entsprechen; je elliptischer es ist, desto mehr wird es in Einklang mit höhern Tönen stehen. Mit dieser Meinung finden jene Schriftsteller auch ihre, im ersten Kapitel des gegenwärtigen Abschnitts erwähn- ten Versuche über die Empfänglichkeit des Ge- hörs mehrerer Thiere für hohe und tiefe Töne übereinstimmend. Gegen die Voraussetzung, daſs es verstattet sey, die Radii des Trommel- fells als eben so viele gespannte Saiten anzu- sehen, läſst sich indeſs schon Manches erinnern. Cooperf) erzählt ein Beyspiel von einem jungen Manne, dem das Trommelfell beyder Ohren durch Eiterung sehr verletzt war, und welcher zwar nicht in solcher Ferne wie Per- sonen mit gesundem Ohr hörte, aber dennoch sehr gut die Flöte blies und sogar in Concerten mitspielte. Nach diesem Fall ist also das Trommelfell nur Bedingung des Vermögens, ferne Töne zu vernehmen, nicht aber der Em- pfänglichkeit für hohe und niedere Töne. Wenn man aber auch jene Annahme gelten läſst, so ist doch bey der obigen Folgerung auſser Acht gelassen, daſs der Hammer nicht bey allen
Thie-
f) Philos. Transact. Y. 1800. p. 154. 155.
VI. Bd. B b
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0397"n="379"/>
zeugen. Je kreisförmiger das Trommelfell eines<lb/>
Thiers ist, ein desto gröſserer Theil desselben<lb/>
wird nach dieser Ansicht durch seine Schwin-<lb/>
gungen tiefen Tönen entsprechen; je elliptischer<lb/>
es ist, desto mehr wird es in Einklang mit<lb/>
höhern Tönen stehen. Mit dieser Meinung<lb/>
finden jene Schriftsteller auch ihre, im ersten<lb/>
Kapitel des gegenwärtigen Abschnitts erwähn-<lb/>
ten Versuche über die Empfänglichkeit des Ge-<lb/>
hörs mehrerer Thiere für hohe und tiefe Töne<lb/>
übereinstimmend. Gegen die Voraussetzung,<lb/>
daſs es verstattet sey, die Radii des Trommel-<lb/>
fells als eben so viele gespannte Saiten anzu-<lb/>
sehen, läſst sich indeſs schon Manches erinnern.<lb/><hirendition="#k">Cooper</hi><noteplace="foot"n="f)">Philos. Transact. Y. 1800. p. 154. 155.</note> erzählt ein Beyspiel von einem<lb/>
jungen Manne, dem das Trommelfell beyder<lb/>
Ohren durch Eiterung sehr verletzt war, und<lb/>
welcher zwar nicht in solcher Ferne wie Per-<lb/>
sonen mit gesundem Ohr hörte, aber dennoch<lb/>
sehr gut die Flöte blies und sogar in Concerten<lb/>
mitspielte. Nach diesem Fall ist also das<lb/>
Trommelfell nur Bedingung des Vermögens,<lb/>
ferne Töne zu vernehmen, nicht aber der Em-<lb/>
pfänglichkeit für hohe und niedere Töne. Wenn<lb/>
man aber auch jene Annahme gelten läſst, so<lb/>
ist doch bey der obigen Folgerung auſser Acht<lb/>
gelassen, daſs der Hammer nicht bey allen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Thie-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">VI. Bd.</hi> B b</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[379/0397]
zeugen. Je kreisförmiger das Trommelfell eines
Thiers ist, ein desto gröſserer Theil desselben
wird nach dieser Ansicht durch seine Schwin-
gungen tiefen Tönen entsprechen; je elliptischer
es ist, desto mehr wird es in Einklang mit
höhern Tönen stehen. Mit dieser Meinung
finden jene Schriftsteller auch ihre, im ersten
Kapitel des gegenwärtigen Abschnitts erwähn-
ten Versuche über die Empfänglichkeit des Ge-
hörs mehrerer Thiere für hohe und tiefe Töne
übereinstimmend. Gegen die Voraussetzung,
daſs es verstattet sey, die Radii des Trommel-
fells als eben so viele gespannte Saiten anzu-
sehen, läſst sich indeſs schon Manches erinnern.
Cooper f) erzählt ein Beyspiel von einem
jungen Manne, dem das Trommelfell beyder
Ohren durch Eiterung sehr verletzt war, und
welcher zwar nicht in solcher Ferne wie Per-
sonen mit gesundem Ohr hörte, aber dennoch
sehr gut die Flöte blies und sogar in Concerten
mitspielte. Nach diesem Fall ist also das
Trommelfell nur Bedingung des Vermögens,
ferne Töne zu vernehmen, nicht aber der Em-
pfänglichkeit für hohe und niedere Töne. Wenn
man aber auch jene Annahme gelten läſst, so
ist doch bey der obigen Folgerung auſser Acht
gelassen, daſs der Hammer nicht bey allen
Thie-
f) Philos. Transact. Y. 1800. p. 154. 155.
VI. Bd. B b
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/397>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.